Ursachen der Sexualitätsstörungen bei Frauen

Für sexuelle Störungen bei Frauen gibt es ebenso wie in der Männergesundheit verschiedene Ursachen, die isoliert oder in Kombination auftreten können.

Die wesentlichen Ursachenkategorien sind:

  • Psychosoziale Faktoren
  • Erkrankungen
  • Medikamente
  • Operationen
  • Gynäkologische Ursachen

Psychosoziale Faktoren

Psychosoziale Faktoren spielen bei der Entwicklung von weiblichen Sexualstörungen ebenso eine Rolle wie biologische Faktoren. Die Überzeugung und Einstellung beeinflussen die Sexualität, die Libido (sexuelle Lust) und die sexuelle Reaktion unser ganzes Leben lang.

Frauen, die eine passive Geschlechterrolle oder eine negative Wahrnehmung der Sexualität verinnerlicht haben, haben ein großes Risiko der Entwicklung einer Sexualstörung. Grundlage für eine erfüllte sexuelle Beziehung zwischen zwei Menschen ist die intakte Gefühlsebene. Störungen dieser Ebene führen zu Sexualproblemen.

Eine Frau, die unzureichend stimuliert wird und dies dem Partner nicht anvertraut, wird eher eine sexuelle Unlust oder Erregungsstörung zeigen als eine Frau, die sich anvertraut und ihrem Partner zeigt und sagt, was sie sexuell erregt und ihr gefällt.

Frauen mit einer depressiven Stimmungslage oder einer Angststörung sind häufiger von einer Störung der Libido oder der Erregung betroffen als gesunde Frauen. Während sich bei Männern die Ängste bezüglich der sexuellen Performance auf das Erhalten und Halten einer Erektion beziehen, sind weibliche Ängste im Bereich der körperlichen sexuellen Attraktivität angesiedelt.

Das Selbstbewusstsein bezüglich der Körperwahrnehmung und der sexuellen Attraktivität entscheidet bei einer Frau über das sexuelle Selbstbewusstsein und die sexuelle Funktion.

Auch der sexuelle Mißbrauch als Kind/Jugendliche ist ein großer Risikofaktor für die Entwicklung einer Sexualstörung, verbunden mit einem höheren Level an persönlich empfundenem Leidensdruck. Hier ist eine intensive und professionelle psychologische Betreuung und Therapie notwendig.

Erkrankungen

Erkrankungen können sich ebenfalls negativ auf die Sexualität der Frau auswirken. Einige der wichtigsten Krankheiten in diesem Zusammenhang sind

  • Diabetes Mellitus
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Hypophysenstörung
  • Nebennierenstörung
  • Krebs- und Tumorerkrankungen
  • Inkontinenz
  • Interstitielle Zystitis/Cystitis (Blasenentzündung)
  • Migräne
  • Schlaganfall
  • Parkinson
  • Multiple Sklerosis

Medikamente

Viele Medikamente können Störungen der Sexualität verursachen. An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang die Anti-Babypille zu nennen, die bei einer nicht unbedeutenden Anzahl von Frauen zu einer Luststörung, aber auch Schmerzen im Genitalbereich bei Geschlechtsverkehr führen kann. Man weiß heutzutage, dass es Frauen gibt, die leider mit negativen Effekten der Pille auf ihre Sexualität zu kämpfen haben. Vor allem die Pillen, die das sogenannte „männliche Hormon“ Testosteron senken, um auch die Akne zu behandeln, können als Nebenwirkung eine Störung der Libido (Lustlosigkeit) oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen, da Frauen Testosteron genauso haben und brauchen wie die Männer. Generell gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, die auf den Hormonstoffwechsel wirken und damit häufig zu einer Veränderung der Sexualität führen.

Aber auch z. B. Antidepressiva (vor allem sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, SSRI) führen zu Sexualstörungen. In diesem Zusammenhang ist die Orgasmusstörung/Orgasmusunfähigkeit zu nennen. Die betroffenen Frauen sind nicht oder nur sehr schwer in der Lage, zum Höhepunkt zu kommen. Ähnliche unerwünschte Wirkungen finden sich auch beispielsweise bei Appetitzüglern und anderen Medikamenten, die in den Dopamin/Noradrenalin/Serotonin-Stoffwechsel eingreifen.

Es ist wichtig, dass Sie als betroffene Patientin hierüber offen mit Ihrem Sie behandelnden Psychiater/Neurologen/Nervenarzt sprechen und die Medikamente nicht eigenhändig absetzen. Es gibt auch Möglichkeiten, die Medikamente umzustellen bzw. die entstandenen Probleme mit Hilfe anderer Therapien zu behandeln.

Insgesamt ist die Liste der Medikamente, die Sexualstörungen verursachen können, lang. Nicht nur eine Hemmung der Sexualität oder des Orgasmusgefühls, auch eine unangenehme und störende Steigerung der Sexualität können durch Medikamente entstehen und zu großen Problemen der betroffenen Frauen führen. So weiß man mittlerweile, dass bei Medikamenten, die zentral, also im „Kopf“ auf den Stoffwechsel von Botenstoffen wirken, wie z. B. Medikamente, die bei der Raucherentwöhnung helfen, auch eine sogenannte bleibende sexuelle Erregung entstehen kann. Ein Krankheitsbild, bei dem die Frauen permanent das Gefühl einer sexuellen Erregung im Genitalbereich haben (z. B. Pulsieren oder Schwellung der Clitoris), welches in keinem Zusammenhang mit einer tatsächlich empfundenen Lust steht. Dieses Gefühl wird auch bei vielen Frauen durch den Höhepunkt nicht verändert, und in schweren Fällen kann es zu drastischen Einschränkungen des Lebens führen.

Wenn Sie als Patientin das Gefühl haben, dass eines Ihrer Medikamente Ihre Sexualität negativ beeinflusst, ganz gleich, wie diese Störung ausschaut, haben Sie den Mut, uns offen anzusprechen. Gemeinsam werden wir eine Lösung für Sie erarbeiten und finden.

Operationen

Sexualitätsstörungen können die Folge von Operationen sein. Hierzu gehören insbesondere

  • Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter)
  • Oophorektomie (Entfernung der Eierstöcke)
  • Radikale Vulvektomie (Entfernung der großen und der kleinen Schamlippen)

Gynäkologische Ursachen

Bei Frauen mittleren Alters ist die Menopause einer der größten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Sexualstörung. So konnte in einer Studie gezeigt werden, dass 42 Prozent der Frauen im ersten Jahr der menopausalen Veränderung unter Beschwerden im Sexualleben litten und der Anteil der betroffenen Frauen im 8. Jahr der Menopause auf 88 Prozent angestiegen ist.

Je länger die Menopause, desto eher entstehen durch die hormonellen Veränderungen Sexualitätsstörungen.

Weitere gynäkologische Ursachen sind:

  • Kindsgeburt
  • Endometriose
  • Vestibuläre Entzündungen
  • Episiotomie (Dammschnitt)