Intimrasur: Wildwuchs ist „out“
Eine schöne glatte Haut im Intimbereich ist vielen Frauen und inzwischen auch immer mehr Männern sehr wichtig. Wenn diese ihre Schamhaare rasieren, kann das viele Gründe haben. Einige fühlen sich damit einfach besser, sie mögen das Gefühl des Nacktseins untenherum. Andere rasieren sich aus ästhetischen Gründen, weil der Penis und der Hoden dann größer erscheinen oder weil es der Partnerin/dem Partner gefällt und eventuell mehr Lust bereitet.
Haarige Tatsachen
Der erwachsene Mensch hat ungefähr fünf Millionen Haare am ganzen Körper, nur die Handflächen, die Fußsohlen sowie die Schleimhäute sind frei von Haaren. Das Haupthaar kommt auf 100.000 bis 150.000 einzelne Haare. Wie die gesamte Körperbehaarung dient es zum Schutz vor Licht, Kälte und Feuchtigkeit. Die extrem drahtigen Schamhaare haben dazu noch eine ganz besondere Funktion. An ihnen setzen sich Sexual-Lockstoffe fest, die durch die Haare verbreitet werden, um Paarungsbereitschaft zu signalisieren. Das unbehaarte Geschlecht mag sich also attraktiver anfühlen, doch biologisch betrachtet ist es nicht anziehender. Hygienisch ist die Haarlosigkeit ebenfalls nicht. Denn das Schamhaar schützt vor dem Eindringen von Schmutz und verhindert so, dass Bakterien und Pilze sich vermehren können. Außerdem saugen die Schamhaare Schweiß auf.
Geschichte der Intimrasur
Die Entfernung der Körper- und insbesondere der Schamhaare ist kein neuer Trend. Schon in den antiken Hochkulturen schätzten die Menschen haarlose Haut. Dabei waren nicht immer nur ästhetische Aspekte, sondern auch religiöse und insbesondere hygienische Aspekte entscheidend.
Hygienische Aspekte: Wer sich die Haare im Intimbereich entfernt, kann so zum Beispiel einem Befall durch Läuse oder anderer Parasiten vorbeugen. Insbesondere in Regionen, in denen es nicht viel Wasser beziehungsweise nur wenige Waschmöglichkeiten gibt, stellt die Intimrasur somit einen nicht zu unterschätzenden Hygiene-Vorteil dar.
Im alten Ägypten galt ein haarloser Körper als gängiges Schönheitsideal. Insbesondere Frauen enthaarten sich – auch im Intimbereich. Dafür benutzten sie ein Messer aus Bronze oder Bienenwachs. Auch „Halawa“, das ist eine aus Zucker, Zitronensaft, Wasser und teilweise noch anderen Zutaten bestehende Enthaarungspaste, soll ihren Ursprung im Land der Pharaonen haben. Im antiken Griechenland war die Schamhaarentfernung ebenfalls Usus. Davon zeugen Abbildungen und Skulpturen, die rasierte Menschen zeigen. Überbleibsel der römischen Bade- und Körperkultur kann man heute noch besuchen: Thermen und Badehäuser waren Zentren der Körperpflege. Durch die römischen Eroberungszüge verbreitete sich die hochentwickelte römische Bade- und Körperkultur bis ins nördliche Europa, nach Afrika sowie Teile des Orients.
Im Mittelalter entfernten ebenfalls viele Menschen ihre Körperhaare. Rezepte zur Herstellung von Haarentfernungsmitteln aus dieser Zeit zeigen, dass zum Beispiel Fledermausblut, Kalbsurin und Schwalbengalle beliebte Zutaten waren! Zu Zeiten der Hexenverfolgung wurden vermeintliche Hexen zwangsweise rasiert. So hat man versucht, Zeichen des Teufels auf ihrem Körper zu finden. Merkwürdig geformte Narben oder Leberflecken, die durch die Rasur zum Vorschein kamen, wurden teilweise zum Todesurteil für die armen Frauen.
Religiöse Aspekte: Im Islam gilt das Einsetzen der Schambehaarung als eines der Kriterien für religiöse Reife. Das Entfernen der Schamhaare wiederum gehört nach Vorstellung gläubiger Islame zum Konzept von der Natur des Menschen (Fitra). Dementsprechend heißt es in einer Überlieferung des Propheten Mohammed: „Ein Mann, der an Allah und den Tag der Auferstehung glaubt, wird das Entfernen der Schambehaarung nicht länger als vierzig Tage vernachlässigen.“ Zur Haarentfernung ist die Halawa, die auf den Körper gegossen und dann abgezogen wird, gang und gäbe. Ebenso ist die Haarentfernung mittels Fädeln üblich. Neben der Haarentfernung sind die männliche Beschneidung sowie das Schneiden der Nägel und des Schnurrbartes als Gebote in der Fitra festgehalten.
Wildwuchs in den wilden 70ern
Während der NS-Zeit war die Intimrasur nicht gern gesehen. Propagiert wurde das Bild der „deutschen Frau“, die ihr Schamhaar lang zu tragen hatte. Auch nach Ende des zweiten Weltkriegs setzte sich die Rasur des Intimbereichs nicht wirklich durch. Und in den 1970er und 80er-Jahren war der „Busch“ zwischen den Beinen und unter den Armen nicht nur für die Hippies sehr angesagt. Der erste Trockenrasierer wurde übrigens 1915 von dem in die USA ausgewanderten Deutschen Johann Bruecker erfunden. Sein Rasierer arbeitete mit rotierenden Klingen, die von einem keinen Aufziehmotor angetrieben wurden.
Ein Trend aus den USA
Die Intim- und Körperrasur, wie sie etwa seit den 1990ern in westlichen Kulturkreisen üblich ist, stammt aus den USA. Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab sogar, dass unter Jugendlichen (16 bis 19 Jahre) 94 Prozent der Mädchen und 81 Prozent der Jungen ihre Intimzonen enthaaren. In den älteren Altersgruppen nimmt die Zahl der rasierten Frauen und Männer ab, wobei die Tendenz zur Intimrasur ungebrochen ist. Hygienische Gründe spielen dabei faktisch keine Rolle mehr. Wichtiger sind die ästhetischen Aspekte und das damit vermeintlich einhergehende Wohlgefühl.
Nass oder trocken?
Egal, welchen Look im Intimbereich Männer bevorzugen: Die Erfahrung zeigt, dass sie zum Styling des Schambereichs eher Rasierer als Enthaarungscremes, Epilierer oder Wachsbehandlungen (Waxing) nutzen. Wenn die Schamhaare oder Teile davon stehenbleiben sollen, ist für die meisten Männer der Elektrotrimmer das Mittel der Wahl. Steht eine komplette Rasur an, kommt überwiegend der Nassrasierer zum Einsatz. In jedem Fall erfordert die Intimrasur beim Mann Aufmerksamkeit und Sorgfalt, um Verletzungen vorzubeugen.
Tipps für die Nassrasur
Vor der Prozedur duschen und gut abtrocknen. Vor dem Schwingen der Klingen sollten die Haare mit einem hautfreundlichen Trimmer, der speziell für eine sichere und sanfte Intimrasur beim Mann konzipiert ist, auf maximal einen Zentimeter gestutzt werden. Mit einem guten Trimmer erreicht man auch schwer zu erreichende Stellen, ohne sich dafür komplett verrenken zu müssen. Ein geschickt platzierter Spiegel kann sehr hilfreich sein, insbesondere, wenn rund um die Hoden rasiert wird. Für die Nassrasur selbst sind scharfe Klingen Pflicht, ebenso wie ein Rasiergel oder Rasierschaum, die die Haare weich machen. Um einen sogenannten Rasurbrand zu vermeiden, ist möglichst in Haarwuchsrichtung zu rasieren – bei den meisten Männern also von oben nach unten. Wer gegen die Wuchsrichtung rasiert, wird es vermutlich mit Rötungen und Pickeln zu tun bekommen. Beim Rasieren ist die Haut in der Leistengegend mit einer Hand straff zu ziehen, der Rasierer ist mit der anderen Hand zu führen. Dabei auf leichte sanfte Striche achten und am besten mehrmals Rasiergel auftragen. Das Abspülen der Rasierklingen unter laufendem Wasser entfernt überschüssiges Rasiergel, Haare und Hautschüppchen.
Um die Haut nach der Rasur geschmeidig zu halten und Rötungen und Pickel (den Rasurbrand) zu vermeiden, sollte die rasierte Haut umgehend mit kaltem Wasser abgespült werden. Das schließt die Poren und verhindert dadurch, dass sich Keime einnisten. Nach dem Abtrocknen ist eine milde Aftershave-Lotion ohne Zusatz von Alkohol oder anderen reizenden Inhaltsstoffen empfehlenswert. Gegen Pickelbildung kann Babypuder helfen. Tipp: Lieber abends vor dem Schlafengehen als morgens rasieren. Der Grund: Wer nach der Rasur ins Bett geht, riskiert weniger Reibung auf der frisch rasierten Haut – und damit weniger Reizung. Das schützt vor lästigem Rasurbrand. Darüber hinaus ist es ratsam, nach dem Rasieren eher weite Hosen und Boxershorts aus atmungsaktiver Baumwolle zu tragen.
Zwischen jeder Intimrasur sollten einige Tage liegen, damit sich die empfindliche Haut beruhigen und regenerieren kann. Eine Gefahr, die die Intimrasur mit sich bringt, besteht darin, dass nachwachsendes Haar seinen Austrittskanal nicht mehr findet und in die Haut einwächst. Dies kann größere Infektionen und andere Probleme zur Folge haben. Bei entsprechenden Symptomen ist der Hautarzt aufzusuchen. Im Übrigen ist eine gute und tägliche Intimhygiene nicht nur Grundlage für einen sauberen, geruchsneutralen und möglicherweise stimulierenden Look, sondern auch eine effektive Infektionsprophylaxe.
Intimfrisuren-Trends
Ob kurz oder lang, gestutzt, mit Dreieck oder „Landing-Strip“: Im Endeffekt ist das Styling eine Frage des Geschmacks. Die totale Rasur der Lenden und des Gehänges bleibt Trend Nummer eins. Männer, die sich mit einem solchen Kahlschlag nicht anfreunden mögen, es aber doch etwas ordentlicher haben wollen, rasieren einfach die Ränder sauber ab. Alternativ dazu bieten sich folgende Stylings an. Sie sind allerdings nur etwas für Männer, die mit der Intimrasur schon etwas Übung haben.
Die Landebahn
Hierbei bleiben zwei kleinere Haarsteifen stehen, die den Weg zum Penis symbolisieren sollen. Teilweise wird dieser Style auch als „Doppel-Iro“ bezeichnet.
Das Dreieck
Dies war lange Zeit reine Frauensache. Inzwischen ist dieser Intimstyle auch für Männer salonfähig geworden. Hierbei wird eine kleinere Fläche an Haaren zu einem Dreieck getrimmt, das nach unten weist.
Der Kämpfer
Bei dieser Intimfrisur liegt der Fokus ganz klar auf dem Penis. Am oberen Rand der Schamhaare wird ein klarer Cut gezogen, darunter werden die Haare dann auf eine einheitliche Länge getrimmt. Am Hoden bleiben die Haare stehen. Mit diesem Style soll der Penis besonders gut zur Geltung kommen.
Metro
Für diese einfache Intimfrisur werden alle Haare im Intimbereich wegrasiert, bis auf die Behaarung am Hoden.
Freestyle
Erlaubt ist, was gefällt. Denkbar sind hier beispielsweise ein Blitz, bei dem ein paar Schamhaare in Form eines Blitzes stehengelassen werden, oder ein puristisches Quadrat. Oder wie wäre es mit Pfeilen, einem Buchstaben beziehungsweise einem Herz für die Liebste oder den Liebsten?