Prostatakrebs (Prostatakarzinom)

Fast 20% aller Krebserkrankungen beim Mann sind Prostatakrebs. Damit stellt der Prostatakrebs den häufigsten bösartigen Tumor des Mannes dar und gleichzeitig die häufigste Krebstodesursache des älteren Mannes (> 60 Jahre). Aufgrund der höheren Lebenserwartung und der verfeinerten Entdeckungsmethoden wird die Bedeutung des Prostatakarzinoms in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

SchleifeDer Häufigkeitsgipfel des Prostatakrebses liegt zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr, unterhalb des 40. Lebensjahrs kommt er sehr selten vor. Ähnlich wie der Brustkrebs der Frau ist der Prostatakrebs hormonabhängig, d. h. das Wachstum des Prostatatumors kann durch die Geschlechtshormone (vor allem Testosteron) beeinflusst werden. Dies wird in der Behandlung des fortgeschrittenen Tumors ausgenutzt, indem die männlichen Hormone entzogen werden.

Nicht jeder Prostatakrebs muss behandelt werden

Dies klingt vielleicht zunächst paradox, doch der Prostatatumor entwickelt sich in den meisten Fällen sehr langsam, so dass es häufig vorkommt, dass Betroffene an ganz anderen Krankheiten sterben, ohne von ihrem Prostatakrebs erfahren zu haben.

Es gibt allerdings auch aggressivere, schnell voranschreitende Formen von Prostatakrebs mit hohem Risiko, die vor allem jüngere Männer betreffen und schnellstmöglich behandelt werden müssen.

Vorbeugung von Prostatakrebs

Da die Entstehung des Prostatakrebses im Dunkeln liegt, können keine speziellen Maßnahmen zur Prävention getroffen werden.

Einige Studien behaupten, dass eine fett- und fleischreiche Ernährung einen Risikofaktor für das Prostatakarzinom darstellt. Man weiß, dass Prostatakrebs in Ländern mit sehr gemüsereicher Kost seltener auftritt. Weiterhin scheint eine erbliche Disposition für diesen Krebs ebenfalls von Bedeutung zu sein.

Wichtig: Die einzige Chance zur Heilung eines Prostatakrebses liegt bisher in der Früherkennung. Daher sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen zur Vorsorge notwendig, um frühzeitig einen Tumor zu entdecken. Hierbei ist zusätzlich zur Tastuntersuchung eine Untersuchung Ihres PSA Wertes vom Arzt zu empfehlen. Mehr Informationen zur Vorsorgeuntersuchung

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Professor Dr. Sommer und sein Team sind weltweit anerkannte Experten auf dem Gebiet der Männergesundheit. Daher ist die von uns durchgeführte Vorsorge eine weitaus umfangreichere und spezifischere Diagnostik basierend auf dem neuestem Wissenschaftsstand. Grundsätzlich ist die Kostenabdeckung duch private Krankenversicherungen gegeben, die gesetzlichen Krankenkasse decken die Kosten nicht ab. In dem Fall ist diese individuelle Leistung eine reine Eigenleistung, die es allerdings jedem Mann wert sein sollte.

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Verlauf des Prostatakrebs

Die Erkrankung ist aufgrund der langen beschwerdefreien Zeit tückisch. Die Frühstadien sind weitgehend symptomlos. Erst in fortgeschrittenem Stadium treten - wie bei der gutartigen Prostatavergrößerung - Probleme beim Wasserlassen oder Schmerzen auf.

Das Prostatakarzinom kann früh in die Lymphknoten und das Knochengerüst metastasieren, d. h. Tochtergeschwülste setzen. In solchen Fällen handelt es sich allerdings um eine bereits fortgeschrittene Tumorerkrankung. Diese Knochenmetastasen verursachen nicht selten die ersten Beschwerden im Sinne von Rückenschmerzen. Aus diesem Grund muss bei Männern über 50 Jahren mit ungeklärten Rückenschmerzen ein metastasiertes Prostatakarzinom in die diagnostischen Überlegungen einbezogen werden.

Zum Nachweis von Knochenmetastasen wird neben Röntgenaufnahmen eine nicht belastende nuklearmedizinische Untersuchung, die sogenannte Skelettszintigraphie, durchgeführt.

Behandlung von Prostatakrebs und Heilungschancen

Je früher bei Prostatakrebs die Diagnose erfolgt (Früherkennung), desto größer sind in der Regel die Heilungschancen und desto geringer sind dann auch meist mögliche Nebenwirkungen der Behandlung. Wenn Prostatakrebs bereits in einem frühen Stadium entdeckt wird, beträgt die 5-Jahre-Überlebensrate mehr als 90 Prozent. Bei einer urologischen Untersuchung wird der Arzt zunächst den Zustand der Vorsteherdrüse überprüfen. Diese Tastuntersuchung erfolgt über den Enddarm des Patienten – denn ein Karzinom an der Prostata bildet sich in den allermeisten Fällen in jenem Teil der Vorsteherdrüse, der sich in direkter Nachbarschaft zum Enddarm befindet.

Nur das Gewebe kann für Klarheit sorgen

Verlässlichen Aufschluss vor allem auch zum exakten Stadium, das eine mögliche Krebserkrankung bereits erreicht hat, kann aber u.a. nur eine Biopsie geben. Dazu entnimmt der Arzt beim betroffenen Patienten eine Gewebeprobe. Nach der entsprechenden Untersuchung des entnommenen Gewebes kann über die individuelle Therapie entschieden werden. Bei der Behandlung eines Karzinoms an der Prostata wird einem kurativen (zur Heilung führenden) Verfahren und einem palliativen (symptomlindernden, nicht heilenden) unterschieden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage, ob sich bereits Metastasen gebildet haben, also ob der Krebs „gestreut“ hat, wie es umgangssprachlich heißt. Beim Prostatakrebs gelten vor allem die benachbarten Lymphknoten als gefährdet.

Je nach Ausdehnung der Geschwulst, Alter und Begleiterkrankungen des Patienten kommen eine operative Behandlung und/oder eine Strahlentherapie, eine Anti-Hormonelle-Therapie oder in weit fortgeschrittenem Stadium eine Chemotherapie in Betracht. Diese Behandlungen können auch kombiniert eingesetzt werden.

Ein Urologe wird stets prüfen, welche Behandlung im jeweiligen Einzelfall am sinnvollsten ist. Im schlimmsten Fall muss eine Prostata komplett entfernt werden – der urologische Fachbegriff dafür lautet radikale Prostatektomie / radikale Prostatovesikulektomie.

Man kann eine Prostatektomie verhindern. In Kauf genommen werden müssen aber – zumindest vorübergehend und immer auch je nach der gewählten Behandlung – einige Nebenwirkungen.  Eine Strahlentherapie zieht meistens große Müdigkeit nach sich und es kann zu Verdauungsstörungen kommen. Wer sich im Kampf gegen den Tumor für eine Hormon- bzw. antihormonellen Behandlung entscheidet, kann ggf. damit rechnen, dass es außer zu Brustschmerzen unter anderem auch zu einer gewissen Brustvergrößerung kommen kann.

Inwieweit parallel zur Therapie auch noch Medikamente eingenommen werden sollten, hängt ebenfalls vom Einzelfall ab. Grundsätzlich ist die Nachsorge bei Prostatakrebs von ebenso hoher Bedeutung wie bei anderen Krebserkrankungen. Zu den Leitlinien einer jeden Nachsorge bei Krebs gehört aber nicht nur eine aufmerksame Kontrolle, ob der gewünschten Erfolg der Behandlung dauerhaft anhält, sondern auch die Begleitung des Patienten zurück in ein normales Leben. Hier geht es auch um psychische Stabilität und das Wiedererlangen der erektilen Funktion. Nach überwundener Krebserkrankung spielt bei den meisten Männern Sexualität wieder eine Rolle. Man sollte so schnell wie möglich, bei auftretenden Erektionsstörungen der Ursache der Störungen auf dem Grund gehen. Nur wenn man die Ursachen kennt kann man gezielte Heilungsversuche, zum Wiedererreichen einer guten Sexualität, durchführen. Wie heißt es so schön in der Medizin: Vor der Therapie steht die gezielte (Differential)Diagnose.

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Nachsorge ist Teil der nächsten Früherkennung 

Umabhängig davon, um welche Krebsart es sich gehandelt hat: Wer einmal von einer solchen Erkrankung betroffen war, wird das Thema Früherkennung umso ernster nehmen. Dazu sollten folgende Grundregeln beachtet werden:

  • Symptome ernst nehmen! Im Fall von Prostatakrebs können dies Probleme/Unregelmäßigkeiten beim Wasserlassen oder auch Blut im Urin sein
  • Möglichen Ursachen auf den Grund gehen!
  • Einen Arzt einschalten und auf die vielen Möglichkeiten sowie die Methoden der heutigen Medizin vertrauen
  • Jegliche Risikofaktoren einer Krebserkrankung bestmöglich minimieren

Fahrradfahren und Prostatakarzinom

Zwischen dem Prostatakarzinom und der Dauer des regelmäßigen Fahrradfahrens (Stunden pro Woche) besteht eine Korrelation. Das hat eine Untersuchung mit mehr als 5.200 männlichen Radfahrern im Alter über 50 Jahren ergeben. Die Radfahrer, die zwischen 3,75 und 5,75 Stunden pro Woche Fahrrad gefahren sind, hatten ein dreifach erhöhtes Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Dasselbe Ergebnis wurde auch für Radfahrer ermittelt, die zwischen 5,76 und 8,5 Stunden pro Woche unterwegs waren. Die Gruppe, die mehr als 8,5 Stunden pro Woche Fahrrad gefahren ist, zeigte einen über 6-fachen Anstieg der Diagnose eines Prostatakarzinoms in Relation zu den Fahrradfahrern, die unter 3,75 Stunden pro Woche aktiv waren.

Die Studienergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn es gibt derzeit keine Hypothese, die den pathophysiologischen Mechanismus – also körperliche und medizinische Fakten – erklärt.

Perineale Traumen könnten eine der zugrundeliegenden pathophysiologischen Mechanismen ein. Man kennt dieses auch bei Hodentumoren. So hat eine wissenschaftliche Studie darüber berichtet, dass das Fahrradfahren vermehrte Verletzungen im Hoden zur Folge hat. Dies führte dann zu einer erhöhten Tumorrate im Hoden.

Eine weitere Symptomatik bei Fahrradfahrern sind Prostataentzündungen (Prostatitis). Männer, die eine Prostatitis hatten, haben auch ein erhöhtes Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Der PSA-Wert, der ein Marker für ein Prostatakarzinom sein kann, war bei Fahrradfahrern, die längere Distanzen fuhren und über 50 waren, erhöht. Der PSA-Wert kann auch dadurch erhöht sein, dass der Sattel einen perinealen Druck ausübt und direkt auf die Prostata drückt. Dadurch können PSA-Werte gemessen werden, die dann keinen Hinweis auf ein Prostatakarzinom sind.

Vasektomie und Prostatakarzinom-Risiko

Einige Studien haben nahegelegt, dass nach einer Vasektomie, die ja eine allgemein gebräuchliche Form der männlichen Verhütung darstellt, ein erhöhtes Risiko von Prostatakarzinomen besteht. Zudem haben Studien vereinzelt die Assoziation zugelassen, dass sogar aggressivere Formen des Proststakarzinoms bei den Erkrankten zu erwarten sind.

In einer großen europäischen Langzeitstudie wurde dieses nun an fast 85.000 Männern im Alter zwischen 35 und 79 Jahren näher untersucht – und entkräftet. 15% der Männer hatten eine Vasektomie. In der Studie, bei der die Männer im Durchschnitt über 15 Jahre begleitet wurden, waren mehr als 4.000 Männer von Prostatakrebs betroffen. Bei 641 davon war zuvor eine Vasektomie durchgeführt worden.

Nach den statistischen Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Vasektomie keine Assoziation mit dem Prostatakrebs-Risiko hatte. Außerdem wurden auch keine aggressiveren Prostatakarzinom-Tumore bei den vasektomierten Patienten gefunden. Bleibt zu hoffen, dass diese große prospektive Studie* nun "Entwarnung" gibt. Vasektomierte Männer müssen sich also allem Anschein nach keine Sorgen um ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko machen.

* Eine prospektive Studie ist eine klinische Studie, die die vor dem Beginn der Studie festgelegte Hypothese bzgl. der Wirksamkeit eines medizinischen Behandlungsverfahrens empirisch überprüft.

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Prostatakarzinom: Erhöhtes Risiko bei zeugungsunfähigen Männern?

Zur Frage, ob der Gesundheitszustand der Prostata möglicherweise mit der Zeugungsfähigkeit eines Mannes zusammenhängt, hat es bereits zahlreiche wissenschaftliche Studien gegeben. Denn unabhängig von den Refertilisierungsoperationen, bei denen ja die Zeugungsfähigkeit des Mannes wieder hergestellt werden kann, ist einer von zehn Männern nicht zeugungsfähig (infertil). Wiederum fast zehn Prozent dieser infertilen Männer erkranken dann im Laufe ihres Lebens auch noch an einem Prostatakarzinom.

Die Ergebnisse der bisherigen Studien waren noch nicht eindeutig. Die Universität Lund hat nun auf eine große schwedische Datenbank zugreifen können und die Daten von rund 1,2 Millionen Kindern abgeglichen, die innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren geboren wurden. Drei Prozent dieser Kinder waren entweder durch eine In-vitro-Fertilisation (IVF) oder eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) gezeugt worden. Aus den vorliegenden Daten konnte allerdings nicht evaluiert werden, warum sich ein Paar für IVF oder ICSI entscheiden hat – sprich: es ist nicht bekannt, ob für den zunächst unerfüllten Kinderwunsch eine Unfruchtbarkeit beim Mann oder bei der Frau verantwortlich war. Zumindest bei ICSI verhält es sich aber so, dass sie häufiger dann zur Anwendung kommt, wenn die Infertilität auf der männlichen Seite vorliegt. 

Bei den schwedischen Kindern, die auf natürliche Weise gezeugt wurden, wiesen die dazugehörigen Väter ein deutlich geringeres Prostatakarzinom-Risiko auf als die Väter, die sich zusammen mit ihrer Partnerin für eine künstliche Befruchtung entschieden hatten.

Doch bei den IVF- und ICSI-Vätern wurde nicht nur das Risiko höher eingestuft: Auch, was die tatsächliche Erkrankung an einem Prostatakarzinom betrifft, war eine höhere Fallzahl festzustellen. Vor allem traten Prostatakarzinome auch schon weit vor dem 55. Lebensjahr auf, ab dem eine solche Erkrankung ohnehin häufiger auftritt. Interessant in diesem Zusammenhang: Bei Männern, die sich für ICSI entschieden hatten, war sowohl das Risiko als auch die tatsächliche Zahl der Erkrankungen höher als bei IVF-Vätern. Dazu muss man wissen, dass bei der Wahl der künstlichen Befruchtungsmethode unter anderem auch die jeweilige Samenqualität des Mannes eine wichtige Rolle spielt. ICSI kommt meistens dann zum Einsatz, wenn sich im männlichen Samen zu wenige Spermien befinden oder die Beweglichkeit der Spermien schlecht ist.

Wissenschaftler vermuten, dass eine Früherkrankung der Prostata genetisch bedingt ist. Ebenso wird davon ausgegangen, dass auf dem männlichen Chromosom, dem sogenannten Y-Chromosom, sozusagen eine Codierung stattfindet. Diese Codierung ist dann von Anfang an maßgeblich verantwortlich sowohl für das Risiko eines Prostatakarzinoms als auch für das Risiko einer Unfruchtbarkeit. 

Die Studie der Universität Lund muss allerdings insofern auch kritisch betrachtet werden, da lediglich diejenigen IVF-und ICSI-Männer einbezogen werden konnten, bei denen die künstliche Befruchtung erfolgreich war. Männer hingegen, bei denen sich mit Hilfe von IVF und ICSI der Kinderwunsch nicht einstellte, konnten in der Studie nicht berücksichtigt werden.

Doch auch unabhängig von dieser nicht zu erfassenden Personengruppe stellt sich mit Blick auf die Studie die Frage: Sollten sich Männer, die ungewollt kinderlos sind und bei denen eine Unfruchtbarkeit vermutet oder sogar schon bestätigt ist, auch gezielt auf ein mögliches Prostatakarzinom untersuchen lassen? Angesichts der besagten „Codierung“ des Y-Chromosoms wäre eine entsprechende Vorsorge dann auch schon in jungen Lebensjahren empfehlenswert.

Was ist eine Prostatitis?

Eine Prostatitis ist eine Entzündung (-itis) der Vorsteherdrüse (Prostata). Oft fällt der Begriff der Prostatitis im Zusammenhang verschiedener Symptome, die das Urogenitalsystem – das ist der Bereich von Hoden, Harnröhre, Prostata, Blase und Niere mit den abführenden Harnleitern, den Beckenbodenbereich und den After betreffen. Eine Prostatitis kann sowohl akut als auch chronisch auftreten und bakteriellen wie auch nicht-bakteriellen Ursprungs sein. Eine Prostatitis zeigt sich z.B. mit Beschwerden beim Wasserlassen, mit Druckgefühlen, Ziehen, Schmerzen und Erektionsstörungen. Sie kann aber auch komplett ohne Symptome ablaufen.

Krebs: Diese Faktoren erhöhen das Risiko, daran zu erkranken - Mehr als ein Drittel der Krebserkrankungen sind vermeidbar.

Die meisten Menschen fürchten sich davor, irgendwann in ihrem Leben Krebs zu bekommen. Aus gutem Grund. Denn allein in Deutschland erkranken pro Jahr 440.000 Menschen im Alter zwischen 35 bis 84 Jahren an Krebs – so die Schätzung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit Sitz in Heidelberg. Mittlerweile ist das Prostatakarzinom der häufigste Tumor beim Mann und gleichzeitig die dritthäufigste Todesursache beim männlichen Geschlecht. Natürlich gibt es auch andere Krebsarten, die im Urogenitalsystem auftreten. Betroffen sind dann beispielsweise Niere, Harnleiter bzw. Harnröhre, Blase, Penis oder Hoden.

Die Forscher des DFKZ gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel der Krebsfälle (37,5 Prozent) in Deutschland auf vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen sind. Somit ließen sich zwei von fünf Krebserkrankungen potenziell verhindern (Gredner, T. et al)

Neben den bekannten Faktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum hat auch die Ernährung – dabei vor allem extremes Übergewicht – einen deutlichen Einfluss auf die Entstehung von Krebs. Die detaillierte Aufschlüsselung zeigt: Etwa einer von fünf Krebsfällen ist durch das Rauchen bedingt, gefolgt von Übergewicht und geringer körperlicher Aktivität – einer von fünfzig Krebsfällen wird hohem Alkoholkonsum zugeschrieben (Behrens, G, Mons, U.). Neuere Studien identifizieren weitere Risikofaktoren. So scheinen auch Infektionen und Umweltfaktoren einen deutlichen Einfluss auf die Krebsinzidenz zu haben. Laut der Schätzungen des DKFZ sind etwa 5 Prozent der neuen Krebsfälle 2018 auf potenziell vermeidbare Infektionskrankheiten und Umweltfaktoren zurückzuführen. Den größten Anteil daran haben Radon in Innenräumen, Feinstaub, Solariennutzung und Passivrauchen. Der größte Teil der Krebserkrankungen infolge von Infektionen entfällt laut DKFZ auf Infektionen mit Helicobacter pylori oder dem humanen Papillomavirus (HPV). Frauen sind aufgrund der Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs in Folge von HPV-Infektionen stärker betroffen als Männer (Gredner, T. et al).

Zurück zum Thema Rauchen. Immer mehr Menschen greifen mittlerweile zur E-Zigarette, weil sie annehmen, dass diese weniger gesundheitsschädlich ist als herkömmliche Zigaretten. Entsprechende Ergebnisse aus Langzeitstudien fehlen derzeit noch. Doch erste Studien lassen vermuten, dass die in E-Zigaretten zugesetzten Aromastoffe kanzerogenes Potenzial haben (Bitzer, ZT et al). Anlässlich des letzten Weltnichtrauchertags forderte die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin daher ein umfassendes Werbeverbot für E-Zigaretten sowie Tabakprodukte.

Moderner Lebenswandel birgt weitere Krebsrisiken

Neben den bekannten und mit ausreichend Evidenz belegten Risikofaktoren für Krebs kann auch der moderne Lebenswandel eine Krebsentwicklung begünstigen. Eine spanische Studie mit 4.106 Teilnehmern (1.219 Brustkrebspatentinnen, 1.385 gesunde Kontrollpatientinnen, 623 Prostatakrebspatienten und 879 Kontrollpatienten) arbeitete mit einem Fragebogen, in dem Informationen zu Nachtschichten, nächtlicher Indoor-Lichtexposition und zirkadianem Rhythmus abgefragt und analysiert wurden. Die ermittelten Daten zeigen, dass eine hohe nächtliche Außenbeleuchtung mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Prostatakrebs assoziiert ist. Die Exposition von kurzwelligem blauem Licht vor dem Zubettgehen wurde mit einer unterdrückten nächtlichen Melatonin-Ausschüttung in Verbindung gebracht. Dabei könnte die verminderte Melatonin-Ausschüttung mit einem erhöhten Risiko für hormonbedingte Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs assoziiert sein (Garcia-Saenz, A. et al). Eine internationale Metaanalyse von 61 Studien zeigte außerdem eine positive Assoziation zwischen dem Arbeiten in Nachtschichten und einem erhöhten Krebsrisiko für Frauen (Brustkrebs, Hautkrebs und Tumoren des Verdauungstrakts). Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, stieg bei Frauen, die viel nachts arbeiten müssen, kontinuierlich an – alle 5 Jahre um immerhin 3,3 Prozent (Yuan, X. et al).

Gut zu wissen: Unter den Krebsneuerkrankungen beim Mann steht das Prostatakarzinom an erster Stelle, gefolgt von Darmkrebs und an dritter Stelle Lungenkrebs. Unter den urogenitalen Tumoren tritt der Prostatakrebs ebenfalls am häufigsten auf. Das Harnblasenkarzinom rangiert an vierter Position in der Häufigkeit, der Nierentumor an sechster Position. Der Hodenkrebs kommt vergleichsweise selten vor (Position 12), er betrifft in der Regel nur jüngere Männer zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Ebenfalls sehr selten ist das Peniskarzinom, wobei diese Erkrankung mit der Zunahme von HPV mittlerweile häufiger diagnostiziert wird. Interessant zu sehen ist, dass an Position 7 der Neuerkrankungen bei Männern Krebs im Mundhöhlen- und Rachenraum steht. Hier vermutet man ebenfalls einen Zusammenhang mit HPV-Infektionen, die durch Oralsex natürlich auch den Mund- und Rachenbereich befallen können. Umso wichtiger ist eine entsprechende Prävention.

Sportliche Aktivität senkt das Prostatakrebs-Risiko

Eine gesunde Ernährung, eine gute mentale Fitness und insbesondere körperliche Aktivität haben einen sehr positiven Effekt auf die gesamte Gesundheit. Doch lässt sich durch körperliche Aktivität auch das Risiko reduzieren, an einem Prostatakarzinom zu erkranken? In einer groß angelegten wissenschaftlichen Studie mit fast 50.000 Männern haben Wissenschaftler zur Beantwortung dieser Frage beigetragen: In der Studie gab es eine Korrelation zwischen Gesamtaktivität und der Erkrankung an einem Prostatakarzinom. Männer, die regelmäßig körperlich aktiv waren, hatten somit ein geringeres Risiko für einen aggressiven fortgeschrittenen Tumor. Wenn das kein Ansporn ist, loszulegen und endlich Sport zu treiben!

Erhöhen entzündliche Darmerkrankungen das Prostatakrebs-Risiko?

Bei der Sichtung wissenschaftlicher Daten und epidemiologischer Studien, die chronische Entzündungen des Darmtraktes im Zusammenhang mit Prostatakrebs thematisieren, scheint es einen interessanten Zusammenhang zu geben. In einer wissenschaftlichen Studie der Northwestern University Feinberg School of Medicine, Chicago (USA) wurde dieser Zusammenhang näher untersucht. Dabei zeigte sich, dass Männer mit einer entzündlichen Darmerkrankung im Durchschnitt erhöhte PSA-Werte hatten. Der PSA (Prostata-spezifisches Antigen) ist ein Enzym (Verment), das in der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata) gebildet wird. Unter anderem ist dieses Enzym dafür mitverantwortlich, dass sich das Ejakulat nach dem Orgasmus verflüssigt. Darüber hinaus ist das Verment auch im zirkulierenden Blut des Mannes nachweisbar. Ob sich der PSA-Wert zum Screenen eines Prostatakarzinoms eignet oder nicht, da scheiden sich die wissenschaftlichen Geister. Eine Gruppe weltweit renommierter Wissenschaftlern vertritt die Auffassung, dass das Screenen nicht geeignet ist. Andere Wissenschaftler sind überzeugt, dass das Screenen eine sehr gute Methode ist, um rechtzeitig bösartige Veränderungen der Prostata –wie etwa ein Prostatakarzinom – zu erkennen. Auf jeden Fall steht eines fest: Wenn man den relevanten Tumormarker über die Jahre beobachtet, kann dies einen Hinweis darauf geben, ob sich ein Prostatakrebs entwickelt – oder eben nicht.

Zurück zu der genannten Studie, die 2019 veröffentlicht wurde. Darin zeigte sich nicht nur eine durchschnittliche Erhöhung des PSA-Werts bei Männern mit einer chronischen Darmerkrankung. Zudem war das Auftreten (Inzidenz) eines Prostatakarzinoms fast doppelt so hoch wie in der Gruppe von Männern, die keinerlei entzündliche Darmerkrankungen aufwiesen. Die wissenschaftlichen Daten zeigten folgendes: Bei den Männern mit den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen betrug das Verhältnis 715 zu 167 bei den Patienten, die keinerlei entzündliche Zeichen hatten, Fälle pro 100.00 Personen Jahre. Interessant war auch, dass bei den jüngeren Männern kein signifikanter Unterschied bezüglich des PSA-Werts gefunden wurde – ob sie nun eine chronische Darmerkrankung hatten oder nicht. Statistisch signifikant waren die Ergebnisse bei den Männern ab dem 60. Lebensjahr.

Schlussfolgernd kann man Männern, die an entzündlichen Darmerkrankungen leiden, nur dazu raten, sich regelmäßig einer Prostata-Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen. Das ist der beste Weg, um rechtzeitig einen entstehenden Tumor zu erkennen.

Aktuelle Studie: Softdrinks erhöhen Risiko für Prostatakrebs

Ob in Form von Limonaden, Colagetränken und anderen süßen Erfrischungsgetränken wie Energydrinks oder Eistees: Verbraucher in Deutschland nehmen mehr Zucker über Softgetränke zu sich als über Süßigkeiten. Dabei erhöhen Softdrinks erhöhen nicht nur das Risiko, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft zuckerhaltige Getränke sogar als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Adipositas (Fettleibigkeit) und Typ-2-Diabetes ein.Studien zeigen außerdem, dass Darmkrebspatienten ein höheres Sterberisiko haben, wenn sie viel zuckergesüßte Getränke konsumieren.

In einer aktuellen Untersuchung wollten US-amerikanische Forscher nun herausfinden, welche Verbindung zwischen Prostatakrebs und Zucker besteht. Für die Studie haben die Forscher 22.720 Männer über einen Zeitraum von neun Jahren begleitet und zu ihrem Verzehr von zuckerhaltigen Getränken, Desserts und Fruchtsäften befragt. Während des Beobachtungszeitraums erkrankten 1.996 Männer, also etwas mehr als elf Prozent der Probanden, an Prostatakrebs. Dabei zeigte sich: Je mehr Zucker die Probanden über Softdrinks konsumierten, desto höher war ihr Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Für süße Desserts und Fruchtsäfte konnte ebendieser Zusammenhang nicht festgestellt werden.

Die Empfehlung der Autoren der Studie: Männer, die ihr Prostatakrebsrisiko minimieren wollen, sollten ungesüßte Getränke so selten wie möglich konsumieren. Wer nicht auf Zucker verzichten könne, sei mit Fruchtsäften, die natürlichem Zucker enthalten, auf alle Fälle besser beraten.

Vorsorgeuntersuchungen

Früherkennung kann Leben retten! Diese Leitlinie sollte niemals vernachlässigt werden. Egal, ob es sich bei der befürchteten Erkrankung um eine Krebsart oder um etwas ganz Anderes handelt: Wichtig sind vor allem zwei Säulen. 

1. Der bewusste Umgang mit dem eigenen Körper

Gemeint ist damit, auf mögliche Veränderungen zu achten. Außer diversen Schmerzen können das beispielsweise angeschwollene Lymphknoten oder auch Blut im Urin sein.

2. Rat von Ärzten einholen

So gut und umfassend mittlerweile die Informationsangebote im Internet auch sind: Wie die Symptome im individuellen Einzelfall zu werten sind, kann immer nur ein Arzt beurteilen. Nur er (oder sie) kann den Ursachen auf den Grund gehen, eine verlässliche Diagnose erstellen und anschließend die Therapie festlegen.

Ärztlicher Rat sollte aber nicht erst nur dann eingeholt werden, wenn bereits Beschwerden aufgetreten sind. So ist es auch dringend empfohlen, die Möglichkeiten von Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen.

Hier finden Sie eine Übersicht über alle gängigen Vorsorgeuntersuchungen beim Mann, die häufig auch von den Krankenkassen getragen werden. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenversicherung, welche Kosten in welchem Umfang übernommen werden.

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Quellen

  • Burns JA, Weiner AB, Catalona Wj, et al. 2019. Inflammatory bowel disease and the risk of prostate cancer. Eur Urol 75:846-852.
  • Behrens G, Gredner T, Stock C, Leitzmann MF, Brenner H, Mons U: Cancers due to excess weight, low physical activity and unhealthy diet—estimation of the attributable cancer burden in Germany. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 578–85
  • Bitzer ZT et al. Effect of flavoring chemicals on free radical formation in electronic cigarette aerosols. Free Radic Biol Med. 2018 May 20;120:72-79. doi: 10.1016/j.freeradbiomed.2018.03.020
  • Garcia-Saenz A et al. Evaluating the Association between Artificial Light-at-Night Exposure and Breast and Prostate Cancer Risk in Spain (MCC-Spain Study). Environmental Health Perspectives 2018, Published: 23 April 2018
  • Gredner T, Behrens G, Stock C, Brenner H, Mons U: Cancers due to infection and selected environmental factors—estimation of the attributable cancer burden in Germany. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 586–93
  • Mons U, Gredner T, Behrens G, Stock C, Brenner H: Cancers due to smoking and high alcohol consumption—estimation of the attributable cancer burden in Germany. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 571–7
  • Yuan X et al. Night Shift Work Increases the Risks of Multiple Primary Cancers in Women: A Systematic Review and Meta-analysis of 61 Articles. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2018 Jan; 27(1): 25-40. doi: 10.1158/1055-9965.EPI-17-0221