Geschlechtskrankheiten – von Parasiten und Pilzen

Sowohl Männer als auch Frauen können von einer Vielzahl an Geschlechtskrankheiten betroffen sein. Die Übertragung erfolgt meistens über Bakterien (bakterielle Geschlechtskrankheiten) oder einen Virus (virale Geschlechtskrankheiten). Eine dritte Gruppe bilden die Erkrankungen, für die ein Parasit verantwortlich ist.

Kondom

Was sind Parasiten?

Zur großen Familie der Parasiten gehören viele kleine Tierchen wie Flöhe, Läuse oder Bandwürmer. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie sind „Blutsauger“, die sich gerne am menschlichen Körper ansiedeln, weil sie hier ihre Nahrung finden, mit der sie sich ihr eigenes Überleben sichern.

Salopp gesagt: Ein Parasit ist ein sehr kleines, mit dem bloßen Auge kaum zu erkennendes Lebewesen, das sich auf Kosten eines größeres Lebewesens sozusagen „durchfrisst“. Dieses „größere Lebewesen“ kann übrigens auch ein (Haus-)Tier sein, wodurch sich auch noch einmal weitere Risikopotenziale für Menschen ergeben. Denn Parasiten können sich beispielsweise zunächst auf einem Hund niederlassen, um dann mit dessen Hilfe in einen menschlichen Haushalt geschleppt zu werden. Viele Parasiten können Krankheiten übertragen, unter anderem auch Geschlechtskrankheiten.

Grundsätzlich unterschieden werden Ektoparasiten und Endoparasiten. Zur Gruppe der Ektoparasiten gehören zum Beispiel Flöhe und Läuse: Sie fühlen sich auf der Haut (oder auf dem Fell) ihrer Opfer wohl und ernähren sich dort  von Blut oder auch Hautpartikeln. Von Endoparasiten ist die Rede, wenn die kleinen Tierchen ins Innere eines anderen Lebewesens gelangt sind und dort – etwa im Darm – Schaden anrichten oder sogar Organe angreifen können. Bekanntester Vertreter der Endoparasiten ist wohl der Bandwurm.

Die häufigsten parasitären Geschlechtskrankheiten im Überblick

Überblick: Weitere Parasiten, die sich am Menschen wohlfühlen 

Zecken und die „Syphilis aus dem Wald“

Zecken sind kleine Spinnentiere. Die gute Nachricht ist, dass sie zumindest keine Geschlechtskrankheiten übertragen können. Doch die schlechte Nachricht ist: Die kleinen Tierchen, die man sich vor allem bei einem Spaziergang durch den Wald oder über Wiesen einfangen kann, können FSME oder auch Borreliose auslösen.

Bei FSME (die Abkürzung steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis) handelt es sich um eine Erkrankung, die entweder recht harmlos mit lediglich etwas Fieber oder aber auch schwerwiegender mit einer Hirnhaut- und/oder Gehirnentzündung verlaufen kann. Der Name sollte übrigens nicht irreführen: Das „F“ in FSME geht nämlich darauf zurück, dass die zunächst in Russland als erster Übeltäter entdeckte Taigazecke lediglich im Frühjahr und Frühsommer aktiv ist. In West- und Mitteleuropa hingegen stellen Zecken während der gesamten warmen Jahreszeit eine Gefahr dar.

Auch zur Borreliose gibt es Interessantes zu erzählen, und zwar speziell mit Blick auf Geschlechtskrankheiten. So wird Borreliose umgangssprachlich auch als „Syphilis aus dem Wald“ bezeichnet. Denn Personen, die sich mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi infizieren, können von Schädigungen betroffen sein, die denen bei der Geschlechtskrankheit Syphilis sehr ähneln: So leiden unter Borreliose speziell das Nervensystem, die Gelenke und die Haut. Im schlimmsten Fall kann sich Borreliose auch zu einer Autoimmunerkrankung entwickeln.

Zumindest vor FSME kann sich jeder mit Hilfe einer Impfung schützen. Empfohlen ist eine Impfung vor allem jenen Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind. Vom Borrelia-Bakterium gibt es so viele verschiedene Arten, dass es – zumindest in Europa – bislang keinen wirksamen Impfstoff gibt. Anders verhält es sich bei einem ausschließlich in den USA vorkommenden Borrelia-Bakterium.

Kopfläuse – sehr lästig, aber nicht gefährlich

Auch Kopfläuse gehören zur großen Familie der Parasiten. Doch obwohl sie sehr bekannt sind und sich speziell zur kalten Jahreszeit gerne in Kindergärten und Schulen ausbreiten: Sie stellen keine gesundheitliche Gefahr dar! Äußerst lästig sind sie aber allemal, denn sie jucken. Wer Kopfläuse wieder loswerden möchte, muss vor allem kräftig waschen – und zwar sowohl die Haare mitsamt befallener Kopfhaut als auch sämtliche Textilien, die mit dem Kopf in Verbindung gekommen sind (Bettwäsche, Mützen, Stofftiere).

Und apropos Waschen: Hartnäckig hält sich das Vorurteil, wonach Kopfläuse etwas mit mangelnder Kopf- beziehungsweise Haar-Hygiene zu tun hat. Das ist aber falsch! Läuse fühlen sich in frisch gewaschenem Haar sogar besonders wohl!

Nicht zu verwechseln sind Kopfläuse mit Filzläusen (siehe oben), die auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können und es sich bevorzugt in Schamhaaren gemütlich machen.

Übrigens, noch ein Vorurteil: Im Gegensatz zu Flöhen können Läuse nicht springen! Allerdings sind sie in der Lage, sehr schnell zu krabbeln und sich auch sehr schnell an einem neuen Ort festzuhalten – das gelingt ihnen, weil sie insgesamt sechs sehr bewegliche Klammerbeine haben. Deshalb genügt oft schon ein ganz kurzer Haar-Kontakt zwischen zwei Menschen, um Läuse zu übertragen.

Geschlechtskrankheiten – so kann sich jeder schützen

Ausgelöst von Bakterien, Viren oder Parasiten: Die Palette der Geschlechtskrankheiten ist umfangreich und kann auf den ersten Blick durchaus erschreckend. Doch die Freude am Sex sollte sich damit niemand nehmen lassen. Denn bereits auf den zweiten Blick wird deutlich: Ein sehr guter Schutz vor den unterschiedlichen Geschlechtskrankheiten ist möglich und verläuft zudem in den meisten Fällen nach einem ganz ähnlichen Muster. Wichtig ist es deshalb, ein paar Grundregeln zu beherzigen.

Hier noch einmal die wichtigsten Regeln im Überblick

1. Kondome benutzen

Das gilt vor allem für Menschen, die Sex mit wechselnden Partnern haben. Ebenso sollte es für Personen, die professionelle Sex-Dienstleistungen in Anspruch nehmen, eine Selbstverständlichkeit sein, „safer sex“ zu praktizieren. Wichtig: Dieser Rat bezieht sich nicht nur auf den vaginalen Geschlechtsverkehr. Gerade auch beim Analverkehr ist es dringend empfohlen, ein Kondom zu verwenden. Ein Blick in die Statistiken der verschiedenen Geschlechtskrankheiten zeigt übrigens, dass es sich bei homosexuellen Männern sehr häufig um die am meisten gefährdete Gruppe handelt.    

2. Auf Hygiene achten

Die dafür verwendeten Textilien (Waschlappen, Handtuch) aber keinesfalls mit einer anderen Person teilen. Gemeint ist hiermit aber keineswegs nur die eigene Körperhygiene. Wichtig ist es auch, sämtliche Textilien (Waschlappen, Handtuch), die für diese Körperhygiene benutzt werden, regelmäßig zu waschen und nicht etwa noch mit anderen Personen zu teilen. Denn es gibt Geschlechtskrankheiten, bei denen die Übertragung nicht beim eigentlichen Sex erfolgt, sondern sozusagen „am Rande“ über diverse Gegenstände. Die Mahnung, stets auf eine bestmögliche Hygiene zu achten, schließt insbesondere auch Sexspielzeug ein.

3. Veränderungen im Genitalbereich aufmerksam verfolgen

Das gilt für Rötungen ebenso wie Bläschen oder unkontrollierte Ausflüsse aus der Harnröhre, der Scheide oder auch dem After. Grundsätzlich sollte jeder seinen Genitalbereich immer auf mögliche Symptome hin im Auge behalten – erst recht, wenn jemand zu einer besonderen Risikogruppe gehört (wechselnde Sexpartner, professionelle Dienste, Homosexualität). Oft werden Veränderungen unterschätzt, womit wertvolle Zeit verloren geht, die bereits für eine Therapie verwendet werden könnte.

4. Rechtzeitig einen Arzt aufsuchen

Die meisten Geschlechtskrankheiten lassen sich heutzutage dank des medizinischen Fortschritts gut behandeln – die größten Komplikationen entstehen immer dann, wenn eine Infektion verschleppt wird. Doch je eher eine (Geschlechts-)Krankheit erkannt wird, desto besser und schneller kann die Therapie erfolgen. Wer zu einer der beschriebenen Risikogruppen gehört, dem seien auch regelmäßig prophylaktische Arztbesuche empfohlen. So kann beispielsweise vor Hepatitis A und Hepatitis B sowie auch vor den Humanen Papillomviren (HPV) eine Impfung schützen. Bei anderen Geschlechtskrankheiten wie etwa Chlamydien sind regelmäßige Tests möglich, deren Kosten sogar von den Krankenkassen übernommen werden. Obwohl es mittlerweile sogar Chlamydien-Tests gibt, die jeder recht problemlos zuhause durchführen kann (es reicht eine Urinprobe oder ein Abstrich der möglicherweise betroffenen Schleimhaut), ist es in jedem Fall ratsamer, für den Test einen Arzt aufzusuchen. Alleine schon deshalb, um im Falle eines positiven Testergebnisses sofort das weitere Vorgehen besprechen und einleiten zu können.

5. Partner informieren

Wenn bei jemandem eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch sein(e) Sexpartner davon betroffen sind. Deshalb sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, sofort, nachdem eine Geschlechtskrankheit festgestellt worden ist, all jene zu informieren, die aufgrund des erfolgten Kontakts ebenfalls erkrankt sein könnten – und zwar ganz egal, ob diese Person angesteckt wurde oder aber sogar selber die ansteckende Person war (und aufgrund einer möglichen Unkenntnis dies vielleicht sogar noch immer ist).