Prolaktin: Freund oder Feind des Mannes?
Prolaktin ist ein Hormon, das bei Frauen eine große Rolle bei der Produktion der Brustmilch spielt. Bereits im dritten Trimester einer Schwangerschaft ist der Prolaktinwert im Blut sehr hoch – eine wichtige Voraussetzung für das Stillen des neugeborenen Kindes.
Prolaktin hat aber auch noch andere wichtige Funktionen (Krüger THC et al und Al-Chalabi m et al). Man vermutet, dass Prolaktin (und übrigens auch Oxytocin) zu einer ausgeprägten menschlichen Bindung führen. Daher werden sie manchmal auch als „Partnerschaftshormone“ bezeichnet. Wir fokussieren uns auf die Funktion von Prolaktin bei Männern.
In der Männerwelt genießt Prolaktin einen eher schlechten Ruf
Tatsache ist, dass Männer grundsätzlich niedrigere Serum-Blutkonzentrationen von Prolaktin haben als Frauen. Dennoch scheint das Hormon einen neuroprotektiven Effekt im zentralen Nervensystem (ZNS) zu haben(Grggcetal). So ist davon auszugehen, dass Prolaktin die Entwicklung von neuen Neuronen unterstützt (Neurogenese). Zudem hat es auch einen Anti-Stress- sowie einen Angst-reduzierenden (anxiolytischen) Effekt (Torner L at all). Diese positiven physiologischen Auswirkungen zeigen sich allerdings nur, wenn der Prolaktinwert im Blut sich auf einem normalen Level befindet. Darüber hinaus scheint es so zu sein, dass Prolaktin auch dazu beiträgt, Männer auf ihre Elternrolle vorzubereiten. Wissenschaftlichen Studien zeigen, dass bei Männern mit erhöhten Prolaktinwerten die Bereitschaft, sich um ihre Kinder zu kümmern, ebenfalls erhöht ist (Hashemian F et al).
Was Hyperprolaktinämie ist
Wenn der Prolaktinwert allerdings zu hoch ist (Hyperprolaktinämie), kann das bei Männern zu Kopfschmerzen führen – oder zu einer reduzierten Libido. Außerdem können Erektionsstörungen auftreten – im schlimmsten Fall Impotenz. Was dann langfristig sogar dazu führen kann, dass die Knochendichte bei Männern abnimmt, da auch der Testosteronwert gesenkt und die Testosteronproduktion in den Hoden reduziert ist. Zu hohe Prolaktinwerte können auch Depressionen hervorrufen – oder Laktation (Austritt von Milch aus der männlichen Brust). Prolaktin inhibiert schließlich auch die Ausschüttung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), das im Hypothalamus gebildet wird (Al-Chalabi m et al).
Welche Parameter führen zu einer Erhöhung des Prolaktinwertes?
Makroprolaktin
Hier scheint es so zu sein, dass die Patienten erhöhte Serum-Prolaktinspiegel haben. Aber im Endeffekt ist das Prolaktinmolekül hier bedingt durch eine Fehlfunktion vergrößert. Nicht alle Labore können das übrigens feststellen (Lippi G at all, Serri O).
Hypothyreoidismus
Eine Hyperprolaktinemie kann durch einen Hypothyreoidismus (Schilddrüsenunterfunktion) verursacht werden. Die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) sind hier reduziert.
Hypophysen-Tumore
In der Regel sind Hypophysen-Tumore sogenannte Adenome, also gutartige Vergrößerungen. Hier wird dann mehr Prolaktin produziert. Häufige Symptome sind u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, aber auch Störungen des Sehvermögens (Serri O at all). In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass auch Tumore, die vermehrt Wachstumshormone ausschütten, häufig zu einer erhöhten Sekretion von Prolaktin führen. Je nachdem, wie hoch die Prolaktinwerte sind und was die Diagnostik (zum Beispiel im Kernspintomograph) ergibt, erfolgt dann die Therapie der Hypophysen-Tumore.
Autoimmune Störungen
Autoimmune Störungen können ebenfalls zu erhöhten Prolaktinwerten führen. Manchmal hat man Glück und die Symptome verschwinden wieder – und die Störung reguliert sich von allein. (Brody S und Krüger THC at all)
Orgasmus
Auch ein Orgasmus kann zur Folge haben, dass der Prolaktinwert im Blut signifikant erhöht wird. Das tritt übrigens sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Aber diese Werte fallen in der Regel schnell wieder und haben normalerweise keinen negativen Effekt.
Medikamenteninduziert
Bestimmte Medikamente können zu erhöhten Prolaktinwerten führen. Dazu gehören zum Beispiel Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen), trizyklische Antidepressiva, selektive Serotoninrezeptor-blockende Medikamente, Opioide, aber auch manche Medikamente, die zur Blutdrucksenkung verwendet werden (Nawtroh F).
Erhöhte Östradiolspiegel
Östradiol ist ein weibliches Hormon, das den Prolaktinwert im Blut erhöhen kann. Im Zweifelsfall sollte man immer den Östradiolwert mit bestimmen (Nawtroh F).
Anderes Gewebe
Prolaktin im Körper kann auch anderes Gewebe produzieren. Beispiel: Die Prolaktinsynthese kann durch eine sogenannte Brustwarzenstimulation lokal erhöht werden (Al-Chalabi m et al). Physiologisch gesehen macht das Sinn: Säuglinge nuckeln an den Brustwarzen, um ihre Milch zu bekommen.
Weitere Faktoren für einen hohen Prolaktinwert
Zur langen Liste der Faktoren, die einen hohen Prolaktinwert begünstigen können, gehören auch emotionale Faktoren. Da kann es schon reichen, Musik zu hören oder Filme zu schauen, die auf die Stimmung drücken. Aber auch Erkrankungen wie etwa eine chronische Niereninsuffizienz oder eine Leberzirrhose können ursächlich sein. In jedem Fall ist es sinnvoll, nach der entsprechenden Diagnose therapeutische Maßnahmen einzuleiten.
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Quellen
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Gregg C, Shikar V, Larsen P, et al. White matter plasticity and enhanced remyelination in the maternal CNS. J Neurosci. 2007;27(8):1812-1823. doi:10.1523/JNEUROSCI.4441-06.2007
Torner L. Actions of prolactin in the brain: From physiological adaptations to stress and neurogenesis to psychopathology. Front Endocrinol (Lausanne). 2016;7(MAR). doi:10.3389/fendo.2016.00025
Hashemian F, Shafigh F, Roohi E. Regulatory role of prolactin in paternal behavior in male parents: A narrative review. J Postgrad Med. 2016;62(3):182-187. doi:10.4103/0022-3859.186389
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Lippi G, Plebani M. Macroprolactin: Searching for a needle in a haystack? Clin Chem Lab Med. 2016;54(4):519-522. doi:10.1515/cclm-2015-1283
Serri O, Chik CL, Ur E, Ezzat S. Diagnosis and management of hyperprolactinemia. CMAJ. 2003;169(6):575-581. /pmc/articles/PMC191295/?report=abstract. Accessed October 18, 2020.
Thodou E, Asa SL, Kontogeorgos G, Kovacs K, Horvath E, Ezzat S. Clinical case seminar: Lymphocytic hypophysitis: Clinicopathological findings. J Clin Endocrinol Metab. 1995;80(8):2302-2311. doi:10.1210/jcem.80.8.762922
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