Ungeschützter Geschlechtsverkehr: Helfen Antibiotika nach ungeschütztem Sex?
Ungeschützten, spontanen Sex gehabt? Um das Risiko einer Syphilis- oder Clamydienerkrankung zu reduzieren, sollten Sie nach dem ungeschützten Verkehr mit einer „unbekannten“ Person innerhalb von 72 Stunden das Antibiotikum Doxycylin einnehmen.
Studie zur Vermeidung sexuell übertragbarer Krankheiten durch Antibiotikum
Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen. Aber können Antibiotika tatsächlich sexuell übertragbare Infektionen bzw. Geschlechtskrankheiten (STI = Sexually Transmitted Infections bzw. STD = Sexually Transmitted Diseases) verhindern? Ist eine Prävention durch Antibiotika möglich?
Aktuell werden keine Antibiotika verwendet, um die Übertragung von Bakterien bei sexuell übertragbaren Erkrankungen zu verhindern. Nach den allerneuesten wissenschaftlichen Daten könnte die Einnahme eines Antibiotikums wie etwa Doxycylin allerdings zur Verhinderung einer Syphilis bzw. Clamydien-Infektion sinnvoll sein. Aber natürlich ist dies kein Garant dafür, dass Sie sich nicht anstecken!
In der genannten Studie entwickelten etwa 40% der Männer, die keinerlei Antibiotika eingenommen hatten, eine STI. Von den Männern, denen ein Antibiotikum verabreicht wurde, waren nur 25% von einer STI betroffen. Dabei fiel insbesondere die Ansteckung mit Syphilis und Clamydien deutlich geringer aus. Die Gonorrhoe-Ansteckrate hingegen konnte nicht reduziert werden.
Unsere Empfehlung: Damit es gar nicht erst zu einer STI kommt, rate ich dringend zu geschütztem Geschlechtsverkehr. Dafür spricht auch, dass die Wissenschaftler derzeit noch nicht genau wissen, welche Folgen die regelmäßige Einnahme von Antibiotika hat. Wahrscheinlich entstehen hier Resistenzen. Dazu kommt, dass nicht alle sexuell übertragbaren Infektionen bzw. Geschlechtskrankheiten von Bakterien verursacht werden. Infektionen wie etwa Herpes, Hepatitis oder HPV (Human Papiloma Virus) sind virale Infektionen, die nicht direkt durch eine antibiotische Therapie beeinflusst werden. Safer Sex-Praktiken sind daher unbedingt empfehlenswert. Tipps zur Verwendung von Kondomen und Was tun bei Latexallergie?
Außerdem gilt: Es ist gut, seinen eigenen Infektionsstatus zu kennen. Aber noch wichtiger ist es, den Infektionsstatus des Partners oder der Partnerin zu kennen. Stellen Sie daher sicher, dass Ihr Sexualpartner infektionsfrei ist. Bei Verdacht auf STI suchen Sie bitte sofort einen Arzt auf!
Halten Kondome die Vagina gesund?
Gegebenenfalls ja. Die Interpretation verschiedener Studienergebnisse zeigt: Kondome verringern nicht nur das Risiko einer sexual übertragbaren Erkrankung und einer ungewollten Schwangerschaft. Darüber hinaus halten Kondome die Vagina „gesund“, da kein Ejakulat in die Vagina gelangt. Das männliche Ejakulat hat einen hohen PH-Wert. Dadurch kann die Balance von „guten“ und „schlechten“ Bakterien in der weiblichen Vagina teilweise empfindlich gestört werden.
In der Regel sind zwei Typen von Bakterien in der Vaginalflora vorhanden: Laktobacillus und Aerobus. Der Laktobacillus zählt zu den „guten“ Bakterien, Anerobier können schädlich sein. Normalerweise existieren diese beiden Bakterien in der Vaginalflora gut nebeneinander. Wenn der Anteil der Anerobier allerdings erhöht ist, entsteht eine sogenannte bakterielle Vaginosis (BV). Die genaue Ursache einer BV ist bislang unbekannt. Interessanterweise konnte eine jedoch Studie zeigen, dass Frauen, die Kondome verwenden, viel seltener von einer BV betroffen sind.
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Was sind Oralschutztücher?
Um sich beim Geschlechtsverkehr vor sexuell übertragbaren Erkrankungen zu schützen, kann ein Kondom verwendet werden. Wer eine vergleichbare Sicherheit auch beim Oralsex haben möchte, für den sind Oralschutztücher eine Möglichkeit. Oralschutztücher sind bekannt auch unter den Bezeichnungen Kofferdam, Lecktuch oder – im Englischen – „dental dam“. Dabei handelt es sich jeweils um eine dünne Folie aus Latex oder Polyurethan, die während des Oralsex auf der Vulva platziert wird. Als Vulva wird bei einer Frau die Gesamtheit der äußeren primären Geschlechtsorgane bezeichnet; zur ihr gehören somit der Venushügel, die Schamlippen, die Klitoris und der Scheidenvorhof. Der Scheidenvorhof (oder auch „Scheideneingang“) ist der Bereich, der zwischen den kleinen Schamlippen liegt.
Eine absolute Sicherheit, sich vor einer sexuell übertragbaren Erkrankung (kurz: STI; steht für „Sexually Transmitted Infections“ – oder STD/„Sexually Transmitted Diseases“) zu schützen, gibt es zwar leider nie. Wer allerdings beim Oralsex mit Hilfe eines Lecktuchs sozusagen eine kleine, aber wirkungsvolle Barriere zwischen Mund und Genital schafft, kann das Risiko gegebenenfalls deutlich reduzieren. Genannt seien in diesem Zusammenhang Clamydien, Gonorrhoe, Herpes, HIV und HPV als bekannteste STI beziehungsweise STD.
Wie werden Oralschutztücher verwendet?
Die Verwendung von Oralschutztüchern ist sehr einfach. Nachdem es vorsichtig aus der Verpackung herausgenommen wurde, sollte zunächst genau überprüft werden, ob die Folie nicht über irgendwelche Einrisse oder Löcher verfügt. Denn bereits kleine Schäden können die gewünschte Schutzfunktion stark beeinträchtigen. Anschließend wird das Tuch über dem Bereich ausgebreitet, der sexuell stimuliert werden soll – beim Oralsex ist das die Vulva. Ein solches Schutztuch kann aber auch bei analen Praktiken verwendet werden; dann wird es auf den perianalen Bereich, also rund um den Anus, gelegt.
Wichtig ist, dass das Tuch während der sexuellen Tätigkeit nicht verrutscht. Einer der beiden Partner sollte es deshalb vor allem zu Beginn der jeweiligen Aktivität dezent festhalten. Ebenso ist es wichtig, stets darauf zu achten, dass das Tuch während des Einsatzes nicht zu stark gespannt wird, weil es dadurch zu kleinen Einrissen oder Löchern kommen kann. Wenn es zu einer solchen Beschädigung des Tuchs kommt, sollte die Aktivität sofort gestoppt werden und ein neues Tuch verwendet werden.
Nach der entsprechenden Stimulation ist das Tuch zu entfernen und entsorgen. Um sicher zu stellen, dass solche Schutztücher auch wirklich den bestmöglichen Schutz bieten, sollte ein Tuch immer nur ein einziges Mal verwendet werden.
Oralschutztücher sind sowohl in der Apotheke als auch in diversen Online- und Sexshops erhältlich. Wie bei so vielen Produkten gilt auch hier, dass Qualität wichtiger sein sollte als ein billiger Preis. Damit die Tücher – ähnlich wie Kondome – im Zweifelsfall nicht als lästige Barriere wahrgenommen werden müssen, sondern vielmehr eine spielerische Bereicherung des Sex darstellt, gibt es sie in durchaus kreativen Ausführungen: in verschiedenen Farben etwa oder auch mit Geschmacksrichtungen wie Erdbeere und Vanille.
Wer beim Sex Lubrikationen, also Gleitmittel, verwendet, sollte beim gleichzeitigen Einsatz von Oralschutztüchern darauf achten, dass die Lubrikationen wasserlöslich oder auf Silikonbasis hergestellt sind. Denn ölhaltige Gleitmittel können dazu führen, dass Oralschutztücher porös werden und dadurch nicht mehr den gewünschten Schutz bieten.
Übrigens: Wer ein wenig fingerfertig ist und es sich zutraut, kann ein Oralschutzbuch selbst herstellen – und zwar aus einem Kondom. Dazu muss zunächst mit einer sauberen Schere die Spitze des Kondoms entfernt werden. Somit hat man eine Art Schlauch. Dieser kann dann an einer Stelle aufgeschnitten werden, so dass auseinandergerollt eine rechteckige Folie entsteht.
Und noch ein interessanter Hinweis: Oralschutztücher kommen keineswegs nur bei sexuellen Aktivitäten zum Einsatz. So werden sie allen voran auch von Zahnärzten verwendet: Sie schirmen damit bei bestimmten Eingriffen den zu behandelnden Zahn von den benachbarten Zähne sowie dem übrigen Mundraum ab. Das ist insofern hilfreich, weil dadurch kein Speichel an den zu behandelnden Zahn gelangen kann. In dieser zahnärztlichen Verwendung liegt übrigens auch der englische Bezeichnung „dental dam“ für ein Oralschutztuch begründet.
Was genau ist Oralsex?
Beim Oralsex erfolgt mit dem Mund oder mit der Zunge eine Stimulation des Genitales des Partners. Einige Paare verwenden dies als Vorspiel vor dem eigentlichen Geschlechtsverkehr. Oralsex wird aber auch mitunter bis zum kompletten Höhepunkt praktiziert. Oralsex am männlichen Penis wird als Fellatio bezeichnet. Wenn der Sexualpartner Oralsex am weiblichen Genital ausübt, wird von Cunnilingus gesprochen. Die orale Stimulation des Anus oder der analen Region heißt Anilingus.
Wie weit verbreitet ist oraler Sex?
Es gibt keine weltweite Statistik in Bezug auf die Verbreitung von Oralsex. Exemplarisch seien aber Studien aus den USA sowie Großbritannien genannt.
Bei „The National Survey of Family Growth“ wurde in den USA zwischen 2011 und 2013 das Sexualverhalten von Personen zwischen dem 15 und 44. Lebensjahr untersucht. Ergebnis: 83 Prozent der Männer und 82 Prozent der Frauen gaben an, oralen Sex mit einem gegengeschlechtlichen Partner zu praktizierten oder zumindest schon einmal praktiziert zu haben. Immerhin sechs Prozent der Männer gaben an, dass sie auch schon mit einem anderen Mann Oralsex hatten. In der Studie wurden keine Daten zum gleichgeschlechtlichen Oralsex-Verhalten von Frauen erhoben.
Im Jahre 2016 führte Netdoctor.com.uk eine groß angelegte nationale Studie in Großbritannien durch. Unter die Lupe genommen wurden das Sexualverhalten und der sexuelle Lebensstil von Personen zwischen dem 16. und dem 44. Lebensjahr. Je nach Altersklassifikation zeigte die Studie, dass zwischen 67 und 80 Prozent aller Studienteilnehmer mindestens einmal im zurückliegenden Jahr Oralsex hatten.
In einer anderen britischen Studie wurde festgestellt, dass Oralsex aber sehr wohl auch für ältere Menschen noch ein Thema ist. So wurden in dieser Studie Personen im Alter von über 65 Jahren befragt – und 30 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen gaben an, dass sie im zurückliegenden Jahr oralen Sex hatten.
Welche Risiken gibt es bei Oralsex?
Frauen können zwar von Oralsex nicht schwanger werden. Möglich ist durch Oralsex allerdings die Verbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten wie beispielsweise HIV, Syphilis, Herpes, Clamydien, Gonorrhoe und HPV. Hinzu kommt die Gefahr von Infektionen wie Hepatitis A oder Hepatitis B. Bei Anilingus, also einer analen Sexpraktik, können zudem Parasiten wie Diardia und Bakterien wie Escherichia coli (E.Coli) verbreitet werden. Der Einsatz von Oralschutztüchern ist deshalb auf jeden Fall empfehlenswert, um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren.
Können bestimmte Tumorarten durch oralen Sex verbreitet werden?
Oralsex gilt zudem als ein möglicher Auslöser für orale Tumore. Als orale Tumore werden Tumore bezeichnet, die entweder im Bereich rund um den Mund sowie im Mund selber auftreten (Mundhöhlenkarzinome) oder aber im Rachenraum (Pharynxkarzinome).
Wichtig ist allerdings die Feststellung, dass nicht jeder Tumor im Mund oder Rachenbereich durch oralen Sex entsteht. So gilt für diese Karzinomarten vor allem auch Rauchen als ein hoher Risikofaktor.
Sobald sich jedoch – zum Beispiel durch orale Praktiken – eine sexuell übertragbare Erkrankung ausgebreitet hat, kann dies auch eine Tumorbildung bewirken. Sehr häufig sind vor allem Infektionen mit bestimmten DNA-Viren, die unter der Bezeichnung Humane Papillomviren (HPV) bekannt sind. Zur Gruppe der HPV gehören mehr als einhundert unterschiedliche Typen von Viren. HPV kann sowohl oral als auch vaginal oder aber auf ganz anderem Wege übertragen werden. Mehr erfahren >
Häufig ist das menschliche Immunsystem so stark, dass HPV-Erkrankungen von alleine „in Schach“ gehalten werden können beziehungsweise komplett unbemerkt bleiben, weil sie gar nicht erst zum Ausbruch kommen. In einigen Fällen aber verursacht der Virus Veränderungen in den Zellen, so dass diese zu Tumoren entarten können. HPV ist aber nicht nur im Mund- und Rachenbereich mit Tumoren in Verbindung zu bringen, sondern kann auch Teile der Vulva, die Vagina, den Penis oder den analen Bereich mit Tumoren befallen. Ebenso gibt es „gutartige“ HPV-Infekte, die lediglich genitale Warzen hervorrufen, die sich medizinisch relativ gut behandeln lassen.
Interessant in diesem Zusammenhang: Die HPV-Konzentration ist in der Flüssigkeit, die bei Frauen in der vulvaren Region punktiert wird, höher. Deshalb ist davon auszugehen, dass bei Cunnilingus ein höheres Infektionsrisiko besteht als bei Fellatio. Aber: HPV-Viren können sich eben auch am Penis sowie im männlichen Ejakulat befinden.
Faustregeln für sicheren Sex
Wer einen bestmöglichen Schutz vor Infektionen beim möchte, sollte beim Ausleben seiner Sexualität ein paar Faustregeln beachten. Die wichtigste lautet: safer sex!
Im Idealfall sollte jeder die sexuelle Anamnese (History) seines Sexualpartners kennen. Insbesondere sollte bekannt sein, ob er oder sie frei von Infektionen ist. Auch wenn es zunächst etwas verstörend wirken mag, mit einem neuen Partner zunächst über sexuell übertragbare Krankheiten zu sprechen: Für die Gesundheit ist es wichtig! Eine falsche Scheu kann hier ungeahnte Folgen haben. Gegebenenfalls kann ein Arzt oder Sexualtherapeut helfen, um die passende Kommunikationsebene zu finden.
Außerdem sollte inzwischen bekannt sein, dass sich auch Männer gegen HPV impfen lassen können – lange Zeit galt dies als reine Frauen- beziehungsweise Mädchensache, weshalb wohl auch die umgangssprachliche Bezeichnung „Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs“ entstanden ist. Aber inzwischen wird eine HPV-Impfung eben auch für Jungs empfohlen und sogar von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Wer sich in der Sexualität nicht nur auf den reinen Geschlechtsverkehr beschränken möchte, sondern auch orale oder anale Praktiken ausleben möchte, dem seien Schutztücher empfohlen. Sie sind vielleicht noch nicht so bekannt und gängig wie Kondome, doch einen wichtigen Beitrag zu einem sicheren Sex können sie sehr wohl leisten.