Intimrasur: Frauen sind zunehmend „unten ohne“ unterwegs

Knapp 70 Prozent der Frauen entfernen regelmäßig ihre Schambehaarung, Tendenz steigend. Männer holen kräftig nach. Das belegen zahlreiche Studien und Umfragen. Als Hauptgründe geben die Befragten in erster Linie gängige Schönheitsideale, Selbstoptimierung, den Wunsch nach einem jüngeren Aussehen, Hygiene- und Sex-bedingte Gründe an.

Frau

Schamhaare haben eine schützende Funktion

Was vielen Frauen oftmals nicht klar ist: Schamhaare sind nicht nur „Dekoration“. Vielmehr haben sie eine Funktion, sie verschaffen dem Intimbereich ein gesünderes Klima. So schützen Schamhaare die Vagina beispielsweise vor Schmutz, Fremdkörpern und auch vor Krankheitserregern wie etwa Bakterien und Viren. Ferner regulieren sie die Temperatur in der empfindlichen Intimgegend und bewahren die Haut vor zu starker Reibung, die zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr entstehen kann. Ebenso sollen die Duftstoffe, die aus den unter den Schamhaaren liegenden Drüsen strömen, Sexualpartner anlocken und obendrein Aufschluss über den Immunhaushalt geben – ein Merkmal, das bei der Partnerwahl, wenn auch unbewusst, eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Eine jahrtausendealte Tradition

Der kollektive Kahlschlag im Schambereich ist seit ein paar Jahrzehnten ein großer Trend – nicht nur in Deutschland, sondern unter anderem auch in den USA, in Südostasien und in den arabischen Ländern. Doch bereits in der Antike und im alten Ägypten rasierten sich die Frauen regelmäßig, überwiegend aus ästhetischen Gründen. Quellen belegen, dass sich die ägyptische Königin Kleopatra zum Beispiel regelmäßig einem Waxing mit Bienenwachs unterzogen haben soll. Im Laufe der Jahrhunderte war die Intimrasur dann mal weniger, mal mehr angesagt. Beispiel: Während des Nationalsozialismus entsprach das weibliche Ideal einer Frau mit Schambehaarung.

Wenn Rasur, dann richtig

Um die Schamhaare zu schneiden, zu trimmen beziehungsweise zu stylen, empfiehlt sich das Verwenden einer guten Schere, besser noch eines guten Elektro- oder Nassrasierers mit scharfen und sauberen Klingen. Denn stumpfe Rasierklingen erhöhen die Gefahr von Rasurbrand, Rasier-Pickeln und anderen Hautreizungen. Spätestens wenn Klingen sich auf der Haut rau anfühlen, wenn sie an den Körperhaaren ziehen oder die Haut nach der Rasur ungewöhnlich stark juckt, ist es Zeit für einen Klingenwechsel. Frauen, die einen besonders glatten und haarfreien Intimbereich haben möchten, müssen sich im Allgemeinen alle ein bis zwei Tage rasieren – am besten mit einem eigenen Rasierer für den Schambereich. Wer häufiger „fremd“ rasiert, kann Opfer von Bakterien werden.

Vor der Rasur ist es empfehlenswert, einige Minuten zu duschen oder zu baden. Dadurch wird die Haut schön sauber – und die Haar-Follikel werden weicher: Die Haare lassen sich dann leichter schneiden. Rasiergel sorgt für Feuchtigkeit während der Nassrasur und lässt die Klingen sanft über die Haut gleiten.

Beim Rasieren des Intimbereichs bereiten die Schamlippen einigen Frauen Problemen. Am besten ist es, den Bereich in kurzen Zügen zu rasieren. Erst am Schambein, dann die äußeren Vulvalippen und zum Schluss einzelne Haare auf der Innenseite der äußeren Vulvalippen. Die Haut dabei straff zu ziehen, erleichtert die Rasur. Besonders schonend ist die Rasur übrigens mit dem Strich. Frauen, die besonders gründlich sein wollen, rasieren auch nochmal gegen den Strich. Aber Vorsicht, hier kann es schnell zu Reizungen kommen! Die Klingen nach jedem Zug abspülen. Nach der Rasur die Schamgegend abwaschen, die Haut trocken tupfen und eine milde Feuchtigkeitscreme auftragen, idealerweise alkoholfrei.

Flamingo, Frosch oder Schmetterling? Die richtige Position

Ob im Sitzen, Stehen oder auf einem Bein: Frauen rasieren sich untenrum auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Sie haben die für Sie beste Position  noch nicht gefunden? Wie wäre es mit dem Flamingo? Einfach ein Bein leicht anwinkeln und den Fuß auf dem Badewannenrand abstellen. Oder der Schmetterling? Dafür am besten auf den Boden setzen, die Beine anwinkeln und die Knie nach außen stellen. Einige Frauen präferieren eher den Frosch: In die Hocke gehen und die Beine dabei etwas auseinanderspreizen. Ein Spiegel leistet wertvolle Unterstützung. Er minimiert das Risiko von Fehlern, Schnitten oder Hautreizungen – und er liefert wertvolle Einblicke.

Andere Möglichkeiten, lästige Körperbeharrung loszuwerden

Zusätzlich zum Trimmen und Rasieren gibt es eine Vielzahl von Methoden zur Haarentfernung. Das Wichtigste ist, eine Methode zu finden, die den eigenen Bedürfnissen am besten entspricht.

Enthaarungscremes lösen Körperhaare an der Hautoberfläche chemisch auf. Die Prozedur ist einfach: Einfach die Creme auftragen, einige Minuten einwirken lassen und dann mit einem Tuch die Creme und Haarreste sanft abreiben oder unter der Dusche abspülen. Dann am besten etwas Feuchtigkeitscreme auftragen. Diese Methode der Haarentfernung ist besonders für die Bikinizone, aber auch für die Achseln oder die Oberlippe geeignet.

Das Wachsen (Waxing) übernimmt am besten ein Fachmann in einem Salon, ganz Mutige greifen zu einem Wachs-Set für zuhause. So geht’s: Das Wachs in Haarwuchsrichtung auf der Haut auftragen. Sobald das Wachs fest ist, werden Gewebestreifen auf das Wachs aufgebracht und dann mit einem Rutsch entgegen der Haarwuchsrichtung abgezogen. Das Haar wird dabei aus der Wurzel gezogen. Eine Alternative sind vorgefertigte Wachsstreifen. Die Methode kann für jeden Körperbereich angewendet werden. Im Allgemeinen muss die das Wachsen etwa alle drei bis sechs Wochen wiederholt werden.

Beim Tweezing (Zupfen) wird das Haar mit einer Pinzette an der Wurzel herausgezogen. Um das Entzündungsrisiko zu verringern, sollte die Pinzette nach jedem Gebrauch gereinigt werden. Diese etwas schmerzhafte Methode zur Haarentfernung muss alle zwei bis sechs Wochen wiederholt werden, zum Einsatz kommt sie meistens an kleineren Körperpartien wie Augenbrauen oder Oberlippe.

Die Epilation mit einem Epilierer entfernt Haare für bis zu vier Wochen. Das kleine Gerät hat winzige, elektrisch rotierende Pinzetten, die störende Haare an Armen und Beinen, unter den Achseln, im Bereich der Bikinizone oder im Gesicht entfernen. Da die Haare direkt am Follikel entfernt werden, bieten Epilierer ein langanhaltendes, glattes Ergebnis. Epilierer können für alle Körperbereiche verwendet werden, und eigen sich besonders für Beine, Arme, Achseln, Bikinizone und Gesicht. Viele Frauen berichten, dass die Epilation in Kombination mit warmem Wasser, zum Beispiel unter der Dusche, angenehmer ist. Frauen, die nass epilieren wollen, sollten darauf achten, dass ihr Epilierer auch für eine sogenannte Nassanwendung geeignet ist. Vor der Epilation macht es Sinn, die Haut zu peelen, um das Risiko eingewachsener Haare zu vermeiden.

Laser- und Intense Pulsed Light Behandlungen (IPL) bieten eine vergleichsweise dauerhafte Methode zur Haarentfernung. Die Laser-Behandlung ist bei Experten in sicheren Händen. Bei diesem Verfahren zur Haarentfernung wird die Wärmewirkung des Laserlichts genutzt. Die Haare nehmen die konzentrierte Lichtenergie aus dem Laser auf und leiten sie an die Haarfollikel weiter. Die Lichtenergie wird in Wärme umgewandelt, unter dem Hitzeschub verdampfen die einzelnen Haarwurzeln regelrecht. Haarwurzeln, die auf diese Weise verödet wurden, stellen ihre Aktivität, also ihr Wachstum, ein. Die Behandlung mit dem Laser soll schmerzarm sein, wird von Frauen aber in unterschiedlicher Intensität beschrieben.

Alternativ bietet sich ein IPL-Gerät für zu Hause an. IPL funktioniert ähnlich wie ein Laser, verwendet aber ein breites Wellenspektrum. Dadurch dringt das Licht nicht so weit ein wie das des Lasers. Beide Methoden zur Haarentfernung können an allen Stellen des Körpers eingesetzt werden, funktionieren aber am besten bei dunklerem Körperhaar und heller Haut. Dadurch, dass sich unsere Haare immer in unterschiedlichen Wachstumsphasen befinden, braucht es mehrere Behandlungen bzw. alle paar Monate eine erneute Behandlung.

Welcher Look soll es sein?

Das ist vor allem eine Frage des persönlichen Geschmacks. Einige Frauen stehen darauf, wenn die Schamhaare komplett entfernt sind. Andere Frauen wollen lediglich einen Teil der Haare loswerden. Beim Bikini-Style beispielsweise werden nur die Haare entfernt, die aus dem Bikinihöschen hervorblitzen. Und wieder andere Frauen schmücken sich im Intimbereich gern mit speziellen Mustern, vielleicht mit einem Herz, einem Pfeil oder einem Dreieck. Dieser Trend ist eher etwas für geübte Frauen, ansonsten sollte das Styling Profis überlassen werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt!

Hier eine Auswahl der gängigsten Styles:

Landing Strip (French oder auch Brazilian Style)

Hier bleibt lediglich ein schmaler senkrechter Streifen nach der Rasur stehen. Ist der Streifen etwas breiter, spricht man in Anlehnung an den Irokesenschnitt von „Mohawk“. Alle anderen Haare werden epiliert, rasiert oder gewaxed.

Hollywood Cut

Bei dieser Variante wird der gesamte Intimbereich von Haaren befreit. Andere Begriffe für den Look: „Japanisch“ oder „Brasilian“.

Europäisch

Bei dieser Intimfrisur wird lediglich ein kleiner Busch direkt auf dem Venushügel stehengelassen. Der Style wirkt natürlich, aber dennoch gepflegt. Alle anderen Haare werden epiliert, rasiert oder gewaxed.

Triangel (Dreieck)

Oben breit, unten schmal: Die fein säuberlich zurechtgestutzten Härchen formen sich zu einem Dreieck.

Zurück zur Natur

Auch wenn es gerade „in“ ist, „unten ohne“ zu sein, sollte sich keine Frau dem vermeintlichen Rasur-Diktat unterwerfen. Sich von Diktaten zu befreien, hat immer auch etwas Befreiendes – gerade in Zeiten von Body Shaming. Busch oder nicht – das muss jede Frau für sich selbst entscheiden. Am wichtigsten ist, dass sie sich selbst gefällt. Dann hat auch der Partner oder die Partnerin etwas davon!