Trichomonaden – auch Männer können betroffen sein

Flöhe, Läuse, Milben – es gibt zahlreiche Parasiten, die sich am menschlichen Körper sehr wohl fühlen. Etwas weniger bekannt ist der einzellige Parasit Trichomonas vaginalis, der zudem einen irreführenden Namen hat. Zwar nistet sich dieses kleine Tierchen tatsächlich überwiegend bei Frauen in der Vagina ein. Doch es können sehr wohl auch Männer von ihm befallen werden; als besonders anfällig gilt die Harnröhre. Jüngste Zahlen belegen, dass von den jährlich weltweit rund 170 Millionen Neu-Infektionen fast jede dritte einen Mann betrifft.

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Was sind Trichomonaden?

Trichomonaden gehören zur Familie der Protozoen. Dabei handelt es sich um einzellige Lebewesen beziehungsweise Geißeltierchen. Mit Hilfe ihrer Geißeln (Flagellen), die wie etwas längere Fäden aussehen, können sich die Trichomonaden fortbewegen. Würde man die Trichomonaden mit bloßem Auge erkennen können, würde außerdem die birnenartige Grundform auffallen ­– aber: Trichomonaden sind nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen, weil sie maximal 25 Mikrometer (entspricht 0,025 Millimeter) groß werden. Meistens sind sie aber sogar noch deutlich kleiner.

Wie gefährlich ist eine Trichomonaden-Infektion?

 Eine Trichomonaden-Infektion zählt zu den am weitesten verbreiteten Geschlechtskrankheiten. Betroffen sind in erster Linie die Schleimhäute der Geschlechtsorgane sowie der Harnwege.

In vielen Fällen bleibt eine Trichomonaden-Infektion ohne Symptome und kann  im Idealfall auch ohne jegliche Behandlung wieder verschwinden. Das Tückische daran ist jedoch, dass Menschen häufig unbewusst zum Trichomonaden-Überträger werden. Das Eindämmen der Krankheit gestaltet sich deshalb schwierig,

Gefährlich ist eine Trichomonaden-Infektion speziell für Frauen in der Schwangerschaft. So können sie eine Frühgeburt auslösen oder zu anderen Komplikationen führen. Bei Männern kann sich eine zunächst vielleicht noch harmlose Trichomonaden-Infektion der Harnröhre zu einer Eichelentzündung weiterentwickeln. In der Folge kann es zudem zu einer Prostataentzündung kommen.

Nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine unbehandelte Trichomonaden-Infektion langfristig bei Frauen wie Männern eine Unfruchtbarkeit verursacht. Grundsätzlich muss auch beachtet werden, dass ein mit Trichomonaden infizierter Körper deutlich anfälliger für weitere Infektionen ist; im Zusammenhang mit Geschlechtskrankheiten ist hier vor allem eine HIV-Infektion zu nennen, die wiederum Aids auslösen kann.

Was sind Symptome einer Trichomonaden-Infektion?

Wenn sich eine Trichomonaden-Infektion bemerkbar macht, dann geschieht dies in den meisten Fällen durch einen unkontrollierten Ausfluss: bei Frauen bevorzugt aus der Scheide, bei Männern oft aus dem Penis. Manchmal tritt die stark riechende Substanz auch aus dem After aus, bei Frauen kann es außerdem zu Zwischenblutungen kommen.

Weitere mögliche Symptome einer Trichomonaden-Infektion sind bei Männern ein brennender Schmerz beim Wasserlassen sowie vermehrter Harndrang. Denn bei Männern setzen sich die Parasiten vor allem in der Harnröhre sowie im Bereich der Prostata und unter der Penishaut fest.

Ebenso können Trichomonaden sowohl bei Männern als auch bei Frauen einen unangenehmen Juckreiz im Genitalbereich auslösen. Auch Geschlechtsverkehr kann dann schmerzhaft sein. 

Wie erfolgt die Übertragung von Trichomonaden?

Eine Übertragung von Trichomonaden erfolgt fast immer durch ungeschützten Sex, und hier speziell bei vaginalen und analen Praktiken. Ein gewisses, wenn auch kleineres Risiko, besteht bei engem Hautkontakt (Petting) sowie beim Küssen.

Wichtig zu wissen: Trichomonaden können außerhalb des menschlichen Körpers nicht überleben. Gelangen sie auf diverse Gegenstände, sterben sie deshalb in der Regel sehr schnell ab. Lediglich auf feuchten Utensilien ist die Überlebensdauer etwas länger. Eine erhöhte Vorsicht ist somit bei Sexspielzeug geboten; hier sollte sehr viel Wert auf Hygiene gelegt werden. Sehr selten ist hingegen eine Infektion über Textilien, wie etwa dem gemeinsamen Benutzen eines Handtuchs.

Trichomonaden behandeln

Rechtzeitig erkannt, lässt sich eine Trichomonaden-Infektion sowohl bei Männern als auch bei Frauen gut behandeln, meistens mit Antibiotika. Bewährt haben sich die Wirkstoffe Metronidazol und Tinidazol. Frauen können diese auch als Zäpfchen direkt in die Scheide einführen.

Wurde eine Behandlung begonnen, verschwinden die von den Trichomonaden ausgelösten Symptome möglicherweise sehr schnell – die Trichomonaden und damit auch die von ihnen ausgehende Ansteckungsgefahr bleiben aber meistens noch etwas länger. Deshalb ist es unter anderem wichtig, bis zum Abschluss der gesamten Therapiephase auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.

Es sollte sich von selbst verstehen, dass bei einer diagnostizierten Trichomonaden-Infektion auch alle Sexpartner darüber unterrichtet werden. Auch diesen ist dann eine sofortige ärztliche Behandlung dringend empfohlen.

Der beste Schutz vor Trichomonaden

Der beste Schutz vor dem Trichomonas vaginalis (inzwischen mitunter auch „Trichomonas urogenitalis“ genannt) gelingt mit dem Benutzen von Kondomen. Eine 100-prozentige Sicherheit können Kondome allerdings nicht bieten. Zumindest weiter minimieren lässt sich das Ansteckungsrisiko durch ein Höchstmaß an Hygiene, allen voran natürlich im Genitalbereich. 

Frauen sollten bedenken, dass eine vitale Scheide deutlich weniger anfällig ist für eine Infektion. Hilfreich ist deshalb eine gute Scheidenflora. Verhindert werden sollte ein Östrogenmangel in der Scheide.

Als besonders gefährdet für eine Trichomonaden-Infektion gelten Menschen mit häufig wechselnden Sexpartnern. Grundsätzlich können sich Trichomonaden in denjenigen Organismen leichter ansiedeln, die bereits durch eine andere Erkrankung geschwächt sind. Als Klassiker gilt eine Immunschwäche (ausgelöst etwa durch eine HIV-Infektion), aber auch Diabetes mellitus sowie eine Tumorerkrankung können eine Trichomonaden-Ansiedlung begünstigen. Frauen sollten vor allem in der Schwangerschaft eine erhöhte Vorsicht walten lassen.

Eine Ansteckung mit Trichomonaden in einem Schwimmbad oder einer Sauna ist relativ selten, kann aber auch nicht komplett ausgeschlossen werden. Aufgrund des feuchten Klimas, das in solchen Einrichtungen meistens vorherrscht, fühlen sich dort Parasiten grundsätzlich wohl. Eine Übertragung wäre theoretisch zum Beispiel denkbar, wenn sich ein Besucher auf eine nasse Bank setzt, auf der kurz zuvor eine bereits infizierte Person gesessen hat. Auch sollte stets darauf geachtet werden, dass keine Handtücher oder Bademäntel miteinander in Berührung kommen. Das Tragen von Badeschuhen zum Laufen im Nassbereich hat weniger etwas mit dem Schutz vor Trichomonaden zu tun, sondern beugt vielmehr diversen anderen Ansteckungsgefahren vor (Keime, Pilze).

Trichomonaden – Finger weg von vermeintlichen Hausmittelchen!

Zugegeben: Es mag bei dem einen oder anderen Wehwehchen auch sogenannte „Hausmittel“ geben, mit denen sich ganz ohne ärztliche Begleitung eine Linderung bestimmter Symptome erreichen lässt. Bei Geschlechtskrankheiten ist vor einem solch unkonventionellen Umgang aber dringend abzuraten. Am Beispiel der Trichomonaden lassen sich die möglicherweise sehr schwerwiegenden Folgen besonders eindringlich veranschaulichen. So glauben noch immer einige Menschen, dass sie gegen Infektionen im Intimbereich mit Essig oder Teebaumöl vorgehen könnten. Doch davon abgesehen, dass der vermeintliche Erfolg meist nur von sehr kurzer Dauer ist: Mit solchen Hausmittelchen wird die Intimflora unnötig gereizt. Und speziell bei Frauen kann durch eine schlechte Scheidenflora die Ansiedlung weiterer Parasiten erst recht begünstigt werden.

Wie stark verbreitet sind Trichomonaden?

Im Bereich der Geschlechtskrankheiten sind Trichomonaden weltweit für die meisten Infektionen verantwortlich - noch vor Chlamydien und Gonokokken. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen wird auf sieben Millionen geschätzt. Im Gegensatz zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sind Trichomonaden sehr wohl auch in West- und Mitteleuropa noch weit verbreitet. Es ist davon auszugehen, dass bis zu jede zehnte Frau davon betroffen ist. Bei Männern ist es zwar nur jeder 100., doch die Tendenz war zuletzt steigend.

Gefährlicher Mix: Trichomonaden, Chlamydien, Gonokokken und Syphilis

Als ob es für den Laien nicht schon schwierig genug wäre, diverse Infektionen wie jene mit Trichomonaden, Chlamydien, Gonokokken oder Syphilis voneinander zu unterscheiden: Häufig treten diese auch gemeinsam kombiniert auf, was eine Eigen-Diagnose (oder gar Eigen-Behandlung) erst recht unmöglich macht. Deshalb der dringende Rat:  Jegliche Veränderungen im Genitalbereich – seien es Schmerzen, Ausflüsse oder Hautveränderungen – sollten aufmerksam verfolgt werden. Sobald der Körper in irgendeiner Form Hinweise gibt beziehungsweise Alarmzeichen sendet, sollten diese ernst genommen werden. Je eher dann ein Arzt aufgesucht wird, der eine eindeutige Diagnose erstellt, desto schneller und erfolgversprechender kann anschließend die Therapie erfolgen.

Auch bei Trichomonaden (ebenso wie bei Chlamydien, Gonokokken und Syphilis) gilt der Grundsatz: Die größten Komplikationen entstehen immer dann, wenn eine Infektion verschleppt wird. Außerdem wird in solchen Fällen eine Verbreitung der Krankheit unnötig beschleunigt.