Postkoitale Dysphorie: Depression nach Orgasmus beim Mann

Immer wieder berichten Männer darüber, dass sie nach dem Sex traurig oder gereizt sind. Der medizinische Fachausdruck: „Postkoitale Dysphorie".

Kopfschmerzen

Grund genug für Wissenschaftler, der Problematik in einer Studie nachzugehen. Darin gaben 40 Prozent der Studienteilnehmer an, mindestens einmal keine positiven Gefühle nach dem Koitus entwickelt zu haben. Insgesamt hatten 4 Prozent aller Studienteilnehmer regelmäßig über einen längeren Zeitraum mit negativen Gefühlen nach der sexuellen Aktivität zu tun. Diese Gefühle können sich in unterschiedlicher Weise ausdrücken. Einige Männer möchten nach ihrem Orgasmus nicht berührt werden oder sie ziehen es vor, allein im Bett zu liegen. Manche fühlen sich genervt, gänzlich unzufrieden, nervös, niedergeschlagen und leer. Wieder andere suchen nach dem Sex Ablenkung.

Es wird vermutet, dass da viele psychologische und biologische Faktoren zusammenkommen, einer konkreten Ursache der „Postkoitalen Dysphorie", von der übrigens auch Frauen betroffen sein können, muss man noch auf die Spur kommen. Studien haben aber gezeigt, dass Paare, die nach der sexuellen Aktivität miteinander reden, sich in die Arme nehmen, schmusen und/oder sich küssen, eine deutlich zufriedenere Partnerschaft haben als diejenigen Paare, die dies nicht tun. Der Grund: Kommunikation, Streicheleinheiten, Zärtlichkeit und körperliche Nähe haben einen positiven Effekt auf das zwischenmenschliche Bindungsverhalten.

Neben psychologischen Problemen können nach dem Orgasmus auch organische Probleme auftreten, die teilweise sehr heftig ausgeprägt sind.

Oh Schreck: Ohnmacht nach dem Koitus. Ein Fall aus der Praxis

Bekannt geworden ist folgender Fall: Nach dem Orgasmus begann der Mann am ganzen Körper zu zittern, dann verlor er das Bewusstsein. Die Partnerin tastete keinen Puls mehr, rief den Notarzt und begann sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Die Ärzte stellten im Krankenhaus fest, dass der Mann schon mehrmals solche Ohnmacht-Attacken nach dem Orgasmus hatte. Da er keine Medikamente nahm und in der Anamnese nicht festzustellen war, dass es in der Familie irgendwelche Risiken für Herz-Kreislauferkrankungen gab, wurden weitere Untersuchungen durchgeführt. Im EKG zeigte sich dann die Lösung für die Ohnmachts-Attacken nach dem Koitus: eine Anomalie, die wahrscheinlich angeboren war. Weitere Recherchen ergaben: Auch andere Familienmitglieder hatten bereits ähnliche Symptome. Ein genetischer Test zeigte schließlich eine Mutation im KCNH2-Gen auf Chromosom 7q36, was die Diagnose bestätigte.

Folglich wurde dem Patienten ein Zwei-Kammer-Schrittmacher-Defibrillator (DDD-ICD) eingesetzt. Nach dem Eingriff konnte der Mann wieder Orgasmen bekommen, ohne dass es zu erneuten Synkopen (Ohnmachtsanfälle) kam. Schön für ihn, schön aber auch für die Partnerin. Was sie durchgemacht haben muss, möchte man sich lieber nicht vorstellen.