Prostatitis: Starke Schmerzen im Beckenbereich können darauf hindeuten

Dass die Prostata entzündet ist, kommt bei Männern relativ häufig vor, in jedem Alter. Doch trotz der typischen und oft schmerzhaften Symptome konsultieren viele Männer nicht sofort den Arzt. Schwere Komplikationen können die Folge sein.

Wenn Männer häufig die Toilette aufsuchen müssen und / oder starke Schmerzen in der Beckenregion, im Analbereich oder beim Wasserlassen verspüren, kommen dafür unterschiedliche Gründe in Betracht. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß, dass eine Prostataentzündung (Prostatitis) vorliegt.

Besteht diese bereits seit mehreren Monaten und/oder kehrt sie immer wieder, ist sie chronisch. Bei der Diagnosestellung differenziert man zwischen entzündlicher und nichtentzündlicher Form. Urinuntersuchungen und Untersuchungen des Ejakulats bringen die erforderliche Klarheit.

Für alle Formen der Prostataentzündung gilt: Da, wo Symptome vorhanden sind, kann das für den Betroffenen große Konsequenzen haben. Die Schmerzen schränken die Lebensqualität derart ein, dass das Aufsuchen eines versierten Arztes unumgänglich wird. Wie bei vielen Indikationsstellungen in der Medizin gilt auch für die Behandlung der Prostatitis: Vor der Therapie sollte eine ausführliche diagnostische Untersuchung stehen.

Klassischerweise werden die Symptome einer Prostataentzündung wie folgt unterteilt

1. Akute (bakterielle) Prostatitis (AP)

Hier sind Bakterien die Ursache des entzündlichen Prozesses, der dann für die akute Schmerzauslösung verantwortlich zeichnet.

2. Chronische (bakterielle) Prostatitis (CP)

Diese Form der Prostataentzündung wird ebenfalls durch Bakterien ausgelöst. Die Schmerzen in der Prostata- bzw. Beckenregion dauern zumeist über mehrere Monate hinweg an oder kehren immer wieder.

3. Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CBSS) / chronische (abakterielle) Prostatitis

Hier gibt es als Ursache keinen Bakteriennachweis. Unterschieden werden zwei Formen – die entzündliche Form (A) und die nicht-entzündliche Form (B). Bei der Therapie der nicht-entzündlichen Variante, die die Lebensqualität der Patienten oftmals sehr stark einschränkt, gibt es mit der Neuromodulation einen sehr interessanten Therapieansatz. Dieser beeinflusst das Schmerzauftreten, die Schmerzintensität und das Schmerzempfinden. Wir empfehlen folgendes Komplettpaket zur Therapie (externer Link).

4. Asymptomatische entzündliche Prostatitis

Bei dieser Form der Prostataentzündung klagen die meisten Betroffenen nicht über Symptome wie Schmerzen in der Beckenregion oder Brennen in der Harnröhre. Aus diesem Grund wird die Asymptomatische entzündliche Prostatitis normalerweise rein zufällig entdeckt. Zum Beispiel, indem im Prostatasekret oder im Ejakulat entzündliche Zellen aufgefunden werden. Auch bei operativen oder diagnostischen Eingriffen in der Prostata kann die Asymptomatische entzündliche Prostatitis quasi „en passant“ ein Befund sein. In den meisten Fällen wird dann ein mikroskopischer histologischer Nachweis erforderlich. Daher wird diese Form der Prostataentzündung auch als „histologische Prostatitis“ bezeichnet.

 

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Die akute bakterielle Prostatitis

Die Beschwerdesymptome, die infolge einer akuten Prostatitis auftreten, haben es in sich. Fast immer treten starke lokale Schmerzen in der Dammregion auf, die teilweise auch mit Fieber und Schüttelfrost einhergehen. Dazu kommt häufig Pollakisurie: Die Betroffenen müssen dann ständig auf die Toilette gehen, um Wasser zu lassen. Und das kann ebenfalls sehr schmerzhaft sein, weil es in der Harnröhre brennt – von Erleichterung kann dann keine Rede sein. Oft ist der Harnstrahl auch abgeschwächt. Oder es treten Probleme auf, die Blase vollständig zu entleeren (Harnverhalt). Manchmal kommt es sogar zu einem Ausfluss aus der Harnröhre oder zu Schmerzen bei der Ejakulation.

Verursacht wird diese Form der Prostatitis – der Name verrät es – in der Regel durch Bakterien: Die Therapie der Wahl ist folglich die Gabe von Antibiotika. Es kann aber auch sein, dass andere Krankheitskeime, beispielsweise Pilzinfektionen, eine Akute (bakterielle) Prostatitis auslösen. Insofern wäre das Wort „bakteriell“ natürlich unpassend. Die Krankheitserreger gelangen auf unterschiedlichen Wegen in das Prostatagewebe. Zum Beispiel über die Harnröhre oder die Harnblase – zwei Strukturen, die der Prostata anatomisch sehr nahe sind. Eine Harnröhrenentzündung nennt man übrigens Urethritis und eine Harnblasenentzündung Zystitis.

Veränderungen an der Harnröhre können eine Prostatitis begünstigen, zum Beispiel, wenn Strikturen oder Stenosen, das sind hochgradige Verengungen, vorliegen. Aber auch eine Vorhautverengung (Phimose) kann Ausgangspunkt einer akuten Prostatitis sein. Wenn die Vorhaut besonders eng ist, können sich vermehrt Keime ansammeln – die Hygiene fällt dann logischerweise schwer. Da gilt, es, aktiv zu werden. Mitunter passiert es auch, dass die Krankheitserreger beim Geschlechtsverkehr die Urethra (Harnröhre) „hochwandern“, STIs – das sind sexuell übertragbare Erreger – können hier eine Ursache sein. Andererseits ist es auch möglich, dass die Keime über die Samenleiter (Ductus defference), über die Samenblase bzw. über den Nebenhoden oder den Hoden kommen. Mögliche Folgen: eine Hodenentzündung (Orchitis), eine Nebenhodenentzündung (Epedidymitis) oder eine Samenblasenentzündung (Spermatozystitis). Sie alle bedürfen unbedingt einer Behandlung.

Aber es gibt auch andere Wege. Beispielsweise können Bakterien von Entzündungsherden an allen anderen Stellen des Körpers in die Becken-Region gelangen, unter anderem über das Blut (z.B. Zahnfleischentzündungen) oder die Lymphgefäße (z.B. Entzündungen im Darmbereich). Und natürlich kann auch der behandelnde Arzt in ganz seltenen Fällen eine Infektion verursachen, etwa wenn er bei einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) über die Harnröhre in die Blase schaut oder im Rahmen einer Prostatabiopsie Gewebe aus der Prostata entnimmt, um zu klären, ob dieses gutartig oder bösartig ist (Dignitätsprüfung). Ebenso kann die Legung eines Katheders über die Harnröhre (Katheterisierung) Keime in das Urogenitalsystem einschleusen, die sich dann in der Prostata festsetzen und womöglich eine akute Prostatitis verursachen.

Die Untersuchung der Prostata ist nicht so schlimm wie ihr Ruf

Viele Männer haben ganz falsche Vorstellungen von der Untersuchung der Prostata. Schamgefühle sind an der Tagesordnung, jedoch fehl am Platz. Liegt eine Prostatitis vor, kommt es beim Abtasten der Prostata zumeist zu Druckschmerzen, teilweise ist die Berührung der Prostata für den Betroffenen unerträglich.

Im Urin finden sich häufig Entzündungsparameter oder Bakterien. Im Kampf gegen die Bakterien kann ein Antibiotikum direkt über die Vene (parenteral) gegeben werden. Bei den Blutparametern sind die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und häufig das CAP (das Entzündungseiweiß) sowie der PSA-Wert erhöht. Um auszuschließen, dass es nicht zu einem Abszess (Eiteransammlung) gekommen ist, sollte ein Ultraschall Teil der Untersuchung sein. Je nachdem, wie groß der Abszess ist und welche Symptome gegeben sind, empfiehlt sich ein operatives Vorgehen.

Bei Bakterien sind Antibiotika das  Medikament der Wahl

Neben Antibiotika (mindestens 10 Tage) verschreiben viele Ärzte auch krampflösende, entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente. In einigen Fällen wird auch ein sogenannter Alphablocker verwendet, der das Wasserlassen etwas erleichtert. Ist die Prostata so stark angeschwollen, dass das Wasserlassen über den normalen Weg (die Harnröhre) nicht möglich ist, wird ein Bauchdeckenkatheder, ein sogenannter suprapobischer Katheder gelegt.

Die chronische bakterielle Prostatitis

Wie bei der Akuten Prostatitis lösen Bakterien oder andere Keime die chronische Entzündung aus. Deren Wege im Körper gleichen der Akuten (bakteriellen) Prostatitis. Heilt diese nicht aus, kann sie zu einer chronischen Prostataentzündung werden. Die Symptome beider Formen ähneln sich ebenfalls. Jedoch sind die Beschwerden bei der Chronischen Prostatitis in der Regel wesentlich abgeschwächter. Unwohlsein und Schmerzen im Dammbereich treten jedoch fast immer auf – ob im Hodensack selbst, an der Penisspitze, unterhalb des Nabels oder im Scham- und oder Blasenbereich. Neben den Veränderungen beim Wasserlösen sind auch Störungen der Sexualfunktion häufig, viele Patienten beklagen eine Erektile Dysfunktion.

Anders als bei der Akuten Prostatitis finden sich im Rahmen der Untersuchung beim Arzt häufig körperliche Veränderungen. Daraus ergibt sich teilweise die Notwendigkeit, den Ejakulat bzw. den Urin mehrmals auf Keime und Resistenzen untersuchen zu müssen, bis sich ein Keim isolieren lässt. Häufig wird der Urin fraktioniert abgenommen, gängig ist die Viergläserprobe. Dabei werden die erste Harnportion (der ersten 10 bis 30 ml) und die zweite Portion, der Mittelstrahlurin, separat entnommen. Danach erfolgt eine kurze Massage der Prostata, das abfließende Sekret wird wiederum getrennt aufgefangen, ebenso die letzte Harnportion.

Die chronische abakterielle Prostatitis (Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CBBS)

Bei dieser Form der Prostatitis zeigen sich die gleichen Symptome wie bei der bakteriellen Prostatitis, nur dass hier keinerlei Keime vorliegen. Die Entstehung und die Ursachen der Beschwerdesymptomatik sind häufig unklar. Viele der betroffenen Männer beklagen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, eine Störung ihrer Sexualfunktion, insbesondere Erektionsstörungen, verminderte Lust auf sexuelle Aktivität (Libidoverlust) oder vorzeitige Samenergüsse (Ejaculatio praecox).

Bei der Diagnostik ist es wichtig, darauf zu achten, dass krankheitsspezifische Beckenschmerzen – zum Beispiel infolge von Infektionen oder tumorösen Erkrankungen – ausgeschlossen werden. Ein chronisches Beckenschmerzsyndrom verlangt in der Regel nach einer Kombinationstherapie, die Medikamente, physikalische und psychotherapeutische Verfahren umfasst. Dazu gehören zum Beispiel

  • Das sind gefäßerweiternde und den Blutdruck senkende Wirkstoffe aus der Gruppe der Antihypertonika.
  • Entzündungshemmer wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR bzw. NSAID), die unter anderem schmerzlindernd wirken
  • Phytotherapeutika, also Arzneimittel, die auf rein pflanzlicher Basis hergestellt werden und keinerlei chemische Substanzen enthalten.
  • Pentosanpolysulfat, ein pflanzlicher, aus Buchenrinde synthetisierter Schleimstoff
  • Mechanische Therapie wie die Stoßwellentherapie
  • Akupunktur
  • Psychoanalyse, psychotherapeutische oder verhaltenstherapeutische Maßnahmen
  • operative Verfahren, allerdings nur in extremen Fällen

Nervenstimulation. Hier zeigt die Tibialis-Therapie gute Ergebnisse. Bei der Therapie, einer Neuromodulation,werden die Nerven, die für die Blasen- und Beckenbodenfunktion verantwortlich sind, über Elektroden gezielt stimuliert. Geeignet ist die Therapie unter anderem für Patienten mit chronisch therapieresistenter Prostatitis bzw. chronisch therapieresistenten Beckenschmerzen. Weil die Tibialis-Therapie das Schmerzauftreten, die -intensität und das Schmerzempfinden beeinflusst, ist sie für viele Betroffene häufig die letzte Therapieoption, um eine bessere Lebensqualität zu erhalten. Eine passende Produktempfehlung finden Sie hier (externer Link).

Asymptomatische entzündliche Prostatitis

Bei dieser Form der Prostataentzündung bedarf es in der Regel keiner diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen. „In der Regel“ bedeutet hier, dass es, wie so oft in der Medizin, immer wieder Ausnahmen gibt. Beispielsweise kann eine Asymptomatische Prostatitis zu einer Erhöhung des PSA-Werts führen, was dann natürlich weiter abgeklärt werden sollte. Therapeutische Maßnahmen sind auch erforderlich, wenn sich die Spermaqualität verändert oder sogar Unfruchtbarkeit (Infertilität) auftritt. Je früher der Gang zum Arzt angetreten wird, desto besser.

Kontakt

Das Chronische Beckenschmerz-Syndrom

Patienten mit chronischen Missempfindungen im Urethralbereich (Urethra = Harnröhre) machen die konsultierende Ärztin/ den konsultierenden Arzt oft hilflos. Die chronischen Missempfindungen können sich durch ein Brennen, ein Druckgefühl, ein Ziehen oder eine andere Schmerzsymptomatik zeigen und erfordern oftmals die Gabe von Schmerzmedikamenten (Analgetika).

Viele Patienten haben bereits einen längeren Leidensweg und oftmals schon mehrere Therapieversuche hinter sich. Viele von ihnen sind daher verzweifelt. Wie immer in der Medizin, so auch in der Therapie der Erektilen Dysfunktion, ist es entscheidend, die Ursachen herauszufinden, um dann gezielte therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können. Dabei sollte die Behandlung stets auf das individuelle Patientenprofil zugeschnitten werden. Dies einzufordern ist das Recht eines jeden Patienten, nicht umsonst ist die personalisierte Medizin immer stärker auf dem Vormarsch – und das ist auch gut so!

Zurück zum Urethralsyndrom. Patienten, die eine chronische Missempfindung im Urethralbereich haben, haben schon per se einen schwierigen therapeutischen Zugang. Das liegt vor allem daran, dass das Wort „Urethra“ sowohl dem Patienten als auch dem behandelnden Arzt suggeriert, dass das Problem in der Harnröhre zu suchen ist – und dementsprechend auch dort zu behandeln ist. Ein Trugschluss! Vielmehr ist es unbedingt empfehlenswert, dass der behandelnde Arzt über den Tellerrad schaut! Konzentriert er sich nur auf die Harnröhre, besteht die Gefahr nicht-indizierter Behandlungen. Besser ist es, sich von dem stark historisch geprägten Begriff freizumachen und die Beschwerden konkret einzuordnen, damit eine heilende (kurative) Behandlung erfolgen kann.

 Die Differentialdiagnostik des Urethralsyndroms ist insbesondere schwierig, wenn zusätzlich immer wiederkehrende (rezidivierende) Harnwegsinfekte auftreten. Darüber hinaus können auch eine überaktive Blase (plötzlicher bzw. imperativer Harndrang / Urge Symptome) oder sexuelle Funktionsstörungen das Urethralsyndrom begleiten. Umso mehr kommt es auf eine gute Diagnostik an!

Tibialis-Nerv-Stimulationstherapie

Tibialis-Nerv-Stimulationstherapie

Eine deutliche Verbesserung sowohl der Schmerz-Beschwerden, als auch des Harndrangs kann hier die klinisch erprobte „Tibialis-Nerv-Stimulationstherapie“ bewirken. Sie wird weitgehend von Krankenkassen übernommen. Mehr dazu erfahren Sie bei Lancy-Elektromedizin.

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Die konsultierte Ärztin oder der konsultierte Arzt sollte auf jeden Fall genaue Kenntnis von der Ätiopathogenese (= Wissen über die Ursache, die Entstehung und Entwicklung der Krankheit) und von allen Strukturen haben, die sich außerhalb und um die Harnröhre befinden – und möglicherweise entsprechende Symptome auslösen.

Beispielsweise können Harnröhrenbeschwerden Zeichen eines chronischen Beckenbodenschmerz-Syndroms (CTPS) sein. Das CTPS manifestiert sich zumeist in fortgeleiteten Muskelschmerzen, bspw. durch muskuläre Anspannung ausgelöste Schmerzen, die in das gesunde Gewebe des Beckens ausstrahlen. Sie werden daher fälschlicherweise oft dorthin projiziert.

Auslöser einer psychosomatischen obstruktiven Miktionsstörung (Obstruktion = Verlegung, z.B. durch die Prostata, Miktionsstörung = Störung des Urinierens) rühren teilweise von einer Sphinkter-Dysfunktion her. Der äußere Schließmuskel (Sphinkter) ist beispielsweise für das Halten des Urins zuständig ist. Es gibt auch einen inneren Sphinkter. Dieser schließt sich beim Orgasmus mit Ejakulation. Damit das Ejakulat in die prostatische Harnröhre gelangt und dann den Penis verlassen kann, muss sich der externe (der äußere) Schließmuskel öffnen.

Zurück zur Sphinkter-Dysfunktion. Entsprechende Missempfindungen im Harnröhrenbereich)  werden häufig auf die distale Urethra, also auf die nach außen führende Harnröhre, projiziert. Beispielsweise kann es zu einer Hyperaktivität des Sphinkters kommen, die auf der Basis einer dysfunktionellen Stressbewältigung beruht. Es kann aber auch eine Detruser-Sphinkter-Dysfunktion entstehen. Das bedeutet, dass die Blasenmuskulatur versucht, den Urin aus der Blase zu entleeren, indem sie sich zusammenzieht (= Kontraktion). Dabei arbeitet der äußere Schließmuskel dagegen, da er sich nicht öffnet (relaxiert). Eine solche Störung geht oft einher mit einem erhöhten Tonus des Beckenbodens, dessen Spannung in diesem Fall erhöht ist. Eine solche Spannung im Beckenboden kann auch Ursache einer erektilen Dysfunktion sein.

Durch die daraus resultierende Diskoordination kommt es zu einer lokalen Schmerzsymptomatik, auch in benachbarten Regionen oder Organstrukturen. Die Schmerzproduktion in die distrale Urethra kann langfristig zu zentralnervösen chronifizierten Schmerzverarbeitungen führen. Hier muss auf jeden Fall differentialdiagnostisch vorgegangen und der Urin untersucht werden – vorzugsweise unter einem Mikroskop und auch mikrobiologisch, um Infekte auszuschließen. Wenn nicht der Urin, sondern die Harnröhre von einem Infek befallen ist, empfehlen wir unseren Patienten, die mikrobiologische Untersuchung mindestens dreimal durchführen zu lassen – selbst wenn die ersten beiden Untersuchungen kein Ergebnis gezeigt haben. Keime in der Harnröhre nachzuweisen, ist häufig auch für den Mikrobiologen schwierig. Dennoch müssen chronische Harnwegsinfekte unbedingt ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für sexuell übertragbare Erkrankungen und die Interstitielle Cystitis, eine chronische, abakterielle Blasenentzündung. Häufig werden hier Miktionsprotokolle angelegt: Der Patient muss darin dokumentieren, wie häufig und in welchen Mengen er Urin löst. Zudem sollten Harnstrahlmessungen (Uroflowmetrien) durchgeführt werden – mit entsprechenden Ultraschalluntersuchungen bis hin zur Zystoskopie. Der Arzt schaut sich somit die Harnröhre (Urethrozystoskopie) und auch die Blase komplett an. Hilfreich sind außerdem körperliche Untersuchungen, dabei misst der Arzt der Atmung eine besondere Bedeutung zu. Oft ist die Atmung sehr flach und geht nicht tiefer als bis zur Nabelregion. Bedingt durch die Kontraktion in der Beckenbodenmuskulatur können tiefere Einatmungen bis hinein in die Beckenbodenstruktur dann nicht erfolgen. Häufig wird im Ultraschall der Blase eine Verdickung der Blasenwand festgestellt. Es kann aber auch sein, dass nach dem Wasserlösen Restharnmengen in der Blase diagnostiziert werden. Bei der endoskopischen Untersuchung lässt sich erkennen, ob der Sphinkter-Tonus möglicherweise erhöht ist. Vielen Patienten ist es nicht möglich, den Sphinkter willentlich zu relaxieren. Dadurch ist eine extrinsisch bedingte Stenose des Harnröhrenbereiches gegeben. Bei einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) zeigt sich häufig, dass die Blasenmuskulatur trabekuliert ist, es sind dann einzelne dicke Fasern erkennbar. Entsprechend häufig ist die Blasenkapazität vergrößert. Untersuchungen des Beckenbodens sollten erfolgen, um einen erhöhten Tonus (Hypertonus) der Muskulatur aufzuzeigen.

Anhand der Harnstrahlmessung kann der Spezialist erkennen, ob es Anzeichen für eine Detruser-Sphinkter-Dysfunktion gibt. Und es kann entschieden werden, ob eine urodynamische Abklärung indiziert ist. Durch die urodynamische Untersuchung lassen sich die funktionellen Abläufe innerhalb des Harntraktes, insbesondere die Stabilität des Detrusors – das ist die Muskulatur der Blase, die für die Entleerung zuständig ist – messen. Eine weitere Untersuchung, die sehr wichtig sein kann, ist die Urethradruckprofilmessung. Damit lässt sich die Verschlussfunktion der Harnröhre urodynamisch bestimmen. Messparameter sind die funktionelle Harnröhrenlänge, der maximale Harnröhrenverschlussdruck und die Drucktransmission.

Bei den therapeutischen Maßnahmen ist eine multifaktorielle Herangehensweise sinnvoll. Es sollte stets ein Beckenboden-Konzept dahinterstehen, aber auch gleichzeitig eine Psychogene Therapie mit angegangen werden. Denn häufig können sich somatische (körperliche) Symptome, die über eine lange Zeit andauern, auch psychogen manifestieren.