Hodenverdrehung – Warum eine sofortige Behandlung so wichtig ist

Eine Hodenverdrehung zählt zu den tückischsten Krankheitsbildern, von denen die männlichen Hoden betroffen sein können. Obwohl sie große Schmerzen bereitet, wird sie oft unterschätzt und in der Folge verschleppt. 

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Genau das macht sie gefährlich: Denn bei einer Hodenverdrehung (auch Hodentorsion genannt) werden Blutgefäße abgeschnürt. Erfolgt hier keine schnelle Behandlung, droht ein Absterben der Keimdrüse – mit fatalen Folgen unter anderem für die Fruchtbarkeit des betroffenen Patienten. Aber auch die Produktion des Testosterons, das auch als „Königshormon des Mannes“ bezeichnet wird, können negativ beeinflusst werden – und zwar insbesondere dann, wenn der Hoden, der keine Torsion hatte, die Funktion des geschädigten, verdrehten Hodens nicht mit übernehmen und somit ausgleichen kann.

Doch selbst, wenn eine Behandlung schnell erfolgt ist: Bei etwa jedem dritten Mann, der eine Hodenverdrehung hatte, war anschließend eine zumindest eingeschränkte Zeugungsfähigkeit festzustellen.

Hodenverdrehung – wie macht sie sich bemerkbar?

Wenn plötzlich die Hoden schmerzen, ist das ein Alarmsignal. Auslöser kann eine ungünstige Bewegung im Schlaf sein, weshalb der Schmerz oft erstmals am Morgen wahrgenommen wird. Ebenfalls weit verbreitet ist eine Hodenverdrehung in Zusammenhang mit intensivem Fahrradfahren – denn die Hoden sind auf dem Sattel einer steten Erschütterung und Reibung ausgesetzt. Zu einer Torsion des Hodens kann es allerdings auch völlig ohne äußeren Auslöser kommen.

Oft werden die Schmerzen in den Hoden unterschätzt. Das ist einerseits nachvollziehbar: Denn bei leichteren Hodenverdrehungen ist es sogar möglich, dass sich die Verdrehung von alleine wieder korrigiert. Auch die Schmerzen sind dann ersteinmal verschwunden. Doch im Wiederholungsfall kann die Hodenverdrehung umso gefährlicher werden. Eine operative Behandlung, die jedoch einen verhältnismäßig „kleinen“ Eingriff bei der Hodenverdrehung darstellt, ist dann kaum mehr auszuschließen.

Sobald im Bereich der Hoden Schmerzen auftreten, ist deshalb erhöhte Vorsicht geboten. Man(n) sollte zum Beispiel den Hodensack vorsichtig abtasten. Nehmen dadurch die Schmerzen noch zu, kann dies der Hinweis auf eine Hodenverdrehung sein; ebenso könnte es sich aber auch um eine Entzündung handeln. Weitere Symptome, die begleitend zu den Schmerzen auftreten können, sind Unwohlsein, das sich bis zum Erbrechen steigern kann, sowie starke Schweißbildung. Ebenso wurden bei Betroffenen Kreislaufprobleme festgestellt. Optisch kann sich eine Hodentorsion bei einigen Männern durch ein Anschwellen der Hoden bemerkbar machen. In Folge dessen kommt es auch häufig zu einer rötlichen Verfärbung des Hodensacks. Spätestens dann sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden – denn bei der Behandlung einer Hodenverdrehung darf keine Zeit verloren werden.

Hodenverdrehung – was genau ist das?

Um zu verstehen, warum bei einer Hodenverdrehung eine sofortige Behandlung sehr wichtig ist, lohnt ein genauerer Blick auf die Komplikation in diesem so sensiblen Bereich. Geht es um die Fruchtbarkeit eines Mannes, spielen zwei Dinge eine entscheidende Rolle: In den Hoden erfolgt die Produktion der Spermien – und diese Spermien wiederum gelangen über den Samenleiter (Samenstrang) in die Harnröhre und somit in den Penis, um von dort aus bei sexuellen Kontakten eine weibliche Eizelle zu befruchten.

Beim Samenleiter handelt es sich um ein dünnes, schlauchartiges Hohlorgan. Seinen Anfang hat der Samenleiter im Hodensack und geht vom Nebenhoden aus. Um den Samenleiter herum befinden sich Gewebe und einige Gefäße. Diese zusammen bilden den Samenstrang. Wenn sich nun die Hoden um diesen Samenstrang herum verdrehen, spricht man von einer Hodentorsion. Die Schmerzen, die bei einer Hodentorsion sofort entstehen, machen aufmerksam auf das eigentliche Problem: Am Samenleiter verlaufen auch die Gefäße, die sowohl für die Blutversorgung der Hoden zuständig sind als auch für den Abtransport von venösem Blut. Kommt es also zu einer Hodenverdrehung, besteht die Gefahr, dass diese wichtige Versorgung und auch der Abfluss unterbrochen werden. Dies kann weitreichende Folgen für die Funktionsfähigkeit der Hoden und somit für die Spermienproduktion haben. Im schlimmsten Fall ist eine dauerhafte Unfruchtbarkeit (Zeugungsunfähigkeit) die Folge.

Der Hoden kann bei einer länger bestehenden Verdrehung auch komplett „absterben“. Dann würde dieser betroffene Hoden gar kein Testosteron mehr produzieren. In diesem Fall würde dieser Hoden langfristig auch signifikant an Volumen abnehmen. Ein ungleicher Hodensack, der auf einer Seite regelrecht platt erscheint, wird von manchen Männern als extrem störend und belastend empfunden. 

Hodenverdrehung – wie lässt sie sich behandeln?

Fast immer muss eine Hodenverdrehung operativ behandelt werden –idealerweise bereits wenige Minuten bis Stunden nachdem sie eingetreten ist. Es gibt zwar auch Fälle, in denen sich eine Hodenverdrehung zunächst ohne OP korrigieren lässt. So kann ein erfahrener Mediziner durch gezielte Griffe von außen die Verdrehung auflösen. Aber: Um sicher zu sein, dass der Hoden auch wirklich wieder sehr gut durchblutet ist und keinen Schaden genommen hat, sollte er operativ freigelegt und betrachtet werden. Um zusätzlich zu verhindern, dass es schon bald wieder zu einer Hodenverdrehung kommt, sollte eine (beidseitige) Ochidopexie vorgenommen werden. Als Orchidopexie wird das Fixieren der (beiden) Hoden am Inneren des Hodensacks bezeichnet. 

Viele Ärzte raten bei einer Hodenverdrehung sofort zur OP. Bei dieser wird der Hodensack vorsichtig geöffnet, um die darin befindlichen Hoden wieder in ihre angestammte Position zu bringen. Anschließend erfolgt die Ochidopexie, um eine weitere Hodentorsion zu verhindern. Denn: Wer einmal von einer Hodenverdrehung betroffen war, gilt fortan als besonders gefährdet für weitere Komplikationen dieser Art. Was jedoch leider auch gesagt werden muss: Eine Orchidopexie minimiert zwar signifikant das Risiko einer erneuten Hodenverdrehung – komplett ausschließen kann sie diese allerdings – auch wenn es nur wenige Männer betrifft - nicht. 

Hodenverdrehung – wer ist besonders gefährdet?

Jeder Mann kann von einer Hodenverdrehung betroffen sein. Besonders häufig tritt sie allerdings im Kleinkindalter sowie in der Pubertät auf. Das liegt daran, dass sich die Hoden zunächst entwickeln und im wahrsten Sinne des Wortes auch erst noch „ihren Platz im Hodensack finden“ müssen. In dieser Entwicklungszeit bewegen sich die Hoden im Hodensack noch flexibler hin und her. Diese Beweglichkeit gilt als eine der Hauptursachen für eine Verdrehung. Ein weiterer Grund für zu viel Bewegungsfreiheit der Hoden kann auch in anatomischen Fehlbildungen beziehungsweise nicht ausreichenden Ausbildungen liegen. So sind etwa kräftige Keimdrüsenbänder hilfreich, um den Hoden einen bestmöglichen Halt zu verschaffen.

Eine die Hoden belastendende Sportart wie etwa Fahrradfahren kann zwar eine Verdrehung auslösen, die grundsätzliche Ursache ist sie allerdings nicht. Aber auch andere Sportarten, wie beispielsweise ein angedrehter Schuss bei Fußballspielen, können eine Verdrehung befördern. Zur Risikogruppe für eine Hodenverdrehung müssen auch alle Männer gezählt werden, die bereits auf irgendeine Weise im Bereich des Hodensacks operiert worden sind. Denn jeder Eingriff schwächt nun einmal die entsprechende Stelle. Als Klassiker gilt in diesem Zusammenhang eine Flüssigkeitsansammlung im Hodensack, die sich nicht von selber wieder zurückbilden konnte, sondern operative behandelt werden musste (Wasserbruch). 

Auch im Säuglingsalter kommt es häufig bereits zu Hodenverdrehungen. Eine rasche Diagnose fällt aber meistens schwer, weil das Schreien eines Babys ja nicht immer sofort auf einen konkreten Schmerz zurückgeführt werden muss. Umso wichtiger ist es deshalb, auf weitere Symptome wie Erbrechen oder motorische Unruhe zu achten. Wenn Säuglinge unter einer Hodenverdrehung leiden, hat dies oft auch Auswirkungen auf die Ernährung: Sie wollen plötzlich wenig bis gar nichts mehr essen beziehungsweise trinken.

Grundsätzlich zu unterscheiden sind zwei Arten von Hodentorsionen:

  • Extravaginal: Diese Art von Hodenverdrehung erfolgt oberhalb der Hodenhülle und kommt vor allem in den ersten zwei Lebensjahren vor.
  • Intravaginal: Die Verdrehung innerhalb der Hodenhülle ist die häufigste Art von Hodentorsion während der Pubertät.

Hodenverdrehung – wie lässt er sich verhindern?

Zunächst eine schlechte Nachricht: Es gibt praktisch keine Möglichkeiten, etwas vorbeugend gegen eine Hodenverdrehung zu machen. Auch keine gute Nachricht, aber zumindest ein guter Rat ist es, seinen Hoden regelmäßig etwas Aufmerksamkeit zu schenken und mögliche Schmerzen in diesem Bereich immer ernst zu nehmen. Wer bereits Vorerkrankungen oder sogar operative Eingriffe rund um den Hodensack hatte, sollte ohnehin sensibilisiert sein für dieses Thema.

Wer als Kind von einem Hodenhochstand betroffen war, kann mit seinem Arzt darüber sprechen, ob gegebenenfalls prophylaktisch eine Orchidopexie vorzunehmen ist. Bei einem Hodenhochstand handelt es sich um eine rückständige Entwicklung noch in Embryonalzeiten. Denn die Hoden, die sich zunächst im Bauchraum bilden und befinden, müssen sich über den Leistenkanal erst noch „nach unten“ in den späteren Hodensack schieben. Wenn dies aus irgendwelchen Gründen nicht vollständig geschieht, befinden sich die Hoden somit noch „zu hoch“.

Wissenswertes zu den Hoden

Um richtig heranreifen zu können, müssen sich Spermien wohlfühlen können. Dazu gehört idealerweise eine Temperatur von 34 bis 35 Grad Celsius. Problem: Im menschlichen Körper ist es in der Regel ein paar Grad wärmer – zu warm für die perfekte Spermienproduktion. Deshalb sind die Hoden sozusagen „ausgelagert“ in einen Sack, der eigentlich nur für sie da ist und sich auch temperaturmäßig deshalb nur um sie kümmern kann. Die Hoden durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, die mit der Pubertät noch lange nicht zu Ende sind. Zunächst wachsen die Hoden eines Mannes. Dann folgt eine lange Phase, in der sie ein konstantes Volumen haben. Nach dieser Phase der Stagnation setzt rund um das 40. Lebensjahr ein langsamer Prozess der steten Verkleinerung ein. Das kann jedoch individuell sehr unterschiedlich sein. Der Satz „Es kommt nicht auf die Größe“ an gilt im Übrigen auch für die Hoden. Wichtiger ist – vor allem mit Blick auf die Zeugungsfähigkeit - ein vitaler Zustand. Der wird vor allem durch eine ungehinderte Blutzufuhr erreicht.

Dem Hoden etwas Gutes tun – aber wie?

In den Hoden findet die Produktion von Spermien sowie des männlichen Geschlechtshormons Testosteron statt. Wer seinen Hoden etwas Gutes tun möchte, sollte vor allem auf eine gesunde Ernährung achten. So wirken sich Gemüse, Obst und Vollkornprodukte sehr positiv auf den Testosteronspiegel aus. Ebenfalls zu empfehlen sind Nüsse. Schauen Sie sich die Ernährungsvideos in unserem Video-Training an, hier bekommen Sie die wichtigsten Informationen.  Negativen Einfluss auf die Hoden und somit auch auf die Spermienproduktion und die damit verbundene Zeugungsfähigkeit haben Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum sowie eine regelmäßige Nikotin-Zufuhr.

Weitere Hoden-Erkrankungen

Außer der Hodenverdrehung (Hodentorsion) sind viele Männer im Laufe ihres Lebens auch von einem Hodenbruch (Skrotalhernie) betroffen. Weitere Krankheitsbilder in dieser sensiblen Körperregion sind Infektionen der Hoden und der Nebenhoden sowie eine Flüssigkeitsansammlung im Hodensack (Wasserbruch, Hydrozele).