Spermienqualität - Wussten Sie, dass Sperma ein Gesundheitsmarker ist?

Es ist tatsächlich wahr: Anhand der Spermienzahl lässt sich so einiges erkennen – zum Beispiel, wie gesund ein Mann ist. So kann man zum Beispiel abschätzen, wie hoch das Risiko ist, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu erkranken.

SpermienDie Weltgesundheitsorganisaion (WHO) hat die Normwerte für die Untersuchung des Ejakulats übrigens genau festgelegt. Der aktuelle Normwert bezüglich der Spermienkonzentration liegt bei 15 Millionen Spermien/ml, die Gesamtzahl der Spermien im gesamten Ejakulat bei 39 Millionen.

Stark sinkende Spermienzahl in den letzten Jahrzehnten

Dass sich die Spermienanzahl in den letzten Jahrzehnten nach unten verändert hat, zeigen aktuelle wissenschaftliche Studien. Danach ist die Spermienanzahl in den Industrienationen in den letzten 40 Jahren pro ml Samenflüssigkeit um mehr als 50 Prozent gesunken. Der Rückgang der Spermiengesamtzahl pro Samenerguss beträgt sogar knapp 60 Protent.

Höheres Krankheitsrisiko bei geringerer Spermienanzahl

Dänische Kollegen haben in einer wissenschaftlichen Studie festgestellt, dass bei Männern mit einer Spermienkonzentration von weniger als 15 Millionen/ml eine um 50 Prozent erhöhte Chance besteht, erstmals im weiteren Leben stationär behandelt werden zu müssen als bei Männern mit mehr als 40 Millionen Spermien/ml. Zusätzlich konnten unsere dänischen Kollegen zeigen, dass auch die Wahrscheinlichkeit, wegen eines Herz-Kreislaufereignisses (Kardiovaskuläres Ereignis) stationär behandelt werden zu müssen, mit der Spermienanzahl korreliert. Bei einer Spermienkonzentration von weniger als 15 Millionen/ml erhöht sich das Risiko um etwa 40 Prozent. Und: Männer mit Spermienzahlen von mehr als 200 Millionen/ml haben – im Vergleich zu Männern mit niedriger Spermienzahl – ein wesentlich geringeres Risiko, in den nächsten Jahren wegen internistischer Erkrankungen (Herz-Kreislauferkrankungen) stationär ins Krankenhaus zu müssen.

Doch warum ist die Korrelation so groß? Eine schlechte Spermienqualität kann genetisch bedingt sein, vor allem aber spielen auch Lebensfaktoren eine Rolle. Rauchen und ein erhöhter Bauchumfang führen oftmals zu einer schlechteren Gesundheit – und eben auch zu einer Verschlechterung der Spermienkonzentration.

Achtung: das tut der Spermienanzahl nicht gut

  • Neueste wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass nicht nur Nikotin zur Verschlechterung der Spermienqualität führt, sondern auch das Verweilen in einer sehr warmen Umgebung. Ausgiebiges und regelmäßiges Baden in sehr heißem Wasser beispielsweise tut den Spermien nicht gut. Dies gilt auch für erhöhte Umgebungstemparaturen, wie sie etwa bei Nutzung der Sitzheizung im Auto entstehen.
  • Aber auch sehr langes Sitzen kann die Temparatur im Hodenbereich erhöhen und damit die Spermienqualität herabsetzen. Männer, die häufig über einen längeren Zeiraum sitzen müssen, sollten dabei daher nicht die Beine übereinanderschlagen.
  • Die unzureichende Aufnahme von Nährstoffen führt ebenfalls zu einer Verschlechterung der Spermienanzahl. Und auch Extremsportarten, bei denen man bis an Grenze körperlicher Verausgabung geht, sind für die Spermienqualität nicht förderlich. Andererseits zeigt sich bei Bewegungsmuffeln derselbe Effekt. Aus diesem Grund ist moderate Bewegung angesagt.
  • Dass die Qualität der Spermien mit zunehmendem Alter abnimmt, ist normal. Daher sollten Männer ab dem 40. Lebensjahr auf eine ausgewogene, gesunde und vitaminreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse achten

Eine Studie bei gesunden und nichtrauchenden Männern konnte zeigen, dass die Spermienqualität durch eine gesunde, vitaminreiche Ernährung bei Männern über dem 45. Lebensjahr das Niveau von jüngeren Männern erreichen kann. Empfehlenswert sind insbesondere viel Fisch, helles Fleisch, Gemüse, Nüsse, Obst und Vollkornprodukte.

Das Spermiogramm gibt Aufschluss

Bei Verdacht auf Zeugungsunfähigkeit bzw. unzureichende Spermienqualität sollte beim Facharzt ein sogenanntes Spermiogramm durchgeführt werden. Bei diesem Test wird das Ejakulat des Mannes untersucht, und es erfolgt ein genaues Bild über die Beweglichkeit, Form, Menge und mikroskopische Beschaffenheit der Spermien sowie über die Zähigkeit, Menge, Aussehen und Geruch des Spermas. Vor der Untersuchung sollte der Mann 3 bis 5 Tage enthaltsam sein. Da bei diesen Untersuchungen in der Regel Schwankungen auftreten, werden diese in einigem Zeitabstand mehrfach (mindestens zweimal) durchgeführt.

Basierend auf diesen Ergebnissen ergreift der Facharzt gezielte Maßnahmen zur Erhöhung der Fruchtbarkeit. In vielen Fällen ist eine Verbesserung der Lebensgewohnheiten wie z. B. Reduktion von Übergewicht, Alkohol und Nikotin sowie Verbesserung der Ernährung ratsam.

Führt dies nicht zum gewünschten Ergebnis bzw. sind die Lebensgewohnheiten nicht Ursache der Zeugungsunfähigkeit, gibt es weitere Möglichkeiten, für eine natürliche Schwangerschaft und ein Kind, wie z.B. eine Aufbereitung des Spermas für eine künstliche Befruchtung.

Wie wird ein Spermiogramm erstellt?

Zunächst fängt der Mann sein Ejakulat in einem sterilen Becher auf. Die Untersuchung des Ejakulats muss innerhalb von 30 Minuten erfolgen; die Ergebnisse zur Zeugungsfähigkeit und/oder zum allgemeinen Gesundheitszustand werden dann im Spermiogramm zusammengefasst. Dieses sollte bei einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung „Andrologie“ durchgeführt werden lassen – oder in Fertilitätskliniken bzw. -praxen. Mittlerweile gibt es sogar Schnelltests für Zuhause. Für eine sichere Diagnose ist allerdings unbedingt ein Arzt aufzusuchen.

Informationen, die das Spermiogramm enthält

Das Spermiogramm enthält viele wertvolle Informationen: Dazu gehören der pH-Wert, die Gesamtzahl der Spermien im Ejakulat und die Karenzzeit, die darüber Auskunft gibt, wie lange nicht ejakuliert wurde. Zusätzlich wird das Ejakulatsvolumen angegeben. Besonders interessant wird es, wenn es um die Spermienkonzentration geht. Diese wird pro Milliliter angegeben. Die Beweglichkeit (Motilität) der Spermien ist eine weitere wichtige Kennzahl. Nach WHO wird unterschieden nach: lebhaft beweglich, mäßig lebhaft beweglich, lokal beweglich oder unbeweglich.

Zusätzlich untersucht werden die Anzahl der Leukozyten, der Erythrozyten oder anderer Zellen, etwa der Rundzellen. Die entsprechenden Angaben auf dem Spermiogramm sind von Belang, wenn spezielle therapeutische Maßnahmen oder weitere Diagnosen erforderlich sind.

Im Spermiogramm wird auch die Morphologie (das Aussehen) der Spermien beurteilt. Dabei erfolgt u.a. auch eine zytologische Differenzierung. Diese gibt über mögliche Kopf- oder Schwanzdefekte Aufschluss. Ein Eosin-Test wird durchgeführt, wenn man sehen will, wie viele vitale Spermatozoen das abgegebene Ejakulat enthält. Ein MAR-Test (Mixed Antiglobulin Reaction Test) kann bestimmte Antikörper in der Samenflüssigkeit nachweisen, die bewirken, dass Spermien verklumpen. Weitere chemische Untersuchungen sind die Bestimmung von Fructose oder des Zink-, Citrat- oder Carnitin-Gehalts. Zusatzinformationen kann auch die Bakteriologie liefern.

Referenzwerte für ein Spermiogramm nach WHO

ph-Wert > = 7,2 (bis 7,8)

Ejakulatsvolumen > = 1,5 ml

Spermienkonzentration > = 15 Millionen pro Milliliter

Spermiengesamtzahl > = 39 Millionen Samenzellen

Beweglichkeit: lebhaft beweglich und mäßig lebhaft beweglich > = 32%
Beweglichkeit (lebhaft beweglich, mäßig lebhaft beweglich, lokal beweglich) > = 40%

Anteil lebendiger Spermien > = 50%

normale Morphologie > = 4%

Befunde laut Spermiogramm

Wenn alle Ergebnisse im „grünen“ Bereich liegen, sprechen Mediziner von einer "Normozoospermie". Folgende Begriffe können ebenfalls auf einem Spermiogramm auftauchen (alphabetische Reihenfolge / Auswahl)

  • Asthenozoospermie: eingeschränkte Beweglichkeit der Spermien
  • Aspermie: kein Ejakulat
  • Azoospermie: keine Samenzellen im Ejakulat vorhanden
  • Hyperzoospermie: mehr als 150 Mio. Spermien pro Milliliter
  • Kryptozoospermie: eine sehr geringe Anzahl an Spermien im Ejakulat
  • Multisemie (Polysemie): mehr als 6 ml Ejakulatsvolumen
  • Nekrozoospermie: es wurden keine beweglichen Samenzellen gefunden
  • OAT-Syndrom (Oligo-Astheno-Teratozoospermie): starke Einschränkungen bei der Konzentration, Beweglichkeit und Form der Samenzellen
  • Oligozoospermie: reduzierte Spermienanzahl
  • Parvesemie (Hypospermie): das Ejakulatsvolumen ist zu gering
  • Polyzoospermie: mehr als 200 Mio. Spermien pro Milliliter
  • Teratozoospermie: verminderte Anzahl normal geformter Spermien

Falls ein Spermiogramm nicht im Normbereich liegt, kann es ratsam sein, ein zweites anfertigen zu lassen – frühestens nach 4 Wochen. Sinnvoller ist es, 3 bis 4 Monate verstreichen zu lassen.

Wie lässt sich etwas Gutes für die Spermien tun?

Auf den ersten Blick ist es eine schlechte Nachricht: Es gibt viele Faktoren, die sich negativ auf die Spermien und somit auch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Doch auf den zweiten Blick ist das sehr wohl auch eine gute Nachricht: Denn auf diese Weise gibt es im Umkehrschluss natürlich auch viele mögliche Maßnahmen, die man ergreifen kann, um eine Verbesserung hervorzurufen. Davon abgesehen, dass immer erst ein Mediziner per Diagnose feststellen sollte, worin genau die erhöhte DNA-Fragmentation begründet liegt, lässt sich der grundsätzlicher Therapiegedanke wie folgt umschreiben: Ein positiver Lebensstil bewirkt Positives auch für die Spermien.

Gesunde Ernährung sorgt auch für eine bessere Spermienqualität

Manchmal können bereits einfache Veränderungen im Lebensstil dazu führen, dass es zu einer Verbesserung der Sperma-Qualität und in der Folge dann auch zu einer spontanen Schwangerschaft kommt. An erster Stelle ist eine gesunde Ernährung zu nennen. Bei der Ernährung sind es speziell die Vitamine C und E sowie Zink und Folsäure, auf die beim täglichen Speisenplan ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte.

Wer sich und damit auch seinen Spermien einen Vitamin-C-Schub verpassen möchte, greift vor allem zu Obst und Gemüse – idealerweise im Rohzustand, denn Vitamin C gilt als hitzeempfindlich, so dass beim Kochen leider viele Vitalstoffe verloren gehen (eine gute Alternative ist deshalb das schonendere Dünsten!). Als Klassiker im Zusammenhang mit dem Vitamin C gelten seit jeher Zitrusfrüchte wie Orange, Grapefruit und Zitrone. Aber auch Kohlgemüse (zum Beispiel Brokkoli und Rosenkohl und Grünkohl) und Paprika sind perfekte Vitamin-C-Lieferanten.

Wer eine verstärkte Vitamin-E-Zufuhr erreichen will, muss bedenken, dass Vitamin E ausschließlich von Pflanzen produziert wird. Am leichtesten ist es deshalb über pflanzliche Öle (Sonnenblumenöl, Olivenöl, Erdnussöl, Maisöl, Sojaöl) aufzunehmen. Weil Vitamin E über die Nahrungskette auch in den tierischen Organismus gelangt, sind zudem Leber, Margarine und Eigelb zu empfehlen. Auch Süßkartoffeln enthalten viel Vitamin E. Für Zwischendurch bieten sich als Snack zum Beispiel Nüsse oder – wenn es die Jahreszeit erlaubt – frische Himbeeren an.

Tierische Lebensmittel sind auch der ideale Zink-Lieferant. Besonders zinkhaltig sind Innereien wie Leber. Ebenso versorgen  Linsen, grüne Erbsen und Sojabohnen sowie Kürbiskerne, Walnüsse und Haferflocken den Körper mit Zink. Folsäure ist in bestimmten Gemüsen (Salat, Tomaten) und auch Hülsenfrüchten enthalten.

Körperliche Bewegung unterstützt ebenfalls

Außer einer gesunden Ernährung wirkt sich auch regelmäßige körperliche Bewegung positiv auf die Spermien aus. Dabei müssen keinesfalls sportliche Höchstleistungen vollbracht werden. Es reicht manchmal schon der kleine Spaziergang in der Mittagspause. Wenn dann auch noch das Auto ab und zu stehen gelassen wird und stattdessen das Fahrrad benutzt wird, ist ein weiterer Beitrag für einen fitten Körper, in dem sich dann auch fitte Spermien bilden können, getan.

Wie schwimmen Spermien eigentlich?

Vielen Menschen dürfte es auf den ersten Blick recht egal sein, auf welche Weise Spermien schwimmen und sich in Richtung Eizelle bewegen. Die Wissenschaft hingegen beschäftigt diese Frage schon seit längerem. Die Antworten, die jetzt darauf gefunden werden konnten, sind sehr spannend – und könnten sehr wohl auch einige Nicht-Wissenschaftler interessieren. Denn die Erkenntnisse zum Schwimmverhalten von Spermien sind möglicherweise im Zusammenhang mit künstlichen Befruchtungen hilfreich.

Um die Fortbewegung von Spermien näher erforschen zu können, hatten Wissenschaftler auf einem speziellen und extra dafür programmierten Computer simuliert, wie Spermien durch die einzelnen Kanäle schwimmen. Unter anderem sollte auch die Frage geklärt werden, warum sich Spermien in diesen engen Kanälen häufig schräg und mit dem Kopf voraus an der Wand entlang bewegen. Die Ausschläge der sogenannten Geißel, also dem hinteren beweglichen Anteil des Spermiums, sind dabei deutlich ausladender und breiter als die Bewegung an der Kopfseite des Spermiums.

Die Beobachtung dieser Bewegung über einen längeren Zeitraum ergab, dass von den Spermien jeweils eine kegelformartige Bewegung ausgeführt wird. Die Geißel hat dabei regelrecht die Funktion eines Schwanzes, die zum Teil weit ausholt wie eine Peitsche. Da nun diese Bewegung am hinteren Teil so viel breiter ist als die Bewegung an der Kopfseite, schwimmen die Spermien schräg gegen die Wand. Vorteil dieser Schwimmposition: Die Spermien kommen auch dann gut vorwärts, wenn in den engen Kanälen auch noch Kurven auftauchen. 

Diese Beobachtung kann insofern für eine künstliche Befruchtung von Bedeutung sein, wenn es gelingt, unter dem Mikroskop besonders „fitte“ Spermien identifizieren. Die Zukunft wird zeigen, ob sich dadurch die Erfolgsquoten bei einer künstlichen Befruchtung erhöhen lässt.

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