Sexualität im Alter: anders, aber nicht schlechter

Sex bedeutet Lebensqualität und Lebensfreude und spielt auch für eine intakte Beziehung eine große Rolle. Auch Sex im Alter spielt heute eine wichtige Rolle. 

Sex im Alter ist anders, aber nicht schlechter

Beim Thema „Sex im Alter“ denken viele zunächst daran, ob die körperlichen Voraussetzungen dafür noch gegeben sind. Doch auch psychische Faktoren spielen eine Rolle. Nicht vergessen werden darf zudem, dass es auch beim Mann eine Phase in seinem Leben gibt, in der sich der Hormonhaushalt verändert. Anders als bei den „Wechseljahren“ (Menopause) bei Frauen, wird bei Männern die Hormonproduktion aber nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt komplett vom Körper eingestellt. Vielmehr handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der von Mann zu Mann sehr unterschiedlich sein kann.

Das Gefährliche an diesem schleichenden Prozess ist, dass er oft unterschätzt beziehungsweise zunächst gar nicht wahrgenommen wird. Wenn sich aber die klassischen Symptome wie Antriebs, Kraft- und eben auch Lustlosigkeit erst einmal ausgebreitet haben und sich negativ aufs Sexleben auswirken, wird es mit zunehmendem Alter schwierig, die Abwärtsspirale noch zu stoppen.

Das Positive an der langsamen Hormonumstellung beim Mann ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, dem aktiv zu begegnen. Im Zentrum der Maßnahmen stehen praktisch immer regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung. Nichts wirkt sich kontraproduktiver aufs Sexleben aus als wenn mit zunehmendem Alter eine gewisse Passivität mit all ihren unschönen Begleiterscheinungen eintritt: Männer, die sich körperlich gehen lassen, werden nicht nur unattraktiver, sondern laufen auch Gefahr zu erkranken.

Midlife crisis als Chance

Was im Alter von rund um die 50 oft als „Midlife crises“ bezeichnet und auch belächelt wird, stellt somit in Wahrheit eine Chance dar, einige Einstellungen zum Leben zu überprüfen und im Idealfall auch das Sexleben neu zu definieren.  Denn: Sex im Alter mag anders sein – aber er kann auch besser sein. So wirkt es für viele Paare jenseits der 50 geradezu befreiend, nicht mehr das Thema Verhütung im Blick haben zu müssen. Diese Ungezwungenheit kann ein neues Lustgefühl bereiten.

Ebenso spielt für viele bei Sex im Alter die Sinnlichkeit eine viel wichtigere Rolle. Bei jungen Menschen wird der Geschlechtsverkehr häufig von einer fast schon sportlichen Seite betrachtet, inklusive des Wunsches nach „schneller, häufiger, länger“ – oder aber es herrscht eine Drucksituation, weil sich mit dem Sex ein Kinderwunsch erfüllt werden soll. Bei älteren Menschen hingegen können sich die Erfahrung  und auch die Gelassenheit positiv auf den Sex auswirken. Doch selbst wenn im Kopf alle Voraussetzungen für ein erfülltes Liebesleben geschaffen sind, kommt natürlich auch trotzdem wieder der Körper ins Spiel, wen möglicherweise auf Erkrankungen Rücksicht genommen werden muss. Aber auch hier gibt es – im wahrsten Sinne des Wortes - Hilfestellungen.

Die besten Sex-Stellungen für Menschen, die im unteren Rücken Schmerzen haben

Bei Schmerzen im unteren Rückenbereich wird der Sex oftmals zu einer besonderen Herausforderung. Viele Betroffene sind daher sexuell weniger oder gar nicht aktiv. Dies wiederum kann zu Depressionen oder negativen Veränderungen in der Beziehung führen. Wir haben in einer Studie herausgefunden, welche Positionen für betroffene Patienten am angenehmsten sind.

  • Es treten Schmerzen auf, wenn der Oberkörper vorgebeugt wird? Hier empfiehlt sich der Doggy-Style-Sex: Die Partnerin ist auf den Händen und Knien, während die Penetration vom Mann von dorsal (hinten) erfolgt. Auch die sogenannte „Löffelstellung“ ist ideal: Die Partner liegen dabei Seite an Seite liegen und schauen während der Penetration in eine Richtung.
  • Es treten Schmerzen auf, wenn man sich nach hinten beugt? Hier scheint die Missionarsstellung die beste zu sein.
Weitere Möglichkeiten, um die sexuelle Aktivität angenehmer zu gestalten
  • ein warmes Bad, eine Dusche und/oder die Einnahme von Schmerzmedikamenten kurz vor dem Sex
  • je nachdem, wo die Schmerzen auftreten: Bewegung in der Hüfte und in den Knien, jedoch nicht in der Wirbelsäule
  • Verwendung von eingerollten Handtüchern oder Kopfkissen, die man zum Beispiel unter den Rücken legt
  • nach der sexuellen Aktivität die schmerzende Rückenregion mit Eis oder einem Kühlpad kühlen
  • Auch hier ist eine gute Kommunikation zwischen den Partnern das A und O. Im Gespräch lässt sich am besten herausfinden, was angenehm und machbar ist.

Für ein erfülltes Sexualleben – Lust und Liebe mit „Köpfchen“!  

Die wichtigste Grundregel, um auch im Alter noch Lust spüren zu können, ist im Grunde genommen sehr einfach und lässt sich sogar in einem einzigen Wort zusammenfassen – und doch ist genau das im Einzelfall oft nur schwer umzusetzen: Offenheit!

Nur, wer in einer Partnerschaft über seine wahren Gefühle und Bedürfnisse sprechen kann, wird auch seine Erfüllung finden – und zwar ganz egal, ob mit dem Begriff „Sexualleben“ nun ganz konkret der Geschlechtsverkehr gemeint ist oder aber Aspekte wie Zärtlichkeit, Intimität und Nähe. Ebenfalls wichtig zu wissen: Vieles im Zusammenhang mit Lust und Sex spielt sich im Kopf ab! Das ist insofern eine beruhigende Erkenntnis, weil dadurch irgendwelche körperlichen Einschränkungen zweit-, wenn nicht gar drittrangig werden.

Es ist keineswegs eine leere Phrase, wenn es heißt, dass sich der Sex mit zunehmenden Alter verändert. Der Orgasmus ist für viele Menschen von einer deutlich geringeren Bedeutung als vielleicht noch in jungen Jahren. Auf eine gewisse Weise kann sich im Alter auch ein Kreis schließen, was das Liebesleben betrifft: Viele Menschen sammeln ihre ersten Erfahrungen in Sachen Intimität beim sogenannten Petting. Hierbei spielen die Lust am Entdecken eines anderen Körpers noch die größte Rolle. Im Alter muss der Körper eines langjährigen Partners zwar nicht mehr „entdeckt“ werden, doch trotzdem kann das Sexualleben – wie einst beim Petting – vor allem wieder vom Austausch von Zärtlichkeiten dominiert werden. Der Orgasmus (und noch nicht einmal das Eindringen des männlichen Glieds in die weibliche Scheide) muss nicht mehr das große Ziel sein – vielmehr kann bereits der Weg das Ziel sein. Ein Weg der Zärtlichkeit, der dennoch voller Gefühle und Lust sein kann.

Das Thema Offenheit gilt aber nicht nur in Bezug auf die Partnerschaft: Haben Sie den Mut, auch mit ihrem Arzt über ihre Bedürfnisse zu reden. Vor allem dann, wenn es Probleme im Sexualleben gibt. Denn die Medizin hat heute viele Möglichkeiten, etwaige Probleme zu lösen. Nutzen Sie dieses medizinische Wissen! 

Finger weg von Medikamenten aus Internet

Ein Arzt kann auch seriöse Empfehlungen für Medikamente geben, die beispielsweise die Lust fördern oder Erektionsstörungen lindern können. Dringend gewarnt werden muss allerdings vor Pillen und Pulvern, die preisgünstig im Internet bestellt werden können. Davon abgesehen, dass diese oft nur eine sehr kurzfristige und temporäre Wirkungskraft haben, können hier ungeahnte Nebenwirkungen auftreten.

So verlockend es erscheinen mag, diverse Medikamente ganz anonym im Internet zu bestellen, sollte das damit verbundene Risiko für die Gesundheit nicht eingegangen werden. Deshalb: Haben Sie keine Scheu, ihren Arzt um Hilfe zu bitten. Denn: Ihr Arzt kennt sich damit aus und kann sein medizinisches Wissen zielgerichtet für Sie einsetzen!

Welche Auswirkungen hat Corona auf das Sexualleben?

Noch lässt sich nicht seriös abschätzen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auch auf das Sexualleben in unserer Gesellschaft hat. Eine vorsichtige Vermutung geht allerdings in die Richtung, wonach sich eher für jüngere Menschen Probleme daraus ergeben als für ältere. Denn das Knüpfen neuer (Sex-)Kontakte fällt deutlich schwieriger, wenn Clubs und Diskotheken geschlossen sind.

Für bereits bestehende Partnerschaften kann das Coronavirus sehr verschiedene Auswirkungen haben – das hängt nicht zuletzt von der aktuellen Qualität der Beziehung ab. Grundsätzliche stellen die zahlreichen Einschränkungen im Zusammenhang mit Corona eine Belastung dar. Doch im Idealfall kann die Zeit, die mehr zusammen und zuhause verbracht werden „muss“, durchaus positiv genutzt werden – für mehr Zweisamkeit, Nähe und damit auch Intimität.

Im krassen Gegensatz dazu stehen die Auswirkungen für all jene Partnerschaften, die bereits vor Corona nicht in einem perfekten Zustand waren. Dann kann die besagte „Zeit für mehr Zweisamkeit“ nämlich sehr schnell als sehr negativ empfunden werden. Weitere Aspekte, die eine Rolle spielen: Wenn kein Partner mehr die Chance hat, sich beispielsweise durch den Besuch eines Fitnessstudios oder auch einer Kneipe abzulenken oder gar abzureagieren, können sich bestehende Belastungen in einer Partnerschaft noch potenzieren. Aber auch hier sei dringend Offenheit empfohlen: Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Sorgen und Ängste, Ihre Gedanken und Probleme sowie vor allem auch über Ihre aktuellen Bedürfnisse – nur dann kann gemeinsam ein Weg auch aus der Corona-Krise gefunden werden. Ihre Partnerschaft sollte es Ihnen wert sein!