Dauererektion (Priapismus): Wenn der Penis stundenlang steif ist

Ein Priapismus ist eine volle harte Erektion, die länger als 4 Stunden anhält und zumeist sehr schmerzhaft ist.

Immer wollen, immer können: Viele Männer malen sich aus, wie wunderbar es wäre, einen „Dauerständer“ zu haben. In der Realität ist ein Priapismus jedoch alles andere als angenehm, sondern ziemlich schmerzhaft – und in den meisten Fällen muss er umgehend behandelt werden. Doch worum genau geht es eigentlich?

Was ist ein Priapismus?

Der Priapismus (Dauererektion) ist eine länger anhaltende Erektion des Penis, die auch ohne jegliche sexuelle Stimulation entsteht bzw. anhält. Ärzte sprechen von einem Priapismus, wenn die Erektion länger als vier Stunden andauert.

Der Name Priapismus leitet sich übrigens vom griechischen Gott Priapos ab. Er ist der Sohn der Aphrodite – der Göttin der Liebe, der sinnlichen Begierde und der Schönheit –und des Dionysos, Gott der Freude, der Trauben, des Weines, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase. Da Priapos auch als Gott der Fruchtbarkeit gilt, gibt es zahlreiche Darstellungen, die ihn mit einem übergroßen erigierten Penis zeigen.

Das erste Mal in der Geschichte der Medizin wurde die Dauererektion im Jahr 1824 beschrieben – und zwar in einem Fallbericht. Erst im 20. Jahrhundert hat man sich mit der Pathophysiologie beschäftigt und die verschiedenen Arten des Priapismus untersucht. Auch im Bereich der therapeutischen Maßnahmen erfolgten zu diesem Zeitpunkt entsprechende Untersuchungen.

Übrigens: Zum männlichen Priapismus gibt es ein weibliches Pendant, den sogenannten Klitorismus – wobei man mit diesem Ausdruck vorsichtig sein muss. Denn er wird auch verwendet, wenn der weibliche Kitzler übermäßig entwickelt ist.

Ursachen für eine Dauererektion (Priapismus)

Die Ursachen, um einen Priapismus zu entwickeln, sind vielfältig. Einerseits gibt es verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente, die einen Priapismus auslösen können. Dazu gehören zum Beispiel Medikamente, die direkt in den Schwellkörper injiziert werden, etwa Papavarin oder Prostaglandin E1. Medikamente, die im zentralen Nervensystem wirken (etwa Trazodon oder Benzodiazepine), können ebenfalls zur Entwicklung eines Priapismus führen. Aber auch Medikamente zur Therapie von erhöhtem Blutdruck (z.B. Prazosin oder Kalziumblocker als hypertensive Medikationen) lösen vereinzelt einen chemischen Priapismus aus. Beschrieben wird das auch bei den Antikogulantien wie Heparin und Marcumar.

Allem Anschein nach können auch Hormone – wie bspw. das Königshormon des Mannes, das Testosteron – aber auch die parenterale Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zu einer Dauererektion führen. Selbiges gilt für einige illegale Drogen, etwa Kokain oder Marihuana.

Des Weiteren kommt es vor, dass infektiöse Erkrankungen wie Malaria, Syphilis oder Mumps einen „Low Flow"-Priapismus auslösen. Erkrankungen im Blutsystem – wie zum Beispiel Polycythemia Rubera Vera (Hyperviskosität des Blutes), aber auch Veränderungen des Hämoglobins – wie bspw. bei einer Sichelzellenanämie oder bei der Thlassemie – und auch Immunologische Erkrankungen – wie bspw. die AutoimmunkrankheitLupus –  können zu einer Dauererektion führen.

Weitere mögliche Ursachen und Auslöser: Metabolische Erkrankungen wie das nephrotische Syndrom oder Diabetes, neurologische Erkrankungen wie etwa Verletzungen des Rückenmarks oder autonome Neuropathien. Außerdem: neoplastische Erkrankungen (z.B. Leukämie), Tumorinfiltration eines Prostatakarzinoms oder eines Harnröhrenkarzinoms und Metastasen.

Wenn keine dieser Ursachen nachgewiesen werden kann, sprechen Mediziner von einem idiopatischen „Low Flow“-Priapismus.

Mögliche Ursachen im Überblick
  • Sexuelle Stimulation
  • Bluterkrankungen (z.B. Sicherzellenanämie)
  • Medikamente, z.B. Antidepressiva
  • Erektionsfördernde Medikamente (insbesondere lokal applizierte Injektionen)
  • Verletzungen im Becken oder Penisbereich
  • Drogenkonsum
  • exzessiver Alkoholgenuss

 

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Häufigkeit

Finnische Wissenschaftler kommen in Studien zu dem Ergebnis, dass sich pro Jahr in Finnland 0,3 bis 0,5 Männer (pro 1000 Personen) mit einem Priapismus im Krankenhaus vorstellen. Eine holländische Studie zeigt, dass im Durchschnitt 2 Männer (von 100.000 Männern) von einem Priapismus betroffen sind.

Behandlung von Priapismus - Suchen Sie die Notaufnahme auf

Wichtig: Wenn ein Mann eine Dauererektion bekommt, sollte er sich unverzüglich in einer Notaufnahme vorstellen. Sollte ein Priapismus über einen längeren Zeitraum bestehen, kann das zu Erektionsstörungen (ED) führen.

Hintergrund: Um zu verstehen, was es mit dem Priapismus auf sich hat, hier nun der Blick auf eine „normale“ Erektion. Normalerweise werden Erektionen (auch nächtliche Erektionen) durch nervale Impulse ausgelöst. Die nervalen Impulse können direkt durch Stimulation des Genitals erfolgen oder sie werden über den Kopf in den Weg geleitet.

Eine Erektion wird initiiert, indem mehr Blut durch die blutzuführenden Gefäße (Arterien) vom Becken in den Penis hineinfließt. Der Penis wird mit Blut gefüllt, das Blut wird gehalten und der Abfluss des Blutes wird gedrosselt. Nach dem Orgasmus bzw. nach der sexuellen Stimulation fließt das Blut zumeist wieder aus dem Penis in den Körper zurück.

Beim Priapismus kann folgendes passieren: Es fließt zu viel Blut in den Schwellkörper hinein oder es fließt zu wenig Blut aus dem Penis wieder heraus. Dies am meisten verbreitete Form des Priapismus ist der ischämische Priapismus (Low-Flow Priapismus = Störung des veno-occlusiven Systems. Das Blut wird im Penis gehalten und fließt nicht mehr richtig ab). Beim normalerweise weniger schmerzhaften nichtischämischen Priapismus (High-Flow Priapismus) fließt über die Arterien zu viel Blut in den Penis hinein – häufig eine Folge von Verletzungen im Gefäßsystem.

Außer einem Gespräch und einer körperlichen Untersuchung sollten ggf. Labortests durchgeführt werden – unter anderem ist auch eine Aspiration des Blutes aus dem Schwellkörper notwendig. Um abzuklären, um welche Art von Priapismus es sich differenzialdiagnostisch handelt, sollte außerdem eine Blutgasanalyse erfolgen, bei der der Sauerstoffpartialdruck und der CO2-Partialdruck inklusive des PH-Werts gemessen werden. Beim ischämischen Priapismus zeigt die Blutgasanalyse des Penisblutes zumeist abnormale Werte. Ebenso ist es empfehlenswert, eine Doppler-Duplex-Sonografie des Penis durchzuführen, um ggf. erhöhte Blutzuflüsse zu erkennen.

Therapie von Priapismus

Grundsätzlich ist es wichtig, den Patienten zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass dieser gut hydriert ist. Gegebenenfalls erfolgen ein lokaler Block bzw. eine lokale Anästhesie, vereinzelt auch eine systemische Sedierung zur Beruhigung des Patienten. Anschließend wird dem Patienten Blut aus dem Penis entnommen – als Grundlage für eine genaue Analyse. Liegt ein Low Flow-Priapismus vor, werden sympathomimetische Substanzen injiziert. Des Weiteren versucht man, das Blut aus dem Penis zu aspirieren, um eine Flaszidität des Penis zu erreichen. Teilweise verwendet man auch den basischen Farbstoff Methylenblau, damit der Penis wieder weich wird. Sollte das alles nicht zum gewünschten Erfolg führen, bleibt nur der operative Eingriff. Dabei wird ein sogenannter Shunt zwischen die blutgefüllten Schwellkörper und die Eichel gelegt. Dieser sorgt dafür, dass das Blut wieder aus dem Penis abfließen kann.

Beim nicht-ischämischen Priapismus (High Flow Priapismus) steht der behandelnde Arzt nicht so sehr unter Zeitdruck. Denn 62% der Fälle erledigen sich auch ohne therapeutische Maßnahmen ganz von selbst. Ansonsten muss eine selektive Embolisation der Gefäße durchgeführt werden. Hierbei wird meistens ein Katheder über die Leiste gelegt, so dass man an die Arterien (zuführenden Blutgefäße) des Penis herankommt. Nach Identifizierung der für den Priapismus zuständigen Stelle wird diese entsprechend embolisiert. Wenn die arterielle Versorgung des Penis hierbei geschädigt wird, besteht Gefahr, dass langfristig eine erektile Dysfunktion entsteht.

Insbesondere beim ischämischen Priapismus sollte eine therapeutische Maßnahme spätestens 4 Stunden nach Auftretendieser Dauererektion durchgeführt werden. Ansonsten kann es zu massiven Gewebsschädigungen – und damit einhergehend zu einer langfristigen erektilen Dysfunktion – kommen. Konservative Maßnahmen können manchmal dazu führen, dass diese erektile Dysfunktion wieder rückgängig gemacht wird. Weitere mögliche Spätfolgen: Penisverkrümmung, in seltenen Fällen ein Gangrän (Gewebsnekrose). Diese entsteht in der Regel nach einer Blutunterversorgung bei Sauerstoffmangel des entsprechenden Gewebes.

Die verschiedenen Arten der Dauererektion

Grundsätzlich unterscheidet man in der Medizin zwischen drei Arten der Dauererektion:

„Low Flow"-Priapismus

Ein chemischer Priapismus (meist ein durch Medikamenten ausgelöster) wird auch als „Low Flow"-Priapismus bezeichnet. Hierbei handelt es sich um die häufigste Form des Priapismus. Diese tritt in 80 bis 90 Prozent der Fälle auf – die besonders harte Erektion ist normalerweise sehr schmerzhaft. Das liegt unter anderem daran, dass das Blut, das während der Erektion in den Schwellkörper geflossen ist, nicht mehr abfließen kann. Daher auch der Name „Low Flow“: Es fließt also kaum Blut aus dem Schwellkörper heraus. 

„High Flow“-Priapismus

Dieser nicht-chemische Priapismus wird auch arteriell bedingte Dauererektion genannt. Wie es der Name schon ausdrückt, fließt bei dieser vergleichsweise „ungefährlichen“ Form des Priapismus außergewöhnlich viel Blut in den Schwellkörper hinein. Das kann zum Beispiel durch Blutgefäßfisteln bedingt sein, die besonders viel arterielles Blut in den Schwellkörper hineinpumpen. Der High Flow-Priapismus kann jedoch auch nach stumpfen oder spitzen Traumata im perinealen Bereich auftreten (sekundäre Ursache).

„Stuttering"-Priapismus

Diese Form des Priapismus wird auch als immer wiederkehrender Priapismus bezeichnet. Es ist eine Variante des chemischen Priapismus, bei dem die schmerzhaften Erektionen immer mal wieder auftreten. Es gibt also Zeiträume, in denen der Penis weich (flaszide) ist. Darauf folgen Zeiten, in denen der Mann permanent einen erigierten Penis hat.

Was passiert eigentlich bei einem chemischen Low Flow-Priapismus genau?

Im Wesentlichen kommt es zu einem Ungleichgewicht (Inbalance) zwischen konstriktorischen Aktivitäten und relaxierenden Mechanismen. Dies führt zu einer Sauerstoffminderversorgung (Hypoxie) sowie zu einer Azidose (das Milieu im Penis wird sauer) in den beiden Schwellkörpern des Penis, die für die Erektion zuständig sind. Ein lange Zeit anhaltender chemischer Priapismus hat zur Folge, das bspw. die glatten Muskelzellen im Penis, die für gute Erektionen sehr entscheidend sind, irreversibel geschädigt werden. Langfristig kommt es zu einer Fibrosierung der Schwellkörper (schlechtes Gewebe für die erektile Funktion).