Gonorrhoe/ Tripper – gefährlicher Angriff auf die Schleimhäute

Egal, ob man Gonorrhoe (mitunter auch „Gonorrhö“ geschrieben) oder Tripper sagt: Diese Geschlechtskrankheit gehört zu den weltweit am weitesten verbreiteten STD/STI. Im Laufe des 20. Jahrhunderts sanken zwar die Fallzahlen kontinuierlich, doch seit Mitte der 1990er Jahre ist Gonorrhoe wieder auf dem Vormarsch. So gibt es mittlerweile wieder rund 60 Millionen Neuinfektionen  pro Jahr zu beklagen. In Deutschland ist von jährlich bis zu 20.000 Neuinfektionen auszugehen. Weil seit der Jahrtausendwende – außer in Sachsen - zunächst keine Meldepflicht mehr für Gonorrhoe bestand, handelte es sich dabei aber zuletzt nur um Schätzungen. 

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Kurz zu einigen Begrifflichkeiten: Gonorrhoe kommt vom griechischen Wort gonórrhoia und bedeutet „Samenfluss“.  Der Name Tripper stammt vom niederdeutschen Wort drippen ab, der „tropfen“ bedeutet. Auslöser für Gonorrhoe beziehungsweise Tripper ist ein Bakterium namens Neisseria gonorrhoeae, umgangssprachlich Gonokokken genannt.

Wie gefährlich ist Gonorrhoe?

Gonokokken greifen die Schleimhäute an; bevorzugt die der Harnröhre, des Gebärmutterhalses, des Enddarms und des Rachens. Auch die Augen können sie mitunter befallen. Hauptrisikogruppe für Gonorrhoe  sind junge Männer und Frauen zwischen 15 und 25 Jahren.

Gonokokken können sich über die Blutbahnen praktisch im gesamten Körper verteilen und an vielen Stellen ebenso massive wie schmerzhafte Schäden verursachen. So können sie beispielsweise die Haut schädigen und in den Gelenken für Entzündungen sorgen. Gonokokken sind in der Lage, das gesamte Körpersystem derart anzugreifen, dass Gonorrhoe zum Tod führen kann. Wenn Gonorrhoe nicht entdeckt und behandelt wird, können die Gonokokken beim Mann Entzündungen auslösen, die sich auf die Prostata und die Nebenhoden ausbreiten. Eine Unfruchtbarkeit kann die Folge sein.

Bei Frauen kann Gonorrhoe ebenfalls eine Unfruchtbarkeit verursachen, wenn sich die Bakterien bei den Geschlechtsorganen einnisten. Bei schwangeren Frauen besteht zudem die Gefahr, dass durch Gonorrhoe eine Frühgeburt ausgelöst wird.

Aber auch ganz unabhängig von einer (gewünschten oder bereits vorhandenen) Schwangerschaft sind Gonokokken für Frauen gefährlich: So kann die Infektion regelrecht wandern, von der Gebärmutterschleimhaut und die Eileiter über die Eierstöcke bis zum kleinen Becken. Dort angekommen sind häufig chronische Entzündungen und schmerzhafte Verwachsungen die Folge.

Gonorrhoe - wie erfolgt die Übertragung?

Meistens werden Gonokokken beim ungeschützten Sex übertragen. (Beim Oralverkehr geschieht dies über die Rachenschleimhaut, beim Analverkehr über die Mastdarmschleimhaut.) Es gibt aber noch weitere Infektionsmöglichkeiten. Zum Beispiel: Eine Person nimmt mit der Hand eine sexuelle Befriedigung vor und das Geschlechtsteil des Partners ist infiziert – dann reicht es anschließend, wenn sich die Person bereits unbewusst kurz ins Auge fasst, um sich auch selbst mit den Gonokokken zu infizieren.

Apropos Augen: Wenn eine schwangere Frau von Gonorrhoe betroffen ist, besteht bei einer natürlichen Geburt die Gefahr, dass die Bindehaut in den Augen des Babys von den Gonokokken angegriffen wird. Zum Schutz des Babys werden deshalb sofort desinfizierende Augentropfen verabreicht. Interessant: Bis Mitte der 1990er Jahre war eine solche Gonokokken-Prophylaxe Standard nach jeder Geburt. Mittlerweile kommt sie nur noch bei einem entsprechenden Verdacht zur Anwendung. 

An dieser Stelle sei noch mit einem Vorurteil aufgeräumt: Gonorrhoe kann sich niemand auf einer unhygienischen Toilette „einfangen“. Denn Gonokokken können außerhalb des menschlichen Körpers nur kurze Zeit überleben. 

Gonorrhoe - was sind die Symptome?

Erinnert sei noch einmal an die Begrifflichkeiten „Samenfluss“ (Gonorrhoe) sowie „tropfen“ (drippen/Tripper).  Sie lassen richtigerweise vermuten, dass ein Ausfluss beziehungsweise ein unkontrolliertes „Tröpfeln“ aus der Harnröhre eines der klassischen Symptome für diese Geschlechtskrankheit ist. Weil dieses eitrige Sekret vor allem morgens aus der Harnröhre tritt, ist im Volksmund auch von „Bonjour Tropfen“ die Rede. Weil Gonorrhoe bei Männern zumeist eine Harnrohrentzündung auslöst, sind Schmerzen beim Wasserlassen ein weiteres

Weil Gonorrhoe bei Männern zumeist eine Harnrohrentzündung auslöst, sind Schmerzen beim Wasserlassen ein weiteres Symptom. Begleitend dazu kann es zu einer Rötung oder auch Schwellung im Bereich der Eichel kommen. Werden diese Symptome nicht ernst genommen und entsprechend behandelt, kann sich eine Gonokokken-Infektion weiter ausbreiten. Oft schwellen dann auch die Hoden an. Ebenso können Schmerzen im gesamten unteren Bauchbereich auftreten.

Auch Frauen verspüren nach einer erfolgten Gonokokken-Infektion Schmerzen beim Wasserlassen. Häufiger als eine Entzündung der Harnröhre ist bei Frauen allerdings eine Entzündung des Gebärmutterhalses. Ein möglicher Ausfluss, der durch die Vagina erfolgt, wird häufig in seiner Bedeutung unterschätzt, weil es in der Tat auch diverse recht harmlose Ursachen dafür geben kann. Doch wie bei praktisch allen (Geschlechts-)Krankheiten gilt auch hier: Warnsignale des Körpers sollten immer ernst genommen werden. Denn je frühzeitiger eine etwaige Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser und vor allem schneller ist eine Heilung möglich.

Es gibt aber auch noch eine recht tückische Variante bei Gonorrhoe: nämlich die, dass nach einer Infektion keinerlei Symptome auftreten. Das ist insofern sehr gefährlich, weil die Krankheit somit unbewusst weiter verbreitet werden kann.

Und noch etwas ist mit Blick auf bestimmte Sexpraktiken zu beachten: Gonokokken können sich auch im Rachenraum (bei Oralsex) oder im Enddarm (Analsex) ansiedeln. Mögliche Symptome in diesen beiden Fällen sind Halsschmerzen oder auch Schmerzen beim Stuhlgang. Letzteres kann auf eine Entzündung des Enddarms hinweisen, die durch eine Gonokokken-Infektion ausgelöst wurde. Grundsätzlich kann es nach einer Infektion mit Gonokokken gut bis zu zehn Tage dauern, ehe sich erste Symptome zeigen.

Gonorrhoe - welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Nachdem Gonorrhoe diagnostiziert ist, wird ein Arzt den Patienten immer auch nach möglichen Chlamydien untersuchen. Denn eine Kombination dieser beiden Geschlechtskrankheiten ist relativ häufig. Anschließend erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. Problem hierbei: Mittlerweile gibt es immer mehr Gonokokkenstämme, die als resistent gegen die Standard-Antibiotika sind. Fast schon üblich ist deshalb eine Therapie mit einer Kombination von zwei Antibiotika.

Verabreicht wird die Mixtur entweder über eine Injektion oder eine Infusion. Nur in seltenen Fällen werden Tabletten verabreicht. In der Regel reicht eine einzige Spritze oder eben eine einzige Infusion aus. Wenn die Ansteckung mit Gonokokken allerdings erst verspätet erkannt worden ist und deshalb vielleicht sogar schon zu weiteren Komplikationen geführt hat (bei Männern wäre das etwa eine Prostataentzündung, bei Frauen eine Entzündung der Gebärmutter), kann auch eine mehrtägige Verabreichung der Antibiotika erforderlich sein. 

Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass sich immer auch der (beziehungsweise die) Sexpartner der von Gonorrhoe betroffenen Person umfassend untersuchen lässt.

Was ist der beste Schutz vor Gonorrhoe?

Kondome sind zwar der beste Schutz vor Gonorrhoe, aber leider auch kein 100-prozentiger. Wer häufig wechselnde Sexpartner hat, sollten sich deshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen unterziehen. Und noch ein Tipp: Wer Sexspielzeug jeglicher Art verwendet, sollte bei diesen Gegenständen einen größtmöglichen Wert auf Hygiene legen.

Zwar können Gonokokken außerhalb des menschlichen Körpers nur kurze Zeit überleben. Doch besteht bei Sexspielzeug – anders als etwa bei einer Toilette - durchaus das Risiko einer zumindest vorübergehenden Gonokokken-Anhaftung.

Gonorrhoe: Wer ist wo besonders gefährdet?

In Deutschland bestand – ebenso wie den meisten anderen europäischen Ländern – seit der Jahrtausendwende keine Meldepflicht mehr für Gonorrhoe. Aber auch ungeachtet der deshalb zu befürchtenden Dunkelziffer wurde in den vergangenen Jahren wieder eine leichte Zunahme festgestellt. In der Hauptrisikogruppe der jungen Menschen, die sexuell aktiv sind, waren demnach in Europa vor allem homosexuelle Männer sowie Frauen, die der Prostitution nachgegen, besonders betroffen.

Außerhalb Europas gab es zuletzt auch in den USA sowie im asiatischen Raum steigende Fallzahlen. In Asien musste zudem festgestellt werden, dass etliche der dort vorkommenden Gonokokken-Stämme als resistent bezeichnet werden müssen. Das bedeutet: Eine Behandlung mit den ansonsten bewährten Antibiotika-Mixturen ist in solchen Fällen nicht möglich.

Zur Eindämmung von Gonorrhoe wurde zum 1. März 2020 in Deutschland wieder eine (nicht-namentliche) Meldepflicht eingeführt. Sie betrifft allerdings nur jene Infektionen, die von Gonokokken-Stämmen ausgehen, die sich von drei bestimmten Antibiotika (Azithromycin, Cefixim, Ceftriaxon) nur sehr beschränkt zurückdrängen lassen.

In Sachsen, dem einzigen Bundesland, in dem es auch zwischen 2001 und 2019 eine Meldepflicht gab, wurde in diesem Zeitraum eine Verzehnfachung der Gonorrhoe-Erkrankungen festgestellt.