Radfahren & Impotenz: Fahrradsattel richtig einstellen

Erektionsstörungen sind bei Radsportlern häufiger: Eine Untersuchung bei 1786 männlichen Radsportlern ergab, dass die Rate der Erektionsstörungen zwei- bis dreimal höher lag als bei Nicht-Radsportlern der selben Altersgruppe. Vorbeugen können Sie, indem Sie Ihren Sattel richtig einstellen.

FahrradfahrerWieso Fahrradfahren impotent machen kann

Um zu verstehen, warum eine erektile Dysfunktion durch Radfahren verursacht werden kann, müssen einige Besonderheiten der männlichen Physiologie und Anatomie bekannt sein:

Der Penis besteht aus einem elastischen Gewebe und setzt sich überwiegend aus paarig angelegten Schwellkörpern zusammen. Während einer sexuellen Stimulation füllen sich diese beiden Schwellkörper mit Blut, bis der Penis hart und erigiert ist. Nach Ende der Stimulation oder nach einer Ejakulation fließt das Blut wieder ab und der Penis erschlafft. Auslöser für diesen erhöhten Blutfluss sind nervale Impulse, die im Gehirn entstehen und über das Rückenmark zum Penis gelangen. Alle diesbezüglichen wichtigen Leitungen (Nerven, Blutgefäße) liegen zusammen in einem Bereich zwischen den Beckenknochen, dem sogenannten Perineum.

Wenn ein Mann auf einem Fahrradsattel sitzt, lastet ein großer Teil seines Oberkörpergewichts auf der Arterie, die den Penis mit Blut versorgt. Hierdurch wird Druck auf die Arterien und Nerven ausgeübt, die zum Penis führen. Da diese Gefäße und Leitungsbahnen im Wesentlichen ungeschützt sind, ist die Gefahr, sie zu beschädigen, relativ groß. Zusätzlich kann der Nerv, der für die Erektion wichtig ist, gegen den Schambeinknochen gedrückt werden. Dies wird durch die Vorwärtsneigung des Oberkörpers hervorgerufen. Diese Kompression durch den Fahrradsattel vermindert ebenfalls die Blutzufuhr zum Penis. Eine weitere Gefährdung entsteht vermutlich durch den chronisch einwirkenden Satteldruck.

Animation

Darüber hinaus kann auch die perineale Kompression, also der Bereich zwischen den Beckenknochen, während des Radfahrens Ursache für Erektionsstörungen sein. Die Kompression führt zu einer Minderdurchblutung des Penis. Dies geht mit einer verminderten Sauerstoffversorgung einher und hat eine Gewebsveränderung (penile Fibrosierung) zur Folge. Das Resultat sind verminderte Erektionen bis hin zu Erektionsstörungen.

Was können Betroffene machen?

Wenn Sie unter Erektionsstörungen leiden oder diese befürchten, sollten Sie einen Facharzt für Männergesundheit konsultieren. Dieser stellt eine ausführliche Diagnose, um die Ursache Ihrer Beschwerden festzustellen. Hierzu wird es einen speziellen Fragebogen geben. Darüber hinaus erfolgt eine gezielte körperliche Untersuchung sowie eine spezielle Untersuchung der Durchblutung des Penis, beispielsweise mittels einer Doppler-Duplex-Sonographie.

Mehr zur Diagnose und worauf Sie bei Ihrer Arztwahl achten sollten lesen Sie hier.

Spezielle Untersuchung mit dem eigenen Sattel und Fahrrad

Wir bieten unseren Patienten ein spezielles Diagnoseverfahren an, um zu ermitteln, inwieweit das Fahrradfahren bereits zu Erektionsproblemen geführt hat bzw. führen kann. Hierzu bringen Betroffene ihre Sättel und ggf. ihr Fahrrad mit. Während des Radfahrens auf dem eigenen Sattel erfassen wir die Durchblutung mittels einer speziell entwickelten Elektrode, die an den Penis gelegt wird. Diese ermöglicht es uns, während des Radfahrens unter Laborbedingungen eine Messung vorzunehmen.

Hier können Sie die Video-Aufzeichnung einer Messung bei einem schlecht eingestellten Fahrrad sehen.

Das Fahrrad kann im Anschluss so eingestellt werden, dass die Durchblutung nicht eingeschränkt wird. Auf Wunsch können auch andere Sättel getestet werden, bis ein entsprechend geeigneter Sattel gefunden ist. Denn die Anatomie kann von Mann zu Mann sehr unterschiedlich sein.

Aber: Radfahren fördert die Gesundheit

Radfahren fördert die Ausdauer, schont die Gelenke und ist als Breitensport für fast jeden geeignet. Kaum eine Sportart ist vom Kraftaufwand her ökonomischer als das Radfahren.

Selbst bei geringen Geschwindigkeiten kann die Ausdauer gefördert werden. Herz, Lunge und Atemfunktionen werden kräftiger. Die Bewegung an der frischen Luft hat zudem einen positiven Effekt auf das Immunsystem. Und schließlich tut das Radfahren auch der Seele gut: Das Strampeln baut Stress ab.

Besonders geeignet für...

Gerade für Übergewichtige ist Radfahren als Ausgleichssport zu empfehlen, weil Bänder, Sehnen und Gelenke nicht überlastet werden. Dies gilt auch für Menschen mit Gelenkbeschwerden und Arthrose an Hüft-, Knie- oder Sprunggelenken.

Wichtig: Keine zu großen Gänge einstellen, besser mit möglichst kleinen Übersetzungen und einer relativ hohen Trittfrequenz radeln. Auch nach einer Meniskus- oder Kreuzbandoperation ist Radeln eine der ersten Sportarten, die auf sanfte Weise das Gelenk wieder beweglicher machen und kräftigt. So kann einer Rückbildung (Atrophie) der Muskulatur vorgebeugt und die Gelenkfunktion frühzeitig verbessert werden.

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Kann Fahrradfahren eine sexuelle Dysfunktion verursachen?

Grundsätzlich ist das Radfahren eine großartige körperliche Übung. Männer und Frauen sollten dabei jedoch ihre sexuelle Gesundheit im Blick behalten. Daher ist es wichtig, einen passenden Sattel auszuwählen, der eine gesundheitlich unbedenkliche Sitzposition ermöglicht. Ebenso essentiell sind eine richtige Fahrradeinstellung und die Positionierung des Lenkers. Und auch auf die Technik des Radfahrens und eine geeignete Dauer ist zu achten.

Wenn man auf dem Sattel Platz nimmt, kommt es zu einer Erhöhung des Drucks im Perineum. Bei Männern ist das das Gebiet zwischen Hodensack und Anus, bei Frauen das Gebiet zwischen der Vulva, dem äußerlich sichtbaren Geschlecht. Insgesamt erstreckt sich die perineale Region vom Scheideneingang bis zum Venushügel und dem Anus. 

In der perinealen Region gibt es viele Nerven, die sehr wichtig für die Sensibilität des Genitals sind. Wenn diese Nerven eine Kompression erfahren bzw. Dauerdruck haben – wie etwa beim Radfahren – kann es zu Taubheitsgefühlen in dieser Region kommen. Bei Männern verlaufen im Perineum auch die für eine Erektion wichtigen Arterien. Ein Sattel, der Druck auf diese Region ausübt, ruft möglicherweise eine Kompression dieser Arterien hervor. Wenn der Mann sexuell stimuliert wird, kann es daher Probleme geben, weil das Blut nicht ungehindert in den Penis fließen kann. Denn für eine gute Erektion benötigt man einen guten Blutfluss – eine Blockade im Blutfluss kann zu einer erektilen Dysfunktion (ED) führen.

Wie Sie Erektionsstörungen und Problemen beim Radfahren vorbeuten

Es gibt ein paar Punkte, die Männer und Frauen beachten können, um ihre sexuelle Gesundheit beim Fahrradfahren zu schützen. Fahrradfahrer, die Taubheitsgefühle in der Genitalregion verspüren, sollten so lange mit dem Radeln aufhören, bis das Taubheitsgefühl verschwunden ist. Teilweise ist es auch hilfreich, vom Sattel aufzustehen und etwas herumzulaufen oder in stehender Position weiterzufahren. Dadurch wird der perineale Druck genommen.

Männer sollten einen geeigneten Sattel auswählen. Einige Männer verwenden einen sogenannten "Keine-Nase-Sattel". Dieser erhöht den Druck auf die Sitzbeinhöcker – statt auf das Perineum. Zusätzlich sollten das Fahrrad und der Sattel individuell eingestellt werden. Es ist ratsam, dass die Nasenspitze des Sattels nicht nach oben gerichtet ist und somit auf die perineale Region drückt.

Gute Fahrradläden beraten entsprechend und sie stellen das Rad inklusive Sattel so ein, dass es nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt.

Bei Frauen kann die Stellung des Lenkers zu Problemen führen. Lenker, die niedriger als der Sattel oder extrem nach unten gebogen sind, führen möglicherweise zu einem erhöhten Druck im perinealen Bereich. Eine gepolsterte Fahrradkleidung macht ebenfalls Sinn. Sollten die Taubheitsgefühle im genitalen Bereich länger bestehen, ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen.