HIV/Aids – wenn der Körper alle Abwehrkräfte verliert

Obwohl Aids die wahrscheinlich bekannteste virale Geschlechtskrankheit ist, kursiert zu ihr noch immer einiges an falschem Halbwissen. Das fängt mit einigen Begrifflichkeiten an.

Penisverlängerung

Am Anfang einer Aids-Erkrankung steht immer die Infektion mit einem Virus, der abgekürzt HIV genannt wird. Die Buchstaben stehen für „humanes Immundefizienz-Virus“. Denn dieses Virus greift das komplette Immunsystem an. In Folge dessen kommt es – manchmal aber erst nach vielen Jahren – zum Ausbrauch der Krankheit namens Aids (die Abkürzung steht für „Acquired Immune Deficiency Syndrome“; zu Deutsch: „erworbenes Immun-Mangel-Syndrom“). Bei Menschen, die an Aids erkrankt sind, kann dann oft schon eine vermeintlich harmlose Infektion zum Tod führen. Denn der Körper hat keinerlei Abwehrkräfte mehr.

Einige interessante Zahlen: Noch Mitte der 1990er Jahre überlebte nur etwa jeder fünfte Betroffene eine Aids-Erkrankung. Dank des medizinischen Fortschritts konnten die Behandlungsmöglichkeiten kontinuierlich verbessert werden, so dass 2010 bei immerhin fast sechs von sieben Betroffenen ein tödlicher Verlauf der Krankheit gestoppt werden konnte.

HIV/Aids  - wie erfolgt die Übertragung?

Am häufigsten erfolgt eine HIV-Infektion durch ungeschützten Analverkehr; das ist auch der Grund, warum homosexuelle Männer zur besonderen Risikogruppe gehören. Grundsätzlich dienen Sperma, vaginales Sekret sowie Blut als Trägerflüssigkeit für den gefährlichen Virus. Beim ungeschützten Geschlechtsverkehr – und zwar egal, ob anal oder vaginal - hängt eine mögliche Infektion immer davon ab, ob es zu Rissbildungen im jeweiligen Schleimhautgewebe kommt.

Verschiedene Faktoren können das Infektionsrisiko noch erhöhen: beispielsweise, wenn bereits eine andere virale Geschlechtskrankheit vorliegt. Frauen gelten vor allem während ihrer monatlichen Menstruationsphase als besonders gefährdet. Interessant: Bei Männern, die beschnitten sind, ist das Infektionsrisiko etwas niedriger.

Eine HIV-Infektion beim Oralsex ist nur dann möglich, wenn die Mundschleimhaut mit Sperma in Berührung kommt. 

Eine Infektion über Schweiß oder Speichel ist hingegen nicht möglich, weil in ihnen – wenn überhaupt – lediglich Spuren des gefährlichen Virus enthalten sein können. Für eine Infektion ist das keinesfalls ausreichend. Diese Erkenntnis ist vor allem deshalb wichtig, um zu verstehen, dass mit einer HIV-infizierten Person ein normaler Umgang völlig problemlos möglich ist. Weder Umarmen noch Mund-zu-Mund-Küssen stellt eine Infektionsgefahr dar. Auch durch die Luft – etwa beim Husten oder Niesen – ist keine Ansteckung möglich.

Safer Sex und Safer Use

Eine weitere Risikogruppe in Bezug auf eine HIV-Infektion stellen Menschen dar, die Drogen konsumieren und sich dabei mit anderen das Drogenbesteck teilen. Die größte Gefahr geht von Spritzen aus, wie sie vor allem für Heroin benutzt werden. Doch auch beim vermeintlich ungefährlichen Schnupfen oder Rauchen ist Vorsicht geboten, denn eine Übertragung (etwa über gemeinsam verwendete Rasierklingen oder Papierröllchen) kann zumindest nicht 100-prozentig ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt für alle Drogenkonsumenten der dringende Rat, „safer use“ zu praktizieren. Von „safer use“ ist – in Anlehnung an „safer sex“ – die Rede, wenn jeder ausschließlich sein eigenes Drogenbesteck beziehungsweise seine eigene Drogenutensilien verwendet.

Mittlerweile sehr gut eingedämmt werden konnte das Risiko einer HIV-Infektion über den Weg einer Bluttransfusion. Denn 1985 wurden – als Reaktion auf die Ausbreitung von Aids – die Kontrollen und Untersuchungen für Blutkonserven deutlich erhöht und speziell auch um einen Test auf HIV erweitert. Ein sehr sorgsamer Umgang ist allerdings all jenen Menschen geraten, die – beispielsweise in medizinischen Berufen – regelmäßig mit dem Abnehmen von Blutproben konfrontiert sind. (siehe dazu auch unten bei „Was ist der beste Schutz vor HIV/Aids?“)

HIV/Aids - was sind die Symptome?

Eine HIV-Infektion macht sich zunächst nicht sehr viel anders bemerkbar als eine Grippe. Es kommt zu Fieber, die Betroffenen fühlen sich schlapp und verspüren mitunter Kopf- und Gelenkschmerzen. Auch nächtliche Schweißausbrüche, Durchfall sowie wunde Stellen im Mund können auf eine Infektion hinweisen. Typisch für eine Aids-Erkrankung sind auch Hautausschläge. Ein generelles Alarmzeichen ist zudem ein ungewollter Gewichtsverlust.

Das Tückische an einer HIV-Infektion ist, dass es nach einer ersten Phase, in der bestimmte Symptome auftreten, zu einer längeren Phase kommen kann, die komplett frei von Symptomen ist. In dieser Zeit treibt der Virus im betroffenen Körper aber trotzdem sein Unwesen und greift das Immunsystem an. Oft macht sich die Erkrankung dann erst wieder mit stark angeschwollenen Lymphknoten bemerkbar. Anschließend folgt eine Phase, in der die auftretenden Symptome aufgrund des bereits geschwächten Immunsystems ihre Wucht noch stärker entfalten können als in der ersten Phase. Bei der dritten Phase, von der Mediziner nach einer HIV-Infektion sprechen, handelt es sich dann um die Aids-Erkrankung.

HIV/Aids - welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Aids beziehungsweise eine HIV-Infektion ist derzeit noch nicht heilbar. Je nachdem wie früh die Erkrankung erkannt wird, kann mit Hilfe bestimmter Medikamente aber zumindest ihre weitere Ausbreitung gebremst werden. Zentrales Ziel der Behandlung ist es, ein zumindest im Ansatz wieder stabiles Immunsystem aufzubauen. Außerdem gilt es, die Symptome zu lindern und damit die Lebensqualität wieder zu erhöhen.

Sollten Betroffene allerdings noch unter einer anderen Erkrankung leiden, kann das die Behandlung erheblich erschweren. Problematisch ist vor allem eine Kombination mit der Erkrankung Hepatitis.

Angst vor Aids – was bringt „die Pille danach“?

Wer Sorge hat, sich mit dem HI-Virus infiziert zu haben, sollte keine Zeit verlieren. Eine Post-Expositions-Prophylaxe (PEP), die salopp als „die Pille danach“ bezeichnet wird, ist grundsätzlich möglich. Damit ein Einnisten des Virus im Körper verhindert werden kann, muss mit der PEP aber spätestens 48 Stunden nach der vermeintlichen Infektion begonnen werden. Die Kosten für die in der Regel vier Wochen andauernde Behandlung werden von der Krankenkasse nur in Ausnahmefällen bezahlt.

Was ist der beste Schutz vor HIV/Aids?

Der beste Schutz ist wie eigentlich bei jeder Geschlechtskrankheit „safer sex“. Was eine HIV-Infektion beziehungsweise Aids betrifft, gilt erst recht die Devise: Kondome schützen! Vor allem Menschen mit wechselnden Sexpartnern sollten sowohl beim vaginalen Geschlechtsverkehr als auch beim Analverkehr auf diesen Schutz nicht verzichten.

Wer auch beim Oralverkehr kein Risiko eingehen möchte, kann auch hier ein Kondom verwenden oder aber ein dünnes Lecktuch. Wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte sich regelmäßig einem Aids-Test unterziehen. Damit schützt er nicht nur sich, sondern vor allem auch alle seine Sexpartner. Wenn bei einem solchen Test festgestellt wird, dass eine HIV-Infektion ist, sollt umgehend sämtliche Sexpartner der jüngeren Vergangenheit informiert werden.

Und auf noch etwas sei hingewiesen: Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten und dort auch mit Patienten zu tun haben, die möglicherweise HIV positiv sind, sollten bei diversen Handlungen (zum Beispiel beim Blutabnehmen) Handschuhe tragen.

Aids und der ewige Kampf gegen Vorurteile

Seit sich Aids in den 1980er Jahren erstmals ausgebreitet hat, haben sich die medizinischen Möglichkeiten deutlich verbessert. Die Krankheit gilt zwar noch immer nicht als heilbar, doch – vor allem auch in Europa – als gut behandelbar. Vorausgesetzt, die HIV-Infektion wird zu einem frühen Zeitpunkt entdeckt, kann der vom Virus ausgelöste Angriff aufs Immunsystem abgebremst werden. Nach wie vor sehr hohe Todesraten in Bezug auf Aids gibt es allerdings in Afrika.

Mit dem Aufbau der medizinischen Möglichkeiten ging aber leider nur sehr bedingt auch ein Abbau der vielen Vorurteile einher. Noch immer ist vielen Menschen nicht bekannt, dass eine Ansteckung mit HIV weder beim Umarmen oder Händeschütteln erfolgen kann noch durch das gemeinsame Benutzen von Gegenständen (Handtücher, Bettwäsche). Auch Schweiß ist ungefährlich: Somit stellt es beispielsweise kein Problem dar, zusammen mit einem HIV-Infizierten Sport zu treiben.