Selbstbefriedigung – wenn der Mann bei sich selber Hand anlegt

Um sexuelle Bedürfnisse zu stillen, ist nicht unbedingt ein Partner erforderlich. Auch Selbstbefriedigung (Masturbation, Onanie) stellt eine Möglichkeit dar, sich lustvolle Gefühle zu verschaffen oder gar zum Orgasmus zu kommen. 

Mann SelbstbefriedigungAllerdings gilt Selbstbefriedigung als eines der letzten Tabu-Themen im Bereich der Sexualität, weshalb sich auch nach wie vor etliche Vorurteile hartnäckig halten. Doch grundsätzlich gilt: Selbstbefriedigung ist nicht schädlich! Ganz im Gegenteil: Regelmäßige Masturbation kann sich sogar positiv sowohl auf die eigene Gesundheit auswirken (körperlich wie seelisch) als auch auf eine bestehende Partnerschaft oder das Sexleben allgemein.

Nennen wir es Solo-Sex

Dass über Selbstbefriedigung eher selten öffentlich gesprochen wird, mag am veralteten Image liegen, das auch sehr viel mit der Entstehungsgeschichte zu tun hat: Wer als Jugendlicher seinen Körper sexuell entdeckt und erste Erfahrungen mit Masturbation macht, dann geschieht dies meist still und heimlich und bei abgeschlossener Zimmertür; niemand soll es mitbekommen, weil Selbstbefriedigung in dieser pubertären Entwicklungsphase oft noch der Ruch umgibt, etwas „Verbotenes“ oder gar „Unanständiges“ zu sein. Doch bereits das ist eine völlig falsche Sichtweise. Denn es ist wichtig (und auch schön), den eigenen Körper kennenzulernen und Gefühle auszutesten und auszuleben. Ob das zunächst alleine oder in weiteren Schritten dann auch mit einem Partner geschieht, ist unerheblich.

Trotzdem hat die Selbstbefriedigung in der allgemeinen Wahrnehmung leider einen eher schlechten Ruf. Kaum jemand gibt offen zu, dass er sie praktiziert. Doch eins ist mal sicher: Sehr viele Menschen masturbieren– aber wie schon in der Jugendzeit spielt sich das meistens heimlich und im wahrsten Sinne des Wortes „still“ ab.

Die wenigsten Menschen kommen wohl auf den Gedanken, beim selber herbeigeführten Orgasmus laut zu stöhnen. Das war und ist im Jugendalter schon so, und daran ändert sich auch im fortgeschrittenen Alter kaum etwas, wenn Männer noch immer manchmal oder regelmäßig „selber Hand anlegen“. Aber auch die sperrige Begrifflichkeit des Wortes „Selbstbefriedigung“ mag zum schlechten Image beitragen. Deutlich freundlicher klingt zum Beispiel Solo-Sex – denn genau darum geht es doch!

Was genau passiert bei einer Selbstbefriedigung?

Die Selbstbefriedigung kann beim Mann – ebenso wie bei der Frau (mehr zur weiblichen Selbstbefriedigung) – in zwei Arten unterteilt werden: Entweder wird das eigene Geschlechtsorgan mit der Hand (manuell) stimuliert oder aber es kommt noch ein Hilfsmittel zum Einsatz. Während das Dildo als klassisches Masturbations-Hilfsmittel der Frau weitgehend bekannt und geradezu schon gesellschaftlich akzeptiert ist, verhält es sich bei den Hilfsmitteln für den Mann leider noch etwas anders. Als beliebtestes Sexspielzeug gilt in diesem Zusammenhang ein Masturbator, umgangssprachlich auch „Taschenmuschi“ genannt. Dabei handelt es sich um die Nachbildung einer weiblichen Vagina, in die das erigierte Glied eingeführt werden kann. Masturbatoren gibt es mittlerweile in allen Formen und Farben, zum Teil auch mit der Möglichkeit der Vibration oder sogar mit Wärmefunktion.

Bei der Selbstbefriedigung geht es darum, seinem Geschlechtsorgan etwas Gutes zu tun. Ob dies mit der Hand und/oder einem Hilfsmittel geschieht, ist ganz egal: Erlaubt ist, was gefällt. Wie beim Sex mit einem Partner sind auch beim Solo-Sex die jeweiligen Vorlieben sehr unterschiedlich. Manchmal kann bereits das bloße Streicheln des Penis für eine Erregung sorgen. In einer nächsten Stufe wird klassischerweise die Vorhaut bewegt. Weil sich die meisten Nervenenden an der Eichel befinden, kann durch eine Stimulation dieser Stelle ein großes Lustempfinden erreicht werden. Ein Samenerguss als Höhepunkt der Selbstbefriedigung ist deshalb möglich und oft auch das Ziel.

Pornos als Hilfsmittel

Zur Unterstützung einer erfolgreichen Masturbation bedienen sich Männer oft auch erotischer Fantasien. Diese können sich entweder komplett im eigenen Kopf abspielen oder sie werden unterstützt durch das Betrachten pornografischer Bilder beziehungsweise Filme. 

Die starke Zunahme an Internetportalen für Pornos unterstreicht die wachsende Bedeutung von erotischen Fantasien. Wobei festgestellt werden muss: Pornos müssen keineswegs nur alleine konsumiert werden - sie stellen vielmehr auch für Paare eine gute Möglichkeit dar, zusätzliche Lustgefühle ins Sexleben zu bringen. 

Ist Selbstbefriedigung schädlich? 

Zu jedem Tabu-Thema gehören leider auch Vorurteile. Beim Thema Selbstbefriedigung gibt es sogar regelrechte Schauergeschichten – von denen aber keine einzige wahr ist. Regelmäßiges Masturbieren macht weder blind noch impotent, sondern ist körperlich völlig unbedenklich. Es kann sogar auf gewisse Weise sehr positive Auswirkungen haben. 

Positive Effekte der Selbstbefriedigung

Über allem sollte natürlich die Lust stehen: Wer Spaß an der Selbstbefriedigung hat, braucht sich dafür nicht schämen. Auch aus rein körperlicher Sicht hat die Masturbation einige positive Effekte. So ist es grundsätzlich gut und gesund, wenn die Prostata inklusive aller Samenstränge im Penis regelmäßig „durchgespült“ wird – ob dies im Zusammenhang mit Partner-Sex oder Solo-Sex geschieht, ist egal. Das Risiko einer nicht-bakteriellen Prostata-Infektion kann dadurch auf jeden Fall gesenkt werden.

Die alte Mähr, wonach Selbstbefriedigung unfruchtbar machen würde, kann nahezu ins Gegenteil verkehrt werden: Samen sind nämlich vor allem dann fruchtbar, wenn sie möglichst frisch sind. Bei Männern, die nur selten einen Samenerguss haben, besteht deshalb die Gefahr, dass die vorhandenen Samen an Qualität verlieren.

Doch auch unabhängig von der Fruchtbarkeitsfrage kann sich Selbstbefriedigung positiv auf die Gesundheit auswirken. Das fängt schon damit an, dass Masturbation eine gute Möglichkeit zum Abbau von Stress ist. Sogar Glücksgefühle sind durch Solo-Sex möglich. Und bei wem durch solche Erlebnisse die so wichtigen Glückshormone (beispielsweise Endorphine) freigesetzt werden, der verfügt automatisch über mehr Energie und Schaffenskraft in anderen Lebenssituationen. Das wiederum kann auch zu einer grundsätzlichen Stärkung des Immunsystems beitragen.

Masturbieren kann aber auch in einem direkten Zusammenhang mit Partner-Sex stehen. Denn die regelmäßige Selbst-Stimulation kann auch ein Training darstellen, um dem Penis zu mehr (und länger anhaltenden) Standfestigkeit zu verhelfen, was dann später den Partner-Sex noch erfüllender machen kann. Ebenso verhält es sich beim Hinauszögern des Samenergusses.

Selbstverständlich lassen sich Partner-Sex und Solo-Sex auch kombinieren. Vielleicht entdeckt der eine Partner durch Erkundigungen des eigenen Körpers plötzlich Vorlieben, die sich auch mit einem Partner lustvoll ausleben lassen.

Selbstbefriedigung kann zu einem Anstieg des Testosteronspiegels beitragen. Dadurch ist es dann wiederum möglich, dass die grundsätzliche Lust auf Sex höher wird.

Selbstbefriedigung – auf eines sollte trotzdem geachtet werden

Nicht verschwiegen werden soll hier aber auch die Gefahr einer seelischen Vereinsamung, wenn sich jemand komplett aus dem Leben zurückzieht und ausschließlich noch im Solo-Sex seine Erfüllung finden.

Unterschieden werden müssen hier zwei verschiedene Blickwinkel: Menschen, bei denen bereits so etwas wie eine gesellschaftliche Vereinsamung erfolgt ist, können sich mit Hilfe der Selbstbefriedigung zumindest noch ein bisschen Glück und Lust im Leben wahren. In diesem Fall kann Solo-Sex sogar dazu beitragen, im übrigen Leben noch vital auftreten zu können und nicht etwa in Depressionen zu verfallen.

Wer sich allerdings erst an der Schwelle zur Vereinsamung befindet, sollte durch die alleinige Flucht in die Masturbation nicht die „reelle Welt“ komplett aus den Augen verlieren. Solo-Sex kann schön sein – Sex mit einem Partner aber ebenfalls. Alleinstehende Personen, die aber gerne einen Partner hätten, sollten sich nicht zu sehr mit Selbstbefriedigung trösten und ablenken.

Solo-Sex ist schön – Partner-Sex aber auch!

Selbstbefriedigung hat viele positive Effekte, doch so wichtig es ist, Selbstbefriedigung deshalb nicht in eine dunkle Ecke zu schieben, so sehr muss auch festgestellt werden: Bei Sex mit einem Partner werden diese positiven Effekte ebenfalls erzielt! Es kann sogar noch sehr viel mehr Spaß und Lust machen, erotische Gefühle zusammen mit einem Partner auszuleben. Aber: Jeder kann und darf für sich entscheiden, welche Sex-Variante ihm lieber ist beziehungsweise besser in die aktuelle Lebenssituation passt.

Masturbation und Onanie – woher kommend diese Begriffe?

Das Wort „Selbstbefriedigung“ ist selbsterklärend: Es geht darum, „sich selber sexuell zu befriedigen“. Die Herkunft des Wortes „Masturbation“, das oft als Synonym verwendet wird, ist nicht eindeutig. Eine recht weit verbreitet Erklärung bezieht sich auf den lateinischen Begriff „manibus turbari“, der verkürzt „masturbari“ lautet und so viel bedeutet wie „sich mit den Händen reizen“.

„Onanie“ als weiteres Synonym hat einen biblischen Ursprung: So wird im 1. Buch Mose von einem Mann namens Onan erzählt. Dieser soll, nachdem sein Bruder verstorben ist, noch ein Kind mit dessen Witwe zeugen. Doch Onan weigert sich und lässt seinen Samen stattdessen auf die Erde fließen. Ob diesem Ereignis tatsächlich eine Selbstbefriedigung vorausgegangen war oder aber ein Coitus interruptus, ist nicht bekannt. Laut 1. Buch Mose musste Onan sein Verhalten jedoch mit dem Tod bezahlen – aber dafür lebt er in der Begrifflichkeit „Onanie“ bis heute weiter.