Der männliche Orgasmus - Fragen und Antworten zum Höhepunkt der Lust

Der Orgasmus ist der Höhepunkt der Lust. Multiple Orgasmen, Prostata-induzierte Orgasmen, der G-Punkt und auf welche Art und Weise kommen Frauen zum Höhepunkt - es gibt viele Fragen rund um den Orgasmus.

Sexualität kann auf viele verschiedene Möglichkeiten ausgelebt werden. Der Orgasmus gilt dabei als der buchstäbliche Höhepunkt, der beim Sex oder im Rahmen von Selbstbefriedigung erlebt und gefühlt wird. Aus medizinischer Sicht handelt es sich beim Orgasmus um rhythmische Muskelkontraktionen, denen eine vermehrte Ausschüttung der Sexualhormone Testosteron (bei Männern) und Östrogen (bei Frauen) vorausgegangen ist - wobei es auch bei Frauen zu einer Erhöhung des Testosteronwertes kommt. In der Erregungsphase steigen zudem Puls und Blutdruck, was in der Ausschüttung des Botenstoffs Vasopressin begründet liegt. Ein weiteres Hormon, das  sowohl in der Erregungsphase als auch beim Orgasmus, wo es vermehrt ausgeschüttet wird, eine wichtige Rolle spielt, ist Oxycotin, das auch „Bindungshormon“ genannt wird, weil es das Verlangen nach Berührung fördert.

Wie lange dauert ein Orgasmus normalerweise?

Die sexuelle Spannung, die sich während der Erregungsphase aufgebaut hat, entlädt sich beim Orgasmus schlagartig. Das damit verbundene Rauschgefühl kann unterschiedlich lange dauern, bei Männern von drei bis zwölf Sekunden, bei Frauen bis zu gut 30 Sekunden. Aber das variiert von Individuum zu Individuum und kann sich auch bis über eine Stunde – in abgeschwächter Form – hinziehen.

Wie lange sollte die Erregungsphase vor dem Orgasmus sein?

Auch die Länge der Erregungsphase kann zum Teil erheblich variieren, wobei Männer in der Regel deutlich schneller vom Beginn einer Erregung zum Orgasmus gelangen können. Zeit und Verlauf dieser Erregungsphase hängen vom Erregungsmodus ab, für den es zahlreiche Varianten gibt. Egal, ob Quickie oder lange Liebesnacht, ob harter Bondage-Sex oder gefühlvoller Kuschel-Sex: Grundsätzlich zu unterscheiden sind die genitale und körperliche Erregung sowie die emotionale Erregung, die für das Lusterleben steht. Das eine schließt das andere nicht aus, gleichwohl sind  Sex und Orgasmus auch ohne Lusterlebnis möglich.

Bei der genitalen Erregung kommt es zu körperlichen Veränderungen, sogenannten physiologischen Erregungsprozessen: Die Durchblutung wird erhöht, der Schwellkörper füllt sich, das Gewebe gibt Feuchtigkeit ab und nach weiteren Steigerungen der Erregung wird schließlich der „point of no return“ (PONR) erreicht, an dem ein Orgasmusreflex, wo die Potenz- und Beckenbodenmuskulatur eine wichtige Rolle spielt ausgelöst wird und sich der Orgasmus nicht mehr aufhalten lässt.

Die emotionale Erregung umfasst die Gefühle, die mit einer sexuellen Handlung verbunden sind. Hier geht es um die Sinne, ums Spüren und Erleben von Lust.

Welche Arten an Orgasmen bzw. Erregungsmodi gibt es?

Beim Erregungsmodus gibt es vor allem vier sehr markante Ausprägungen. Oft werden diese auch miteinander kombiniert. Letztlich geht es darum, auf welche Weise der Weg bis zum Orgasmus gestaltet wird. Zur Veranschaulichung bietet sich der Vergleich mit einer Zugfahrt an: Zurückgelegt wird die Strecke von A nach B, wobei das Ziel im Bahnhof von B der Orgasmus ist.

Archaischer Erregungsmodus

Der archaische Erregungsmodus - Schnell und hart

Der Archaische Erregungsmodus (AM) entspricht demnach einem ICE: Auf der Strecke von A nach B ist man sehr schnell unterwegs, denn das Ziel, auf jeden Fall den Orgasmus zu erreichen, ist elementar.

Dem Archaischen Erregungsmodus liegt das Prinzip der progressiven Muskelentspannung zugrunde: Entspannung durch vorheriges Anspannen. Das Tempo der Bewegungen ist schnell. Die genitale Erregung, hier vor allem durch Muskelkraft erreicht, spielt die wesentliche Rolle. Eine emotionale Erregung kann hinzukommen, ist aber nicht zwingend erforderlich.

Genau das macht den Archaischen Erregungsmodus für Partnersexualität eher schwierig. Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter die Muskelkraft nachlässt. Nicht verwechselt werden darf das jedoch mit einer erektilen Dysfunktion. Vielmehr ist beim Archaischen Erregungsmodus im Zweifelsfall ein noch höherer Muskeleinsatz erforderlich. Um bei unserem Bild mit dem Zug zu bleiben: Wer mit dem ICE nicht mehr das Ziel erreichen kann, wählt für die nächste Fahrt vielleicht den noch schnelleren Transrapid. Oder, übertragen auf den Sex: Wer mit den bisherigen Methoden nicht mehr bis zum Orgasmus kommt, wählt härtere Varianten, denen noch mehr Druck und Tempo zugrunde liegen - etwa Bondage-Sex. Auch interessant: Wer sich im Archaischen Erregungsmodus auslebt und sexuell bereits sehr starke Reize gewohnt ist, kann leichte Impulse eines Partners fast schon als abstoßend empfinden.

Mit dem Archaischen Erregungsmodus lässt sich relativ schnell ein Orgasmus erreichen, Voraussetzung ist allerdings eine gute körperliche Verfassung.

Mechanischer Erregungsmodus

Der mechanische Erregungsmodus - Langsamer und sinnlicher

Der Mechanische Erregungsmodus (MM) entspricht in unserer Zug-Veranschaulichung einem Inter-City. Der ist langsamer als der ICE, weshalb es etwas länger dauert, mit ihm das große Ziel zu erreichen. Man hätte theoretisch sogar die Zeit, um ab und zu aus dem Fenster zu schauen und die schöne Landschaft zu betrachten. Andererseits glaubt man aufgrund vieler bereits unternommener Fahrten, die Strecke bereits so gut zu kennen, dass Begebenheiten am Wegesrand gar nicht mehr bewusst wahrgenommen werden.

Kurzum: Beim Mechanischen Erregungsmodus geht es zwar etwas sinnlicher zu als beim Archaischen Erregungsmodus . Auch dauert der Verlauf vom Beginn der Erregung bis zum Orgasmus länger. Doch das Schema ist immer dasselbe. Gleichwohl ist das Lusterleben höher als beim Archaischen Erregungsmodus.

Der Mechanische Erregungsmodus ist ein relativ sicherer Weg zum Höhepunkt. Sein geradezu mechanischer Bewegungsablauf birgt allerdings auch das Risiko, dass die Aufmerksamkeit nachlässt. Die sexuellen Handlungen beschränken sich meist auf dieselben Körperstellen – es passiert wenig Überraschendes. Um dennoch einen Orgasmus zu erreichen, wird häufig auf sexuelle Fantasien zurückgegriffen, die mit den tatsächlichen Begebenheiten aktuell gar nichts zu tun haben.

Obwohl die Bewegungen im Mechanischen Erregungsmodus klein und schnell sind, ist eine gewisse Kondition erforderlich. Deshalb sind auch hier mit zunehmendem Alter Probleme nicht ausgeschlossen.

Ondulierender Erregungsmodus

Der Ondulierende Erregungsmodus (OM) - Der Weg ist das Ziel

Den Ondulierenden Erregungsmodus (OM) mit einem Bummelzug gleichzusetzen wäre ungerecht und auch falsch. Richtig ist zwar, dass der Ondulierende Erregungsmodus deutlich mehr Zeit benötigt als AM und MM – was aber als positiv im Sinne von mehr Zärtlichkeit und Lust-Erleben zu verstehen ist.

Der Ondulierende Erregungsmodus ist deshalb eher derdurch die faszinierende Schweizer Alpenwelt fahrende Glacier-Express. Dank seiner großen Panoramafenster lassen sich während der eigentlichen Fahrt von A nach B immer wieder neue Sachen am Wegesrand entdecken und bestaunen.

Und weil es am Wegesrand so viele reizvolle Schönheiten gibt, bietet es sich mitunter sogar an, einfach auch mal kurz auszusteigen „auszusteigen“ beziehungsweise an einem Ort länger zu verharren und ihn etwas länger zu betrachten und zu genießen. Die Gefahr, die beim Glacier-Express ebenso besteht wie beim Ondulierenden Erregungsmodus: Weil der Weg bereits so viel Freude bereitet und auch eine gewisse Zeit dauert, droht das eigentliche Ziel am Ende gar nicht mehr erreicht zu werden. Häufig wechseln Partner beim Sex deshalb nach einer längeren Phase im Ondulierenden Erregungsmodus doch noch in einen anderen Erregungsmodus – sie steigen also für die letzte Etappe vom Glacier-Express in den Inter-City. 

Beim Ondulierenden Erregungsmodus ist auch deshalb der Orgasmus etwas schwieriger zu erreichen, weil die Geschlechtsorgane gar nicht unbedingt im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Stattdessen wird der gesamte Körper ins sinnliche Liebesspiel miteinbezogen. Somit ist – anders als vor allem beim AM – nicht die genitale Erregung der Ausgangspunkt, sondern die emotionale Erregung. Die genitale Erregung wird aber durch die emotionale Erregung ausgelöst. Nicht auszuschließen ist, dass es bis zu diesem Auslösen der genitalen Erregung etwas dauert, was aber keinesfalls als erektile Dysfunktion interpretiert werden darf, sondern vielmehr in der gedrosselten Geschwindigkeit des OM begründet liegt.

Wellenförmiger Erregungsmodus

Der Wellenförmige Erregungsmodus (WM) - Vereint von kraftvoll bis zart

Die Stärken aller bisher genannten Erregungsmodi werden vereint im Wellenförmigen Erregungsmodus (WM). Der Orgasmus wird hier mit Bewegungen erreicht, die immer wieder variieren, von kraftvoll bis zart. Die genitale Erregung wird kombiniert mit der lustvollen Erregung. Die sexuelle Erregung kann auch gezielt gesteigert und zwischendurch wieder gesenkt werden – wie ein Lokführer, der mit einem variablen Zug unterwegs ist, der mal schneller und mal langsamer fahren kann. Und Panoramafenster sind ebenso vorhanden wie die Möglichkeit, mal eben kurz den Turbo anzuwerfen.

Einziger Haken: Der Beruf des Lokführers muss zunächst erlernt werden, ehe man einen Zug so kreativ durch den Wellenförmigen Erregungsmodus steuern kann – aber, und das ist das Beruhigende und Schöne: Wer ein solcher Lokführer werden will, kann es auch werden. Als Gehalt beziehungsweise Belohnung für eine abwechslungsreiche Reise gibt es sowohl die vielen Freuden während der Fahrt als auch den Orgasmus im Zielbahnhof.

Was sind multiple Orgasmen?

Wenn Männer oder Frauen mehrmals hintereinander „kommen", haben sie multiple Orgasmen. Wissenschaftler sprechen von multiplen Orgasmen, sofern diese innerhalb von 20 Minuten auftreten. Studien zeigen, dass diese Fähigkeit häufig bei über 30-Jährigen abnimmt.

Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass etwa 14% der Frauen in den Genuss multipler Orgasmen kommen, wobei der zweite und dritte Orgasmus meistens nicht mehr so intensiv empfunden werden.

Männer, die nicht ejakulieren, haben vergleichsweise häufig multiple Orgasmen. Psychostimulierende Medikamente können ebenfalls zum multiplen Orgasmus führen. Grundsätzlich sollten sich Männer und Frauen keine Sorgen machen, wenn sie zu multiplen Orgasmen nicht in der Lage sind. Die Sexualität kann auf jeden Fall auch für sie intensiv und genussvoll sein. 

Was ist die Refraktärzeit?

Nach einem Orgasmus erreichen Männer und Frauen ein Stadium, in dem sie nicht mehr erregbar sind – selbst bei sexueller Stimulation. Der Körper „erholt" sich quasi und kehrt wieder in seinen „normalen" Status zurück. In dieser Phase wird der Penis wieder weich und flaszide. Die Länge der sogenannten Refraktärzeit ist individuell unterschiedlich: Einige Männer brauchen Sekunden bis Minuten, andere einen Tag. Wissenschaftler haben bislang nicht herausgefunden, worin diese Unterschiede begründet sind.

Viele Männer fragen sich, wie sie die Refraktärzeit möglicherweise verkürzen können. Möglich ist dies zum Beispiel durch die Einnahme von PDE-5-Inhibitoren. Frauen haben in der Regel keine Refraktärzeit. Aber auch sie können nach einem Orgasmus für eine Weile das Interesse an sexueller Aktivität verlieren.

Was ist ein Prostata-induzierter Orgasmus?

Einige Männer erleben einen besonders starken und intensiven Orgasmus, wenn der Partner die Prostatadrüse massiert oder ein Sexspielzeug zum Einsatz kommt. Die Stimulation erfolgt, indem ein Finger, ein Penis oder ein Gegenstand durch das Rektum appliziert werden. Das Zielgebiet ist mit dem G-Punkt der Frau vergleichbar.

Die Prostata ist eine walnussgroße Drüse unterhalb der Blase, die seminale Flüssigkeit produziert. Diese mischt sich mit dem Sperma und Flüssigkeiten anderer Drüsen. Ergebnis ist dann das Ejakulat. Experten haben keine Erklärung dafür, warum viele Männer einen Prostata-induzierten Orgasmus als so genussvoll empfinden. Ein Grund können die vielen Nerven sein, die die Prostatadrüse umgeben. Sie sind möglicherweise für sexuelle Stimulation besonders empfänglich.

Viele Wege führen zum Prostataorgasmus

  1. Der Sexualpartner bzw. die Partnerin ist beim „Prostataspiel“ oder der „Prostata-Melkung“ mit eingebunden. Er bzw. sie führt einen sauberen, gut gleitenden Finger einige Zentimeter tief in das Rektum des Mannes ein und übt dann Druck in Richtung Bauchnabel aus. Die Prostata lässt sich dabei ertasten. Die Massage kann langsam und einfühlsam mit Bewegungen in mehrere Richtungen erfolgen.
  2. Es kann auch ein Sexspielzeug verwendet werden. Im Sexshop oder online kann man sich ein Bild davon machen, wie viele Größen, Ausführungen und Variationsmöglichkeiten es gibt. Sexspielzeuge sollten immer sauber und gut eingeölt bzw. eingefettet sein, damit sie gut gleiten.
  3. Männer, die Sex mit anderen Männern haben, bevorzugen es, wenn der Partner seinen Penis ins Rektum einführt. Durch den Analsex wird die Prostata stimuliert.

Wichtig: Nicht jeder Sexualpartner fühlt sich mit Analsex wohl, das gilt es zu respektieren. Anale Aktivitäten sollten daher im Vorfeld abgesprochen werden. Ob Finger, Sexspielzeug oder Penis: Alles, was ins Rektum eingeführt wird, sollte stets sauber und gut eingeölt bzw. eingefettet sein. Um Infektionsrisiken zu verringern, ist das Tragen von Kondomen oder Einmalhandschuhen zu überdenken. Anders als die Vagina wird das Rektum durch sexuelle Stimulation nicht feucht. Daher ist es ratsam, Gleitmittel (Lubrikation) zu verwenden. Achtung! Präparate auf Ölbasis können Latex “schwächen“ und sollten daher bei der Verwendung von Latexkondomen oder -Einmalhandschuhen nicht verwendet werden.

Der vortäuschten Orgasmus - Zahlen und Fakten

Männer wie Frauen täuschen einen Orgasmus vor. Und das gar nicht mal so selten, wobei Frauen häufiger „mogeln“. In einer Studie mit Studierenden ist herausgekommen, dass 25% der Männer und 50% der Frauen immer mal wieder einen Orgasmus vorspielen. Beim vaginalen Geschlechtsverkehr sind dies sogar 28% der Männer und 67% der Frauen.

Frauen täuschen meistens einen Orgasmus vor, indem sie lustvolle Geräusche von sich geben, ihre Atemfrequenz erhöhen oder entsprechende Bewegungen machen.

Männer ejakulieren normalerweise, wenn sie „kommen“. Daher ist es für sie etwas schwieriger, einen Orgasmus zu inszenieren. Am häufigsten unter den „Schauspielern“ sind Männer, die beim Sex ein Kondom verwenden. Dieses lassen sie nach dem vorgetäuschten Orgasmus schnell verschwinden. Dadurch ist für den Partner oder die Partnerin gar nicht mal so leicht, festzustellen, ob er zum Höhepunkt gekommen ist – oder eben nicht.

Wenn Männer einen Orgasmus vortäuschen

Ooh, aah ........ jaa, nicht nur Frauen, sondern auch Männer können einen Orgasmus vortäuschen. Kennen Sie die Darstellungen vom sexuellen Innenleben des Menschen? Bei der Frau wird da eine kompliziert aussehende „Maschine“ dargestellt, mit vielen Knöpfen, Drähten und Schaltstellen. Demgegenüber gibt es auf der Darstellung, die die sexuelle Gemengelage des Mannes beschreibt, einfach nur einen Ein-Aus-Knopf! Ganz so einfach verhält es sich jedoch mit der männlichen Sexualität nicht! Denn diese ist wesentlich komplexer als viele denken.

Nahezu jeder dritte Mann hat schon mal vorgetäuscht

In den USA wurde 2010 eine Studie durchgeführt, die zeigte, dass 25 Prozent der befragten Männer bereits einen Orgasmus vorgetäuscht haben. Eine US-amerikanische Online-Umfrage aus dem Jahr 2012 brachte sogar an den Tag, dass 34 Prozent der befragten Männer den Höhepunkt schon mal vorgespielt haben. Der Hauptgrund hierfür: Der sexuelle Höhepunkt wird simuliert, damit sich die Partnerin oder der Partner nicht schlecht fühlen. Anders ist es beim weiblichen Geschlecht auch nicht.

Vielfältige Gründe für einen vorgetäuschten Orgasmus

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Orgasmus vortäuscht wird. Manchmal möchte man seinem Partner einen Gefallen tun und den Eindruck vermitteln, dass man befriedigt wurde. Es kann aber auch sein, dass man den Sex auf diese Weise zu Ende bringen will. Viele Paare glauben auch, dass der Orgasmus unbedingt der Gipfel der Zweisamkeit sein sollte. Wird dieser nicht erreicht, wird der Orgasmus vorgetäuscht. Bei vielen heterosexuellen Paaren kommt die Partnerin vor dem Mann. Dabei brauchen eigentlich Frauen länger bis zum Höhepunkt. Also täuschen viele Frauen den Orgasmus einfach vor. Wissenschaftliche Studien haben aber auch gezeigt: Frauen, die den Orgasmus vorspielen, haben teilweise ein erhöhtes Lustgefühl während des Geschlechtsverkehrs – ein interessanter Aspekt!

Die meisten Männer schauspielern, wenn sie merken, dass es ihnen nicht möglich ist zu „kommen“. Das kann zum Beispiel an der fehlenden Stimmung oder einer unpassenden Situation liegen. Natürlich können auch Erkrankungen eine Ursache für Anorgasmie bzw. Anejakulation sein. Dazu gehören auch verzögerte Orgasmen (Ejaculatio retarda), die der Mann nur sehr mühsam erreichen kann. Tritt dies häufiger auf, sollten betroffene Männer dies im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung kontrollieren lassen. Ursächlich können auch Stoffwechselerkrankungen oder Nervenschädigungen sein. Dieses sollte man unter anderem auch mittels einer Biothesiometrie abklären lassen.

Tatsächlich ist es auch für Männer gar nicht mal so schwierig, einen Orgasmus vorzutäuschenViele werden sich an dieser Stelle schmunzelnd an den Film an den Film „Harry und Sally“ mit den beiden Schauspielern Meg Ryan und Billy Crystal erinnern. In einem Restaurant simulierte Sally vor den Augen des fassungslosen Harry einen Orgasmus. Diese Szene erreichte Weltruhm. Eine derartige „Show“ können natürlich auch Männer abziehen. Dabei stellt sich natürlich das Problem der Beweisführung – wo bleibt das Ejakulat? Hier entwickeln Männer häufig unterschiedliche Techniken, vor allem wenn sie den Orgasmus intravaginal vortäuschen. Eines haben fast alle Simulanten gemeinsam: Für sie steht nicht nur die eigene Befriedigung im Vordergrund, sondern auch die emotionale und sexuelle Befriedigung der Partnerin.

Grundsätzlich ist der Orgasmus ein sehr komplexer Prozess und bei weitem nicht immer erreichbar. Wenn ein Partner häufiger nicht kommt, sollten Paare dies thematisieren und gemeinsam herausfinden, welche anderen Möglichkeiten der sexuellen Erregung und des Lustgewinns es gibt. Zärtlichkeiten gehen da immer!

Wissenschaftliche Studien zur männlichen Erektion gibt es erst seit Mitte der 90er Jahre

Davor gingen Wissenschaftler davon aus, dass Erektionsstörungen hauptsächlich rein psychogener Art sind. Mittlerweile weiß man, dass es sich genau andersrum verhält und dass organische Probleme in 90 Prozent der Fälle von Impotenz vorhanden sind. Bei diesen Fällen kommt häufig auch eine psychogene Komponente dazu. Die Männer fühlen sich unwohl, weil sie keine Erektionen mehr erreichen. Viele Betroffene entwickeln dann Versagensängste und geraten schließlich in einen Teufelskreis, so dass im Endeffekt eine Mischursache vorliegt. Während also ursprünglich die Organik im Vordergrund stand, setzt sich noch eine psychogene Komponente obendrauf.

Lange ein Tabuthema

Leider waren Erektions- und Orgasmusstörungen lange ein Tabuthema, vor allem gegenüber der Partnerin oder dem Partner. Die sexuelle „Demütigung“ zu artikulieren, fällt den meisten Betroffenen schwer. Oftmals ist auch der sexuelle Leistungsdruck, unter dem viele Männer stehen, enorm groß. Dies liegt natürlich auch daran, dass Männer immer noch von dem Mythos umgeben sind, dass sie permanent wollen und jederzeit können. Diesen Mythos nicht bedienen zu können, kratzt am Selbstbewusstsein. Der Begriff „Performance Anxiety“ bringt es auf den Punkt. Er beschreibt die Angst, die erwartete „Leistung“ im Bett nicht auf Knopfdruck erbringen zu können. In unsere Sprechstunde kommen immer wieder Partnerinnen mit hohen Erwartungen an die sexuelle Performance ihrer Männer. Die Frauen teilen sehr genau mit, wie lange und wie häufig ihre Männer können und kommen sollen. Dass diese Erwartungen zu einem hohen Leistungsdruck und zu Performance Anxiety führen können, liegt auf der Hand. Hinzu kommt noch der physiologische Alterungsprozess. Ein 18-Jähriger hat häufig problemlos mehrere Erektionen am Tag. Bei einem 50-jährigen Mann sieht das schon ganz anders aus, insbesondere wenn sein Tag nicht gut gelaufen ist. Das größte Problem von Männern über 50 ist ein niedriger Testosteronwert, dies gilt insbesondere für das biologisch aktive Testosteron. Dies führt meistens zu Erektionsstörungen, sexueller Unlust, Orgasmus-Schwierigkeiten und genereller Antriebslosigkeit. Deshalb ist es wichtig, den Testosteronwert regelmäßig abchecken zu lassen. Außerdem empfehlen wir Männern mit Schwierigkeiten beim „Kommen“, dies mit der Partnerin oder dem Partner in Ruhe zu besprechen. Das wäre schon mal ein guter Anfang, um nicht in den beschriebenen Teufelskreis zu geraten und wieder besseren Sex zu haben.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem vaginal und dem klitoral stimulierten Orgasmus?

Eine schwierige Frage, deren Beantwortung von Frau zu Frau unterschiedlich ist. Viele Frauen bekommen einen Orgasmus, wenn ihre Klitoris stimuliert wird. Andere wiederum präferieren eine vaginale Stimulation, bspw. durch Penetration.

Grundsätzlich gibt es keinen „besseren“ Orgasmus, beide Praktiken können sexuell erfüllend sein. Frauen, die den vaginalen Orgasmus bevorzugen, scheinen allerdings eine ausgeprägtere Lust zu haben. Hierzu gibt es allerdings unterschiedliche Aussagen in den Studien. In einer Studie wurden Frauen neutrale Filme und Filme mit sexuellem Inhalt gezeigt. Das Ergebnis: Frauen, die durch eine klitorale Stimulation zum Orgasmus kommen, fühlten sich durch das Filmmaterial mit sexuellen Inhalt stärker erregt.

Wichtig ist mir, daran zu erinnern, dass viele Wege zum Orgasmus der Frau führen. Manche Frauen stehen auf orale Stimulation, andere wiederum auf Masturbation oder auf Berührung ihrer Brüste. Und es kommt auch vor, dass Frauen nur mit einem bestimmten Partner oder je nach Tagesform zum Höhepunkt kommen. Somit ist der ultimative Orgasmus immer auch eine individuelle Erfahrung, über die mit dem Partner auf alle Fälle gesprochen werden sollte.

Was ist der G-Punkt?

Dr. Ernst Gräfenberg war der erste Arzt, der den G-Punkt um 1950 beschrieb. Daher der Name „G“-Punkt. Heute ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob es den G-Punkt, so wie Gräfenberg ihn beschrieben hat, wirklich gibt.So haben Wissenschaftler Schwierigkeiten damit, den vermeintlichen Punkt genau zu lokalisieren, selbst unter Verwendung radiografischer Methoden. Denn die Bezeichnung "Punkt" ist eigentlich falsch. Vielmehr geht es um eine Zone entlang der weiblichen Harnröhre. Da jede Frau einzigartig ist, kann die G-Zone auch direkt hinter dem Eingang der Scheide oder in deren Inneren liegen. Einigkeit besteht darüber, dass das sensitive, durch Stimulation anschwellende Areal Lust bereiten kann. Allerdings ist es nicht jeder Frau möglich, einen vaginalen Orgasmus zu erleben.

Qualvolle Orgasmen: Das PGAD-Syndrom (persistent genital arousal disorder) 

Wenn Frauen permanent erregt sind und teilweise hunderte Höhepunkte pro Tag haben, dann leiden sie unter dem PGAD-Syndrom (PGAD = persistent genital arousal disorder). Bei dieser eher seltenen und teilweise qualvollen Erkrankung fühlen sich die betroffenen Frauen über Stunden oder sogar Tage erregt, ohne dass es einer sexuellen Stimulation bedarf.

Vibrationsübertragungen auf das Genital können das PGAD-Syndrom auslösen. Vibrationen können bspw. durch Rüttelbewegungen des Autos oder beim Reiten ausgelöst werden.

Unklar ist, warum Frauen das Syndrom entwickeln. Einige Wissenschaftler vermuten, dass Stress oder psychologische Ereignisse ursächlich sind. Eine wissenschaftliche Studie hat ferner gezeigt, dass Frauen mit einer Tarlov-Zyste (das ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Sack im unteren Wirbelsäulenbereich) eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, das PGAD-Syndrom zu entwickeln.

Für die Behandlung des Syndroms gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sinnvoll erscheinen eine Verhaltenstherapie, Stressmanagement, eine spezielle Physiotherapie des Beckenbodens oder auch eine Veränderung in der Medikation. Aber auch physikalische Maßnahmen – etwa das Auftragen von Eis auf die erregte Stelle – können zu einer Linderung der Symptome führen.