Die Eichel: Pfege, Vorsorge und Behandlungsmöglichkeiten im sensiblen Bereich

Jeder Mann hat mit ihr täglich zu tun – sei es beim Waschen, Wasserlassen, Sex oder Onanieren. Doch nur wenige sind sich über die umfassende Bedeutung der Eichel ihres Penis bewusst.  Deshalb werden oft auch die Schmerzen unterschätzt, die an diesem sensiblen Teil des männlichen Geschlechtsorgans auftreten können.  Dabei gilt hier wie in so vielen medizinischen Bereichen: Je früher eine mögliche Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen auf eine schnelle Schmerzlinderung und Heilung.

Was ist die Eichel?

Bei der Eichel (lateinisch: Glans penis) handelt es sich um den vordersten Teil des Penis. Sie verfügt über eine kleine Öffnung (lateinisch: „Ostium urethrae externum“), aus der sowohl Harn als auch Spermien nach außen treten können. Wenn sich der Penis im nicht-erigierten Zustand befindet, wird die Eichel zumeist von der Vorhaut bedeckt – es sei denn, es hat eine Beschneidung stattgefunden.

Die Vorhaut hat eine Schutzfunktion. Zum einen schützt sie die Eichel vor Schmutz und sonstigen äußeren Einflüssen, zum anderen sorgt sie dafür, dass die Eichel stets zart und feucht bleibt und nicht austrocknet.

Eine gesunde und voll funktionsfähige Eichel spielt auch beim Sex eine wichtige Rolle. Denn die „Glans penis“ gilt als die mit am stärksten erogene Zone des Mannes. Entsprechend negativ können sich Eichel-Erkrankungen auf zahlreiche Lebenssituationen auswirken.

Im Normalfall wird die Eichel von der Vorhaut bedeckt und dadurch geschützt. Erfolgt eine Erektion des Penis, zieht sich die Vorhaut zurück und legt die Eichel frei. Dass die Vorhaut sich nicht zu weit zurückziehen kann, wird durch das Vorhautbändchen (Frenulum praeputii penis) verhindert; dieses befindet sich an der Unterseite des Penis und verbindet die Vorhaut mit der Eichel. Interessant: Das Vorhautbändchen gilt als sehr erogen und Berührungen an dieser Stelle lösen bei vielen Männern ein noch stärkeres Lustgefühl als Berührungen direkt an der Eichel.

Welche Erkrankungen an der Eichel es gibt

Schmerzen an der Eichel können sich zwar in jeder beliebigen Alltagssituation bemerkbar machen. Am häufigsten treten sie aber – je nach Ursache und Beschaffenheit – beim Wasserlassen oder beim Sex auf.

Die häufigste Erkrankung der männlichen Eichel ist eine Eichelentzündungen (Balanitis). Viele Männer klagen auch über Pickel an der Eichel , Hornzipfel und Schuppenflechte auf der Eichel. Eher selten ist eine Tumorbildung an der Eichel. Allerdings gilt ein Peniskarzinom als aggressiv; jedoch sind bei einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung die Heilungschancen relativ gut.

Symptome für eine Erkrankung der Eichel

Grundsätzlich gilt: Wer über einen etwas längeren Zeitraum Schmerzen an der Eichel und/oder am gesamten Penis verspürt, sollte einen Arzt aufsuchen. Und zwar ganz egal, ob diese Schmerzen nur beim Wasserlassen (meist in Form eines brennenden Gefühls) auftreten, beim Sex oder auch im komplett passiven Zustand. Auch ein bloßer Juckreiz, der immer wieder auftritt, sollte ernst genommen werden. Ein weiteres Alarmzeichen ist eine geschwollene oder gerötete Eichel.

Eine Balanitis tritt häufig zusammen mit einer Entzündung der Vorhaut auf. Diese macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass das Zurückziehen der Vorhaut große Schmerzen bereitet. Studien gehen davon aus, dass mindestens jeder zehnte Mann einmal im Jahr an einer Balanitis erkrankt, wobei das Risiko mit dem Alter deutlich zunimmt. Interessanterweise liegt bei Männern ab dem 60. Lebensjahr oft gar kein spezieller Auslöser vor, sondern die Balanitis tritt quasi als Alterserscheinung auf.

Ursachen für eine Erkrankung der Eichel

Wenn die Eichel plötzlich Schmerzen bereitet, kann dies in vielen verschiedenen Umständen ihre Ursache haben. So kann eine Eichel beispielsweise durch ein sehr aktives Sexleben regelrecht überfordert worden sein – der gleiche Effekt ist auch bei sehr häufigem Onanieren möglich.

Auslöser für eine Eichelentzündung ist häufig ein Eichelpilz (lateinisch: candida balanitis), der vor allem bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden kann. Wer nach dem Praktizieren von Safer Sex über Schmerzen an der Eichel klagt, sollte es das nächste Mal mit einer anderen Kondommarke ausprobieren. Denn möglicherweise liegen die Schmerzen in einer Allergie gegen bestimmte Inhaltsstoffe begründet.

Das Thema Hygiene spielt bei der Eichel gleich in zweierlei Hinsicht eine sehr bedeutende Rolle. Denn sowohl eine mangelnde Hygiene kann sich negativ auswirken als auch eine übertriebene Reinlichkeit. Für Seifen und Waschlotionen gilt letztlich dasselbe wie für Kondome: Sie können Stoffe enthalten, die der Körper beziehungsweise die Eichel nicht verträgt. Ein Wechsel des jeweiligen Pflegemittels (wichtig: ph-neutral!) ist deshalb durchaus ratsam – wobei mit warmem Wasser oft die beste Wirkung erzielt wird. Noch wirkungsvoller dürfte aber die Konsultation eines Arztes sein, weil dadurch vor allem Zeit gewonnen werden kann, um dem wahren Auslöser der Schmerzen auf den Grund zu kommen.

Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Stadium der Eichel-Erkrankung kann eine Therapie sehr einfach mit Salben oder Tabletten erfolgen. Sobald eine infektiöse Penisentzündung vorliegt, sollte sich dringend auch der jeweilige Sexpartner einer entsprechenden Behandlung unterziehen – und zwar auch dann, wenn bei diesem noch gar keine Symptome aufgetreten sind, die ebenfalls auf eine Infektion hinweisen könnten. Im Mittelpunkt jeder Eichel-Behandlung steht eine gute Hygiene. Außer dem Waschen mit warmem Wasser helfen hier speziell auch Bäder in Kamille.

Beugen Sie vor: So funktioniert die richtige Eichel-Pflege

Eine Gefahr für die Eichel stellt vor allem das sogenannte Smegma (auch Vorhauttalg genannt) dar. Dabei handelt es sich um eine käseartige Substanz, die sich aus allerlei Substanzen zusammensetzt, vor allem aber aus Urin- und Spermaresten, Talkabsonderungen und Hautzellen. Wenn das Smegma nicht regelmäßig durch Waschen entfernt wird, gilt es als häufigster Auslöser einer Entzündung der Eichel sowie der gesamten Vorhaut sowie auch der Harnwege. Ob Smegma im Extremfall sogar für eine Tumorbildung am Penis verantwortlich sein kann, ist noch nicht abschließend geklärt.

Der beste Schutz vor möglichen Eichelpilzen ist zum einen Safer Sex beziehungsweise ausschließlich Sex mit demselben gesunden wie verlässlichen Partner. Zum anderen muss man wissen, dass viele Pilze sowieso bereits auf der menschlichen Haut schlummern – und das ist so lange auch völlig unbedenklich, so lange das Immunsystem intakt ist. Um ein Ausbrechen oder gar Vermehren der Pilze zu verhindern, ist es deshalb wichtig, die körpereigenen Abwehrkräfte regelmäßig zu stärken. Dies ist grundsätzlich möglich durch eine gesunde Lebensweise. Zu dieser gehören allen voran eine vitamineiche Ernährung (Obst und Gemüse!) sowie regelmäßige Bewegung (im Idealfall an der frischen Luft). Ebenso positiv wirkt sich der Verzicht auf Nikotin sowie übermäßigen Alkohol aus.

Bei einer blauen Eichel nicht gleich Rot sehen!

Eine blaue Eichel sorgt nicht selten für Verunsicherung – doch das muss es nicht, allerdings sollte eine mögliche Farbveränderung beobachtet und im Zweifelsfall von einem Arzt untersucht werden. Dazu muss man zunächst wissen, dass jeder Penis und damit auch jede Eichel etwas anders aussieht – und das gilt auch für die Farbe der Eichel. Die Palette der Möglichkeiten reicht von einem hellen Rosa über ein dunkles Rosa bis zu Rot oder fast Lila – und manchmal ist die Grundfarbe auch – ohne, dass es dafür einen medizinisch bedenklichen Grund gibt – bläulich. Eicheln, die eher rot oder rosa sind, können sich durch eine Erektion vorübergehend blau färben, was auf die Anstauung des Bluts im Schwellkörper zurückzuführen ist. Nur, wenn die ungewohnte blaue Farbe dauerhaft anhält, ist Vorsicht geboten. Möglicherweise liegt dann eine Schädigung vor, von denen ein Penisbruch (Penisruptur) die extremste wäre. Ein Penisbruch, bei dem es sich um einen Riss des Schwellkörpers handelt, muss so schnell wie möglich behandelt werden, um allen voran eine erektile Dysfunktion zu verhindern.

Nicht immer ist es die Eichel, die schmerzt

Wenn ein Schmerz im vorderen Bereich des Penis verspürt wird, muss der Grund dafür nicht immer an der Eichel liegen. Häufig ist zum Beispiel auch das kleine Vorhautbändchen dafür verantwortlich. So kann ein verkürztes Vorhautbändchen (Frenulum breve) zu Schmerzen beim Sex führen, weil durch das Zurückziehen der Vorhaut plötzlich eine Spannung auf das (zu kurze) Vorhautbändchen erfolgt. Das Vorhautbändchen kann sogar einreißen oder ganz reißen.

Bei all diesen genannten Komplikationen kann ein Arzt helfen. Ein beschädigtes Vorhautbändchen lässt sich beispielsweise durch eine Operation wieder in Ordnung bringen. Ein zu kurzes Vorhautbändchen kann zwar auch verlängert werden, häufig wird bei einem Frenulum breve allerdings ein komplettes Durchtrennen empfohlen. Dieser „Frenulotomie“ genannte Eingriff sollte nur von erfahrenen Medizinern vorgenommen werden, um unnötige Schädigungen am sensiblen Eichel-Bereich zu vermeiden. Doch selbst, wenn die Frenulotomie komplett frei von Komplikationen verläuft, ist im Anschluss noch einige Zeit Vorsicht geboten. Ehe wieder ein schmerzfreier Sex genossen werden kann, ist in der Regel noch eine längere Nachsorge beziehungsweise eine intensive Nachpflege erforderlich.

Peniskarzinom – selten, aber gefährlich

Eher selten kann sich am Penis auch ein Tumor bilden. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft treten jährlich etwas weniger als tausend solcher Fälle auf. Zum Vergleich: Bei Prostatakrebs als der häufigsten Tumorerkrankung bei Männern in der Bundesrepublik wurden in der jüngeren Vergangenheit jährlich mehr als 60.000 neue Fälle gezählt.

Als Hauptrisikogruppe für ein Peniskarzinom gelten Männer ab 60 Jahre. Aber auch wer noch etwas jünger ist, sollte mögliche Veränderungen oder gar Schmerzen an der Eichel besonders aufmerksam beobachten. Denn ein Peniskarzinom gilt als aggressiv und schnell wachsend. Umso wichtiger ist es, einen Tumor am Penis so frühzeitig wie nur möglich zu erkennen. Denn vom jeweiligen Stadium der Erkrankung hängt ab, welche Therapien (noch) möglich sind und vor allem wie gut die Heilungschancen stehen.

In einem frühzeitigen Stadium kann ein Peniskarzinom bereits dadurch besiegt werden, in dem das bösartige Gewebe operativ entfernt wird. Auch eine Zerstörung mit Hilfe von Lasertechnik ist heutzutage möglich.

Hat der Tumor am Penis bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, können eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung erforderlich werden. Eng verbunden mit dem Thema „Heilungschancen“ ist beim Peniskarzinom die Frage nach etwaigen Schädigungen des Penis. Die beiden Extreme, zwischen denen sich hierbei die möglichen Auswirkungen bewegen, sind zum einen, dass der Penis die Behandlung voll funktionsfähig übersteht, zum anderen kann in Extremfällen eine Amputation vonnöten sein.

Die Eichel als Ausgangspunkt eines Peniskarzinoms

Die Eichel ist am häufigsten der Ausgangspunkt eines Peniskarzinoms. Entsprechend sind dort auch am ehesten mögliche Warnhinweise zu entdecken. So kann sich ein heranwachsender Tumor etwa in Form von kleinen Geschwüren oder Knötchen auf der Eichel bemerkbar machen. Auch wenn die Oberfläche der Eichel anschwillt oder sich verhärtet, sollte bei längerem Andauern dieses Zustands ein Arzt aufgesucht werden.

Risikofaktoren

Mangelnde Hygiene ist beim Peniskarzinom – neben dem Rauchen - der größte Risikofaktor, der selber beeinflusst werden kann. Männer, die von einer Vorhautverengung betroffen sind, sollten besonders sorgsam sein: Denn eine Phimose, wie die Vorhautverengung auch bezeichnet wird, erschwert eine gute Eichelhygiene.

Bei vielen Männern, die an einem Peniskarzinom erkranken, konnte zuvor eine chronische Entzündung der Eichel und/oder der Vorhaut festgestellt werden.

Grundsätzlich ist jedem Mann ab dem 45. Lebensjahr dringend empfohlen, die regelmäßigen Krebsvorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, die von der Krankenkasse bezahlt werden.

Wie sind die Heilungschancen?

Obwohl es sich beim Peniskarzinom um einen bösartigen Tumor handelt, liegt die Überlebensrate bei gut 90 Prozent – vorausgesetzt, der Tumor wird frühzeitig erkannt und hat noch nicht gestreut. Sobald nämlich auch benachbarte Lymphknoten oder gar Organe befallen sind, kann die Überlebensrate drastisch sinken.