Damit Verhütung nicht mehr überwiegend Frauensache sein muss: Neue Studien zur Pille für den Mann

Der Begriff „die Pille“ ist im Zusammenhang mit dem Thema Verhütung seit jeher nahezu untrennbar mit der weiblichen Seite beim Sex verbunden. Doch seit geraumer Zeit wird auch versucht, eine „Pille für den Mann“ auf den Markt zu bringen. Die Nachfrage ist da, denn zum einen vertragen viele Frauen „ihre“ Pille nicht und beklagen Nebenwirkungen. Zum anderen wollen auch immer mehr Männer die Verhütung sozusagen selbst in die Hand nehmen. 

Pille

Welche Verhütungsmöglichkeiten für den Mann gibt es?

Aktuell haben Männer im Prinzip nur zwei Möglichkeiten, selbst für eine Verhütung zu sorgen. Entweder sie benutzen beim Geschlechtsverkehr ein Kondom oder aber sie lassen bei sich eine Sterilisation (Vasektomie; Durchtrennung der Samenleiter) vornehmen. Beide Varianten haben Nachteile: Ein Kondom empfinden manche Männer als störend, weil sich dadurch in gewisser Weise immer noch ein – wenn auch sehr kleiner und dünner – Fremdkörper zwischen ihnen und ihrer Partnerin befindet. Eine Sterilisation kann zum Problem werden, wenn der betroffene Mann eines Tages vielleicht doch einen (erneuten) Kinderwunsch hat. Es ist zwar möglich, eine Sterilisation rückgängig zu machen. Doch die dafür erforderliche Refertilisierungsoperation ist sehr kompliziert und sollte deshalb nur von sehr erprobten, mikrochirurgisch erfahrenen Ärzten durchgeführt werden.

Wie soll die „Pille für den Mann“ funktionieren?

Ziel der „Pille für den Mann“ ist es, dafür zu sorgen, dass in der männlichen Samenflüssigkeit (Ejakulat) keine Spermien vorkommen, die bei der Sexpartnerin eine Schwangerschaft auslösen könnten. Um ein solches Kontrazeptivum, also ein empfängnisverhütendes Mittel zu finden, ist eine Kombination aus zwei Hormonen in den Blickpunkt der Forscher geraten: Testosteron und Gestagen.

Das als „Männlichkeitshormon“ geltende Testosteron ist unter anderem beim Mann für die Spermienproduktion zuständig. Wenn allerdings eine zusätzliche Testosteron-Zufuhr von außen erfolgt, werden die Hormone gehemmt und die Spermienproduktion gebremst.

Gestagen wird auch als Schwangerschaftshormon bezeichnet, weil es – im Normalfall einer Schwangerschaft – der Vorbereitung und Erhaltung der Schwangerschaft dient und in diesem Zusammenhang vor allem einen weiteren Eisprung verhindert. Aufgrund dieser Eisprung-verhindernden Wirkung wird Gestagen auch für die klassische Anti-Baby-Pille für die Frau verwendet. Durch das Zugeben dieses Hormons von außen wird dem Körper sozusagen eine Schwangerschaft vorgetäuscht – woraufhin andere Hormone das Signal aussenden, dass kein Eisprung mehr erfolgt. Bezogen auf die gesuchte „Pille für den Mann“ ergibt sich daraus die Frage: Kann Gestagen auch im männlichen Körper eine solche Wirkung erzielen, konkret: kann es die Spermienproduktion bremsen?

Bei wissenschaftlichen Untersuchungen wurde eine Kombination von Gestagen und Testosteron aber auch deshalb analysiert, weil bei einer Behandlung ausschließlich mit Testosteron die jeweilige Dosis zu hoch sein müsste, was auch ein entsprechend großes Risiko bei den Nebenwirkungen bedeuten würde. Durch die Kombination mit Gestagen, so die Überlegung, könnten auch niedrigere Testosteronmengen ausreichen. 

Wie wurde die „Pille für den Mann“ getestet?

Den Probanden wurden Gestagen-Implantate unter die Haut geschoben, das – wie bei einem Verhütungsstäbchen für die Frau – langsam die Wirksubstanz abgibt. Parallel dazu erfolgten Testosteron-Injektionen, die intramuskulär verabreicht wurden. Eine orale Aufnahme von Testosteron ist übrigens deshalb nicht möglich, weil das „Männlichkeitshormon“ in der Magen-Darm-Passage zerstört wird, bevor es seine gewünschte Wirkung entfalten könnte.

Die Studien zu dieser Kombination von Gestagen-Implantat und Testosteron-Injektion zeigten, dass die Produktion von Spermien deutlich schneller und vor allem auch umfassender gestoppt werden konnte als bei einem bloßen Einsatz von Testosteron. Die Wirkung beruht auf einer Wechselwirkung der beiden Hormone, durch die der Regelkreis Hypothalamus-Hypophyse-Hoden insofern beeinflusst werden kann.

Wie funktioniert der Regelkreis Hypothalamus-Hypophyse-Hoden?

Um die Bedeutung dieses Regelkreises Hypothalamus-Hypophyse-Hoden zu verstehen, muss man zunächst Folgendes wissen: Die Spermienproduktion (Spermiogenese) wird u.a. von zentralen Hormonen gesteuert. Eine weitere entscheidende Rolle spielt dabei der Testosteronspiegel. Für dessen Ansteigen oder Absinken ist ein Zusammenspiel (Regelkreis) zwischen dem Zwischenhirn (Hypothalamus), der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und dem Hoden verantwortlich. Wenn vom Zwischenhirn sogenannte Gonadotropin-freisetzende Hormone (GnRH) freigesetzt werden und über die Blutbahnen zur Hirnanhangsdrüse gelangen, wird dort die Freisetzung zweier weiterer Hormone angeregt: LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikel-stimulierendes Hormon). 

LH ist für die hodeneigene Produktion des Testosterons zuständig, und FSH ist verantwortlich für die Stimulation der Spermienentwicklung. Die Kombination von FSH mit dem hodeneigenen Testosterons führt dazu, dass die Spermiogenese angeregt wird.

Studien haben gezeigt, dass sich ein zu niedriger Testosteronspiegel stimulierend auf den RegelkreisHypothalamus-Hypophyse-Hoden auswirkt. Um die Spermienproduktion zu stoppen, ist also ein höher Testosteronspiegel (der durch Testosteron, was nicht vom Körper produziert wurde, erreicht wird) erforderlich. Zudem sollte es gelingen, dass sich weniger LH bildet – und dazu sollten zuvor auch weniger GnRHin der Hirnanhangsdrüsefreigesetzt worden sein. Und das wird u.a. durch Testosteron, was von außen, also nicht vom Körper selber produziert wurde, bewirkt.

Interessant zu wissen ist, dass der Regelkreis Hypothalamus-Hypophyse-Hoden auch von äußeren Faktoren beeinflusst werden kann. Als Beispiel seien Emotionen genannt: Bei gestressten Männern ist die Wahrscheinlichkeit einer üppigen Samenproduktion deutlich geringer als bei entspannten. Nicht zuletzt Paare, bei denen sich schon seit längerer Zeit der Kinderwunsch nicht erfüllt, werden das nachvollziehen können. Wer sich zusätzlich unter Druck setzt (in diesem Fall der Mann), wird weniger Erfolg haben als wenn die Gesamtsituation emotional befreiter ist.

Welche Nebenwirkungen hat die „Pille für den Mann“?

So verlockend es ist, dass es mit einer Kombination von Gestagen-Implantat und Testosteron-Injektion eine weitere Verhütungsmöglichkeit für den Mann geben könnte: Studien haben leider auch einige Nebenwirkungen offenbart, speziell im psychischen Bereich. Deshalb wurde dieses Projekt nicht weiter verfolgt.

Wichtig bei allen Ansätzen, die Spermienproduktion zu stoppen, ist, dass außer der Gesundheit auch die Libido nicht darunter leidet.  In einer großen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten Männer anschließend über Unlust sowie auch Depressionen und vermehrter Akne geklagt.

Als sehr vielversprechend gilt ein neues, oral einzunehmendes Kontrazeptivum namens 11-beta-MNTDC. In ersten Studien hat es sich als sehr arm an Nebenwirkungen gezeigt. 11-beta-MNTDC hat als Wirkstoff ein modifiziertes Testosteron, welches sowohl wie ein Androgen, aber auch wie ein Progesteron (einem Gestagen!) wirkt. Die Kombination dieser Wirksamkeit soll die Kontrazeption reduzieren. Zukünftige weitere Studien müssen aber erst noch zeigen, wie sicher und wie wirksam 11-beta-MNTDC ist.

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